Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
Vom Netzwerk:
ausgelacht. Der solariumverbrannte Blonde kriegt von seinen Kumpels Schulterklopfer, weil er dem Mädchen vom Dorf den Rock hochgezogen hat.
    »Was für Pisser!«, schnaubt Maja.
    »Wer? Die Typen oder die Touristen?«
    »Alle.«
    Wir steigen in die U-Bahn. Linie 1, die Legendäre. Die Party-U-Bahn. Es ist eng und stickig. Ich bin nicht oft nachts unterwegs, aber wenn ich mal mit der Linie 1 fahre, sind immer haufenweise Besoffene unterwegs, mit ihren halb geleerten Alkopops, und immer ist einer dabei, der die U-Bahn vollkotzt.
    Ich presse meine Stirn gegen die Fensterscheibe und schaue auf die Spree, in der sich die Lichter der Stadt spiegeln.
    Und schon steht Andy in der U-Bahntür. Andy verkauft die »Motz«, die Obdachlosenzeitung, und sagt uns allen, dass er sehr wohl ein Alkoholiker ist, und dass es uns einen Dreck zu interessieren hat, und dass, wenn wir wollen, können wir uns auch den Arsch abwischen mit seiner »Motz«, aber abkaufen wäre schon nett, und eigentlich ist er sonst nicht so, nur … ist halt ’n bisschen stressig … aber wenn wir uns alle ein bisschen mehr lieb hätten, dann … vielleicht auch nicht … jedenfalls wird in der neuen »Motz« von Alkis berichtet, also solchen, wie er einer ist, und das wäre doch ein schöner Grund … ach, was weiß ich, sagt er … der auswendig gelernte Text ist mir flötengegangen gestern Abend im Suff, aber … ein Euro zwanzig werdet ihr doch überhaben, ihr verdammten Wichser!, schreit er. Und dann plötzlich sieht er betreten zu Boden.
    Niemand kauft ihm eine Zeitung ab. Maja und ich steigen aus.
    »Wenn ich groß bin, zieh ich aufs Land, echt«, sagt Maja und sieht Andy mitleidig hinterher.
    Wir laufen über die Warschauer Brücke, werden von dem Menschenstrom aufgesogen, in Parfümwolken gehüllt, von Jungs angeguckt, von Pennern angerempelt. Ich habe mich bei Maja untergehakt, damit sie mir nicht verloren geht. Sie drückt meine Hand.
    Einen kurzen Moment denke ich an meine Eltern, die jetzt irgendwo am Strand liegen und wahrscheinlich überlegen, ob sie mich schon heute anrufen sollen oder doch lieber erst morgen.
    »Da sind wir!« Maja zieht mich durch die Tür des Exit .
    Der Club ist schon voll, obwohl die Band erst beim Soundcheck ist. Elektrisch verstärkte Gitarren, ein dumpfes Schlagzeug und zwischendrin leise Mundharmonikaklänge. Black Birds. Kein besonders origineller Bandname, aber auf Englisch hört sich irgendwie alles gut an. Es ist stickig, alle rauchen, und man spürt förmlich, wie die Hautporen verkleben.
    Maja besorgt uns an der Bar irgend so einen giftgrünen Cocktail. Ich nippe vorsichtig an meinem und bin nicht überzeugt, drücke ihn Maja in die Hand und besorge mir einen Club Mate.
    Das Publikum ist größtenteils älter als wir, wesentlich. Einige Männer haben alberne Cowboyhüte auf dem Kopf und tragen Lederwesten mit Indianergebimsel. Die Frauen sind gut gebräunt und tragen Jeansminis, Netzstrumpfhosen und bunte Oberteile. Niemand beachtet uns. Man sieht über uns hinweg. Der Sänger der Band sagt ein paar Sachen ins Mikro, um die Lautstärke zu testen. Er ist groß und schlaksig, vielleicht dreiundzwanzig, und bis auf sein komisches Holzfällerhemd sieht er ziemlich gut aus. Sein Lächeln gefällt mir. Unglaublich weiße Zähne. Oder ist das nur das Licht? Ich frage mich, warum die Band vor lauter alten Knackern auftritt.
    »Mann, nix zum Abschleppen hier«, beschwert sich Maja.
    »Was ist mit dem Sänger?«, frage ich.
    »Nicht mein Typ. Ich steh nicht auf Schlaghosen.«
    »Mann Maja, wen interessieren die Hosen?«
    »Du hast einfach mal keine Ahnung.« Sie winkt ab, so als wäre es sinnlos, sich mit mir zu unterhalten.
    Ich schlängle mich vor zur Bühne. Ich stehe da ganz lässig, nippe an meinem Mate und zünde mir eine Zigarette an. Der Sänger schaut ein paar Sekunden zu mir herüber, doch noch ehe ich zu einem Lächeln ansetzen kann, schaut er schon wieder weg.
    »Warum stehen Frauen immer auf Sänger?«, sagt jemand, der mir die Augen von hinten zuhält.
    Wenn es so ein Typ mit Cowboyhut ist, kann ich für nichts garantieren. Ich schiebe die Hände beiseite, drehe mich um und sehe in das lachende Gesicht von Jeffer.
    »Oh man, ich dachte, ich haue dir gleich eine rein!« Die Sachen, die mir spontan so rausrutschen, sind nicht die besten.
    »Eine reinhauen? Womit hab ich das verdient?«
    »Nicht dir, Mensch, ich dachte du wärst so ’n komischer Cowboyhut«, versuche ich, mich zu rechtfertigen.
    »Nein, ich

Weitere Kostenlose Bücher