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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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wirklich.«
    »Ist mir egal. Ich will die alle nicht mehr sehen. Echt. Die sollen uns schön in Ruhe lassen! Können sich andere Dächer für ihre abgefuckten Partys suchen. Ich bin nicht mehr der Gastgeber, bestimmt nicht. Die brauchen immer einen Clown, aber ich bin das nicht mehr!«
    »Das hältst du doch nicht durch!«
    »Wetten?«, er streckt mir die Hand entgegen
    »Ich wette nicht mit dir. Das hältst du trotzdem nicht durch. Wenn du nicht im Mittelpunkt stehst, drehst du doch durch.«
    »Autsch!«
    »Ist doch wahr!«
    »Du glaubst, du hättest den absoluten Durchblick, oder?«
    »Langsam aber sicher!« Ich zwinkere ihm zu.
    »Hey, vergiss es. Ist auch egal, wirklich. Lass uns doch einfach den Kontakt zur Außenwelt abbrechen.«
    »Was?«
    »Ich habe die Einkäufe erledigt, ich ziehe den Stecker vom Telefon … siehst du, ich tue es wirklich. Wir ziehen die Vorhänge zu, stellen die Klingel ab. Die können uns alle mal! Hey Frieda, ich möchte wirklich Zeit mit dir verbringen, ohne das ganze Drumherum.«
    »Aber das Drumherum ist doch nett.«
    »Aber langweilig, nach drei Wochen spätestens. Kannst du mir ruhig glauben.«
    »Ich weiß nicht. Ich finde es eigentlich wirklich nett.«
    »Hör zu, du bist einfach so bei mir eingezogen. Das war cool. Wirklich. Wir hatten unseren Spaß. Jetzt lass uns einen Schritt weitergehen. Du und ich und nichts weiter. Wir machen die Wohnung schön, wir sehen fern, wir kochen, reden, rauchen, hören Musik, machen Aufnahmen mit der Kamera, fühlen uns wie Künstler oder so. Ich bringe dir Schach bei.«
    Für mich geht wieder alles ein paar Schritte zu schnell. Ich versuche nachzuvollziehen, wie das Gespräch mit Edgar uns hierher führen konnte, so plötzlich und scheinbar doch durchdacht, schließlich hat Jeffer schon die Einkäufe dafür erledigt. Ist das schon länger geplant? Ist das mit Edgar nur ein Vorwand oder gar ein abgekartetes Spiel?
    Blödsinn!
    Warum kommen mir überhaupt solche Gedanken?
    »Sag was, Frieda!« Jeffer wirkt ungeduldig.
    »Ich muss nachdenken!«
    »Nein! Du sollst eben mal nicht nachdenken!«
    »Hör schon auf, vielleicht kannst du das ja so. Ich nicht. Ich muss nachdenken.«
    »Schön. Bitte, denk nach.«
    Er sieht mich mit großen Augen an.
    »Mensch, so kann ich doch nicht nachdenken! Hör auf, mich anzusehen!«
    »Ich kann nicht. Du bist so süß!«
    »Oh Gott!« Ich drehe mich weg von ihm, weil mir so auf die Schnelle kein guter Konter einfällt. Vielleicht werde ich sogar rot. Wieder einmal hat er mich voll erwischt.
    Ich stecke mir eine Zigarette an und verschwinde auf dem Klo. Ich setze mich auf den Badewannenrand und sehe aus dem Fenster. Das mit dem sich wie Künstler fühlen gefällt mir gut. Auch dass Jeffer sagt, ich sei süß. Irgendwie bedeutet es mir doch etwas. Irgendwie macht dieses Spiel auch Spaß. Damals, am Anfang, hatte ich Angst, dass Jeffer sich über mich lustig macht, dass ich einfach eine weitere Kandidatin für seine Liste der gebrochenen Herzen sein soll, dass er mich nur so weit bringen will, ihn toll zu finden, um mich dann eiskalt abzuservieren.
    Diese Angst habe ich nicht mehr. Und obwohl ich immer noch nicht weiß, warum er mich für das alles hier ausgewählt hat, glaube ich ihm, dass er mich mag. Ich selber mag mich seitdem auch ein Stückchen mehr. Ist schon komisch, dass man immer die Bestätigung anderer braucht.
    Das mit dem Einsperren ist bescheuert, unnötig dramatisch, vollkommen überzogen und trotzdem finde ich es langsam gut. Warum auch nicht? Vielleicht ist das sogar ein schöner Abschluss, bevor ich wieder nach Hause muss. Meine Eltern werden bald wieder aus ihren verspäteten Flitterwochen heimkehren. Ich sollte mir jetzt schon langsam Gedanken darüber machen, wie ich ihnen in die Augen sehen soll, ohne das alles hier zu verraten. Ich hoffe, es gibt keine Probleme mit der Schule. Ich habe die Gedanken an die Schule immer wieder verdrängt, aber so langsam sollte ich doch vielleicht Maja anrufen, um nachzufragen, ob meine Abwesenheit schon für Spekulationen sorgt.
    In der Küche klappert Jeffer mit Töpfen und Pfannen. Ich verlasse das Badezimmer und stelle mich in den Türrahmen.
    »Also gut«, sage ich.
    »Schön. Ich wusste, dass dir die Idee früher oder später gefallen würde.«
    Jeffer hat die Vorhänge in der ganzen Wohnung vor die Fenster gezogen und Kerzen angezündet. Der Telefonstecker ist gezogen und aus dem Plattenspieler dudeln leise die Dire Straits mit »Down to the

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