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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Glanz
auferstanden. Ich hatte mein Selbstvertrauen wieder.
    Warings Leiche hockte noch
immer zusammengesackt im Sessel, als ich in den chintzfreudigen Wohnraum
zurückkehrte. Was zweifellos etwas für sich hatte, denn nichts hätte ich
weniger gebrauchen können als eine verschwundene Leiche. Ich fand das
Smaragdkollier mit dem klotzigen Brillantanhänger in der untersten linken
Schreibtischschublade und verfrachtete es in meine Jackettasche. Nichts sonst
von Interesse lag in den Schubladen, also probierte ich Warings Anzug und fand
in seiner Hosentasche die Kanone. Ich schätzte, er hatte keine weitere
Verwendung mehr für eine geladene .38er, während ihr Gewicht in meiner eigenen
Hosentasche auf mich ausgesprochen tröstlich wirkte.
    Seine Brieftasche förderte die
übliche Sammlung von Geld, Kreditkarten und dergleichen zutage; und einen
gefalteten Bogen erlesenen Briefpapiers. Ich faltete ihn auf und besah mir den
Briefkopf. Wodu-Club, mit Adresse in Soho. Der kurze Text hieß: »Lieber
Edward, Mittwoch abend um 20.30 Uhr hier im Klub
würde mir passen .« Unterzeichnet war er mit Marvin. Heute war Mittwoch, und nach meiner Uhr war es Viertel vor sechs. Wenn dieser
Marvin, der unterschrieben hatte, Marvin Reiner war, konnte es der Mühe wert
sein, Warings Verabredung für ihn wahrzunehmen.
    Ein paar Minuten später verließ
ich das Haus. Die Bürgersteige wimmelten von Minimädchen, die zur U-Bahn und
nach Hause strebten. Es war ein traumhafter Sommernachmittag, und es machte mir
Spaß, ein Stück zu laufen, ehe ich es nicht länger für riskant hielt, mir ein
Taxi zum Hotel heranzuwinken. Während der Fahrt dachte ich kurz und bündig über
Sorcha nach: Die Dame hatte mich gemietet, um einen Dieb zu finden, jetzt
konnte ich auch noch einen Mörder suchen — und das schnell! —, sonst hing ich
selbst als Mörder in der Schlinge. Meine Fingerabdrücke in Warings Haus zu
beseitigen, hatte ich für überflüssig gehalten, ich wußte ohnehin nicht genau,
wo überall sie sich befanden. Scotland Yard hatte sie nicht in der Kartei, und
folglich war es unwichtig, solange sie Danny Boyd nicht mit dem Mord in
Verbindung brachten. Das aber würde einfach genug sein, dachte ich trostlos, es
sei denn, sowohl Amanda Peacock als auch Daphne Talbot-Frith hielten ihre
hübschen Mäulchen.
    Welche Chance!
     
     
     

4
     
    Soho ist das Greenwich Village von London, oder vielleicht sollte ich es umgekehrt
sagen. Die Taxe kroch durch einen Irrgarten überfüllter winziger Hinterstraßen,
die zu schmal für einen Fußgänger schienen, und setzte mich schließlich vor
einem baufälligen Gebäude ab, das aussah, als hätte es zu Cromwells Zeiten
bessere Tage gesehen.
    Der Buchladen war geschlossen,
aber seine Schaufenster zeigten eine ganze Milchstraße kurzweiliger Bücher mit
Titeln wie beispielsweise Sado -Masochismus
für Anfänger oder Die Frau der Frau! An der geschlossenen Tür des
Buchladens hing ein kleines Messingschild mit der Aufschrift: Wodu-Club, nur
Mitglieder. Ich drückte auf die Klingel, zündete mir eine Zigarette an und
wartete. So etwa zehn Sekunden später öffnete eine Figur im Abendanzug die Tür.
Das Gesicht unter dem hinreißenden Schopf eisengrauer Haare sah so königlich
drein, daß ich mich fragte, ob vielleicht der Botschafter von Ruritanien sich einen netten Abend in der Stadt machte.
    »Guten Abend, Sir .« Seine Stimme war weich. »Sind Sie Mitglied ?«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Tut mir leid, Sir .« Er schüttelte kaum merklich den Kopf. »Nur Mitglieder
haben Zutritt zum Klub. Die Bestimmungen sind darin sehr genau .«
    »Ich bin beauftragt, Mr. Reiner
hier zu treffen«, sagte ich, »Mr. Marvin Reiner .«
    Er ließ es sich sichtlich durch
den Kopf gehen. »Ich werde mich erkundigen, Sir. Darf ich um Ihren Namen bitten ?«
    »Boyd. Ich komme im Auftrag von
Mr. Waring .«
    »Mr. Boyd im Auftrag von Mr.
Waring.« Er neigte den Kopf ein paar Zentimeter. »Ich werde Sie nicht lange
warten lassen, Sir .«
    Die Tür schloß sich mir vor der
Nase, und ich konnte in Ruhe meine Zigarette zu Ende rauchen, ehe sie sich
wieder öffnete.
    »Mr. Reiner erwartet Sie, Sir.
Wenn Sie mir bitte folgen wollen ?«
    Ich sah zu, wie er die Tür
sorgfältig absperrte, und registrierte für mich, daß sie zusätzlich zu dem Doppelschloß noch mit zwei schweren Riegeln und einer Kette
abgesichert war. Dann folgte ich ihm eine steile Treppe hoch, die wie ein
Zwilling jener glich, die aus Warings Keller hinaufführte. Etwa

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