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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Füße. Mein Anzug war von feinem weißem Staub
bedeckt; Kette und Ringbolzen, die von den Klammern um meine Handgelenke
herabbaumelten, rasselten bei jedem Schritt. Der Geist von Greshingham Crescent ging wieder um, vermerkte ich sauer.
    Der Schalter an der Wand
betätigte eine nackte Glühbirne, die an einem elektrischen Kabel von der Decke
baumelte, ein trübes Rot übergoß plötzlich das
Halbdunkel und machte aus dem Keller den Tummelplatz irgendeines heißblütigen
Marquis de Sade. Ein riesiger Schrank aus Zedernholz — ein Erbstück Dr. Caligaris ? — war das einzige Möbelstück, das den kahlen
Raum zierte. Ich zog die Tür auf und starrte den Inhalt an: die Sammlung eines
Kenners, Peitschen und Rohrstöcke, verschieden lange Ketten und Gewichte, und
ein komplettes Sortiment ärmelloser Ledertrikots, auch das noch! Das erklärte
völlig überzeugend, warum der Ringbolzen nur in Mörtel eingelassen war. Alle
meine angeketteten Vorgänger waren ausschließlich Freiwillige gewesen. Ein
entschieden ausgefallenes Hobby für einen Handelsbankier, aber vielleicht fand
Waring, im Gegensatz zu mir, Geld langweilig.
    Die schwache Hoffnung,
irgendein scharfes Instrument aufzutreiben, um meine Armbänder loszuwerden,
verlöschte sofort im blutroten Schummerlicht. Daraufhin versuchte ich mich an
der Kellertür und fand sie unverschlossen. Nun konnte ich wählen: Entweder
wartete ich hinter der Tür auf Waring und schlug ihn mit dem Ringbolzen nieder,
oder ich optierte für das Risiko, möglicherweise in einen Pistolenlauf zu
marschieren. Schließlich entschied ich mich für den Pistolenlauf, nicht aus
Tapferkeit, sondern aus Ungeduld.
    Eine steile Treppe führte in
die Küche. Ich machte kurz halt und horchte angestrengt, aber das Haus war
totenstill. Ich nahm den Ringbolzen in beide Hände, damit er nicht rasselte,
schob mich durch den Flur und landete schließlich im Wohnzimmer. Die Tür stand
weit geöffnet, und die Stille war inzwischen so lärmig geworden., daß sie mir in den Ohren weh tat. Ich schluckte heftig, drückte mir im Geist
die Daumen und machte dann einen ersten Riesenschritt in den Raum hinein.
    Es war gar nicht nötig gewesen,
den Ringbolzen am Rasseln zu hindern. Ich hätte eine ganze Opernarie schmettern
können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Waring saß zusammengesackt in
einem Sessel hinter dem geschnitzten Schreibtisch, aus seiner Kehle ragte das
Heft eines Messers, und eine feuchte Blutspur lief ihm vorn über den Anzug. Als
ich näher herankam, sah ich das eingefrorene Entsetzen in seinen
weitaufgerissenen blauen Augen. Er war sehr sichtbar tot, dagegen ließ sich nichts
mehr ausrichten. Aber ich hing mit dem Kopf in der Schlinge — schoß es mir
plötzlich durch eben diesen —, wenn ich nicht machte, daß ich verdammt schnell
aus dem Hause kam. Ungeschickt schob ich die Hände in Warings Jackettaschen und
hatte beim zweiten Versuch Glück. Der Schlüssel, den ich ausgrub, schien zu
meinem stählernen Armschmuck zu gehören. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als
mir ein Handgelenk auszukugeln, um ihn benutzen zu können.
    Während ich mit dem Schlüssel
zwischen den Fingern dastand und mir den Kopf zerbrach, wie, zum Teufel, ich je
die Handschellen aufschließen sollte, klopfte es zweimal sehr laut an der
Haustür. Die Polente? schluchzte mein Gehirn. Warings gebrechliches
weißhaariges Muttchen mit einer Tüte selbstgebackener Plätzchen? Einer seiner
masochistischen Kumpel, so richtig eingestimmt auf ein handfestes Auspeitschen?
Es gab nur einen Weg, der Sache auf den Grund zu gehen, als der Klopfer wieder
gegen die Bronzeplatte hämmerte, und den Gedanken fand ich gar nicht komisch.
    Auf der Türschwelle stand eine
hochgewachsene Blondine, deren aufgetürmtes Haar ihrer Länge noch einige
Zentimeter hinzufügte; sie trug eine mit wilden Kreisen und Punkten übersäte
Minikreation in brennenden Farben. Sie war um die Dreißig, schätzte ich, aber mit
mindestens fünf Generationen Erfahrung hinter sich. Ihre grauen Augen waren
rückhaltlos zynisch, ihr Mund sinnlich geschwungen, mit einer Spur Grausamkeit.
    »Ich kann zwar kaum was sehen«,
sagte sie mit dem schicken Akzent der East Seventieth ,
»aber es reicht, um zu erkennen, daß Sie nicht Edward Waring sind .«
    »Danny Boyd«, stellte ich mich
vor und machte die Tür weiter auf.
    »Mein Gott!« Sie starrte auf
die Staubschicht, mit der ich von Kopf bis Fuß eingepudert war. »Sind Sie
sicher, daß Sie noch leben ?«
    »Eine

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