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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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Wir küssen uns, sonst nichts.
    Und dann auf einmal ist Jeffer nicht mehr da, und ich traue mich noch immer nicht, die Augen zu öffnen. Ich sitze da, mit geschlossenen Augen, und will diesen Moment wieder zurückholen. Seine Lippen wieder auf meinen spüren und weiter das Gefühl auskosten, als würde man sich gleich auflösen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt als diesen Kuss.
    Doch als ich die Augen schließlich wieder öffne, sitzt Jeffer mir am Tisch gegenüber und sieht aus dem Fenster. Er raucht eine Zigarette. Ich zünde mir auch eine an. Enttäuscht irgendwie.
    Wir reden nicht mehr und sehen uns auch nicht an. Keiner von uns beiden ist in der Lage, irgendein Thema zu finden, das jetzt nicht lächerlich klingen würde. Stattdessen trinken wir so lange, bis die Nacht irgendwie im Whiskeynebel versinkt.
    Ich merke noch, wie ich mich später ins Bett schleppe, welches furchtbar kalt ist. Ich schließe das Fenster und ziehe die Decke bis zu meinem Kopf hoch. Ich zittere. In der Küche höre ich Jeffer den Kühlschrank öffnen und wieder schließen, den Wasserhahn aufdrehen, die Platte wechseln. Ich möchte gerne weinen, aber da kommt nichts. Also schließe ich die Augen und kämpfe gegen das Drehen in meinem Kopf an. Irgendwann schlafe ich endlich ein.

AM NÄCHSTEN MORGEN ist alles wie immer. Zumindest nach außen. Wir frühstücken, ich bin schrecklich verkatert, Jeffer weniger, er hat mehr Übung als ich. Die Vorhänge sind immer noch zugezogen, deshalb fällt es mir schwer einzuschätzen, wie spät es eigentlich ist. Mir fällt der riesige Geschirrberg in der Spüle auf, und ich beschließe, nach dem Frühstück ein wenig aufzuräumen. Irgendwie habe ich ein großes Bedürfnis nach ein bisschen Ordnung. Jeffer grinst verschmitzt, so als hätte er meine Gedanken erraten, und verschwindet dann im Badezimmer. Er lässt sich ein Bad ein. Ich schlüpfe in frische Jeans und ein T-Shirt und mache mich an die Berge von Tellern und Tassen. Dann schrubbe ich den Herd. Als ich mich für eine kleine Verschnaufpause mit einer Zigarette an den Tisch setze, fällt mir diese ungewöhnliche Stille in der Wohnung auf. Kein Telefonklingeln. Wie auch, wir haben gestern den Stecker gezogen. Wahrscheinlich haben schon ein Dutzend Leute entnervt versucht, hier anzurufen.
    Während wir uns mit Whiskey betrunken haben. Während wir uns geküsst haben. War es so? Ist das wirklich passiert oder bilde ich mir das am Ende ein? Ich sehe mich hektisch in der Küche um und versuche, Anzeichen dafür zu finden, dass es wirklich so war, was völliger Quatsch ist, was sollte ich schon finden? Die Kamera liegt noch auf dem Tisch. Ich nehme sie und spule ein Stück zurück. Die letzten Bilder, ich, wie ich verschämt in die Gegend schaue, Doorsmusik und dann … black. Danach ist es passiert, jetzt weiß ich es, weiß es genau, fast spüre ich wieder Jeffers Lippen auf meinen. Ich schließe meine Augen.
    »Was hältst du davon, wenn wir die Küche streichen?«, ruft Jeffer aus dem Bad herüber und reißt mich aus meinem Flashback.
    Ich stelle mich in den Türrahmen des Badezimmers. Jeffer steht mit einem um die Hüften gebundenen Handtuch vor dem Spiegel und rasiert sich. Sein Oberkörper ist noch nass und kleine Wassertropfen fließen von seiner Brust Richtung Bauch und weiter abwärts, bis sie vom Handtuch aufgefangen werden.
    »Warum möchtest du die Küche streichen?«, frage ich möglichst unbeeindruckt, er soll nicht merken, wie verwirrt ich eigentlich noch bin. Er scheint es ja nicht zu sein.
    »Ich dachte, heute wäre ein guter Tag dafür«, sagt er und lächelt mich vielsagend an.
    »Von mir aus.« Ich zucke mit den Schultern.
    »Was hältst du von Grün?«
    »Grün? Warum nicht«, sage ich und verlasse wieder den Türrahmen, sonst muss ich ihn gleich wieder küssen, wie er da so steht, nur in sein Handtuch gewickelt. Ich zünde mir die nächste Zigarette an und laufe eine Weile aufgeregt in der Küche hin und her.
    Nachdem Jeffer in seine Klamotten gestiegen ist, geht er in den Keller und kommt mit zwei Farbeimern und Rollen wieder zurück. Als er an mir vorbeiläuft, streift er mit seinem Arm den meinen, unabsichtlich womöglich, aber sofort fängt mein Herz an zu rasen.
    Ich setze mich an den Tisch und versuche, uns Papierhütchen aus Zeitung zu basteln, irgendwann hatte ich das mal in der Schule gelernt, aber jetzt will es mir einfach nicht gelingen. Jeffer setzt Teewasser auf und legt irgendwelche Bluessongs auf den

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