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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Klunker zu stehlen .« Sie hörte mit
durchtriebenem Lächeln ein paar Sekunden zu. »Natürlich werde ich ihn nicht
entkräften, Liebling« — das, was unausgesprochen in ihrem trägen Seufzer
mitschwang, ließ meine Augäpfel hervortreten —, »Danny ist nicht umzubringen.
Möchtest du vielleicht ein paar Einzelheiten hören ?« Kurz darauf legte sie auf, gurgelnd vor Lachen. »Sorcha hat eingehängt. Findest
du das nicht ungehörig ?«
    »Ich finde es ungehörig, einen
mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu holen«, sagte ich.
    »Da bin ich nicht so sicher .« Sie hockte sich auf ihre Schenkel und betrachtete mich
prüfend. »Ich bin hellwach und durchaus munter. Wie spät ist es eigentlich —
drei ?«
    »Vier !« stöhnte ich.
     
    Der Zimmerservice brachte uns
so um zehn Uhr morgens das Frühstück. Ich spülte schwarzen Kaffee hinunter und
vermied geflissentlich zuzusehen, wie Daphne sich Kaviar auf ihren Toast
strich. Es war schon schlimm genug, die Explosionen im danebenstehenden
Champagnerglas mitanzuhören. Immerhin aß sie nicht schon zum Frühstück
Käsekuchen.
    »Wen willst du heute
einstampfen, Danny ?« fragte sie plötzlich.
    »Waring«, murmelte ich. »Er ist
wieder in London, behauptet Sorcha. Aber im Augenblick habe ich das Gefühl, daß
ich nicht mal einen Schmetterling niederwalzen könnte.
    Sie behauptet, nur so könne man
mit ihm fertig werden; er fürchtet körperliche Kraftakte .«
    »Edward ist ein inbrünstiger
Feigling«, sagte sie. »Er wohnt in Kensington, hat Sorcha dir das gesagt ?«
    »Sicher, er steht im
Telefonbuch«, nickte ich.
    » Greshingham Crescent. Wenn du willst, kann ich ihn ja anrufen, ehe ich gehe, und einen
Termin für dich ausmachen .«
    »Wunderbar.« Ich füllte meine
Kaffeetasse. »So um drei heute nachmittag , wenn es
ihm paßt .«
    »Welch herrlich unersättlicher
Mann du bist, Danny Boyd«, sagte sie mit bewundernder Stimme. »Noch zwei
Runden, und wir haben das Ziel erreicht, was meinst du ?«
    »Ich brauche die Zeit zum
Schlafen«, schnarrte ich. »Du gehst, sobald du mit dem Frühstück fertig bist !«
    »Na, schön.« Sie tat die Sache
mit einem anmutigen Achselzucken ab. »Vielleicht sollten wir sowieso unsere
Kräfte fürs Wochenende aufsparen. Wobei mir einfällt: Ich habe noch wer weiß
was zu erledigen .«
    Sie leckte sich die letzten
kleinen schwarzen Kaviarperlen von den Fingern, trank den Rest des Champagners
und ging zum Telefon. In dem schwarzen Spitzenhalbrock, der ihr eben bis an den
Schenkelansatz reichte, sah sie irgendwie nackter aus als nackt. Als die
Telefonistin sie mit Waring verbunden hatte, flüsterte Daphne so leise ins
Telefon, daß ich nichts verstehen konnte. Schließlich hängte sie ein und drehte
sich mit einem breiten Lächeln zu mir um.
    »Edward ist entzückt, dich um
drei Uhr bei sich begrüßen zu können .«
    »Du hast ihm gesagt, worum es
geht ?«
    »Natürlich. Ich begreife
schnell, darum bin ich auch eine gute Assistentin. Schocktaktik, Danny, habe
ich recht ?«
    »Ich schätze, ja«, murmelte
ich.
    Der Union Jack stieg wieder am
Mast hoch, aber ich war zu erschöpft, um zu salutieren. Sie zog den
Reißverschluß hoch und stieg in ihre goldbeschnallten Schuhe.
    »Ich hole dich morgen früh um
elf Uhr ab«, sagte sie energisch. »Dann sind wir irgendwann am Nachmittag in
unserer Ruine. Ich werde die andern für Freitag einladen, damit mir Zeit genug
bleibt, alles vorzubereiten. Offizielle Garderobe kannst du hier lassen. Wir
mögen’s lässig .«
    »Ich würde dir gern für eine
wundervolle Nacht danken«, murmelte ich, »aber mein Schlafmangel läßt mich
nicht .«
    »Ich werde den Empfang bitten,
dich um zwei Uhr zu wecken. Wenn du mich vor morgen früh willst, ich bin noch
im Dorchester .«
    » Greshingham Crescent, und die Nummer ?« fragte ich.
    »Siebzehn.« Sie zog ein langes
Gesicht. »Bin doch nicht eine so gute Assistentin. Ich darf wichtige Details
nicht vergessen .« Sie steuerte auf die Tür zu, ein
rot-weiß-blauer Wirbel, verharrte dort einen Augenblick und drehte sich mir zu.
»Mein Kompliment übrigens für deine sportiven Leistungen, ich meine aber
trotzdem, nach Punkten hätte ich gewonnen. Bis morgen früh.«
    Sie wedelte zärtlich mit zwei
Fingern ihrer rechten Hand. »Auf ewig dein!«
    Kaum hatte die Tür sich hinter
ihr geschlossen, als ich auch schon im Bett lag. Mein letzter, vergleichsweise
zusammenhängender Gedanke war: Wer hat behauptet, Swinging London sei tot?
     
    Greshingham Crescent

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