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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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darüber, ein anderes Wort als ich verwendet zu haben. Und ich lächelte ebenfalls. Nach dem ausgezeichneten
     Essen fühlte ich mich angenehm satt. Die Aussicht, zu gegebener Zeit über meine Neutralität »zu verhandeln«, erfüllte mich
     mit Freude, denn der Vatikan war reich, meine Börse dagegen leer; die zehntausend Piaster der Medicis hatten mich nur vorübergehend
     wieder flottgemacht.
    »Wir stellen hier allerdings nur eine Hypothese auf«, hub Cherubi wieder an. »Es ist höchst unwahrscheinlich, daß ein Ehrenmann
     wie unser Held die Gesetze mißachten würde.«
    »Es ist in der Tat unwahrscheinlich«, sagte ich eine Oktave tiefer.
    Das Mahl war beendet, ich erhob mich unter einem Vorwand und nahm schnell und kurz Abschied. Vor meinen Augen schillerte die
     Zukunft in den rosigsten Farben, und ich sehnte mich danach, allein zu sein und sie mir in aller Ruhe auszumalen.

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    |231| KAPITEL VIII
    Gian Battista Della Pace,
    Bargello della Corte:
     
    Am 6. Juli, neun Uhr morgens, begab ich mich in Begleitung meines Stellvertreters, meines Schreibers und eines Baders in den
     Palazzo Rusticucci, um amtlich festzustellen, daß Signor Peretti, Adoptivsohn Seiner Eminenz Kardinal Montaltos und Dritter
     Kammerherr Seiner Heiligkeit Gregors XIII., von Mörderhand umgebracht worden war.
    Die Totenwache im Festsaal des Palazzo hielten die Mutter des Ermordeten, Signora Camilla Peretti, seine Schwiegermutter,
     Tarquinia Accoramboni, und deren Kinder Giulietta und Flamineo. Nach Aussage der Signora Accoramboni hatte sich Signora Vittoria
     Peretti in ihrem Zimmer eingeschlossen, »wahnsinnig vor Schmerz« und außerstande zu sprechen.
    Ich bat die Familie, sich zurückzuziehen, und ließ dann durch den Bader den Körper des Toten untersuchen. Er stellte am rechten
     Bein eine Verwundung fest, die von einem Schuß aus einer Arkebuse herrührte. Die von hinten abgefeuerte Kugel hatte den Oberschenkelknochen
     durchschlagen und den Sturz des Verwundeten verursacht, jedoch nicht seinen Tod; diesen hatte ein Dolchstich herbeigeführt,
     der Peretti ins Herz traf, als der Verwundete vermutlich bereits am Boden lag und nicht mehr in der Lage war, sich zu verteidigen.
     Nach Mitteilung meines Stellvertreters war der Degen von Signor Peretti ohne Scheide am Tatort gefunden worden, allerdings
     nicht direkt neben dem Toten, sondern in einer Entfernung von einigen Klaftern. Dieser Umstand gab mir zunächst zu denken,
     fand aber seine Erklärung durch die Aussagen des Kammerdieners Filippo, des einzigen Tatzeugen.
    Filippo sagte aus 1 :
     
    BARGELLO: Filippo, wie mir berichtet wurde, warst du der letzte, der Signor Peretti lebend gesehen hat.
    |232| FILIPPO: Signor Bargello, ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich flehe Euch an, schiebt mir nicht diesen Mord in
     die Schuhe!
Affé di Dio
, ich bin unschuldig!
    BARGELLO: Geh, Filippo, red nicht so dummes Zeug und hör auf, wie Espenlaub zu zittern. Setz dich, da, auf den Schemel. Niemand
     verdächtigt dich. Beantworte nur meine Fragen.
    FILIPPO: Ja, Signor Bargello.
    BARGELLO: Weißt du, weshalb sich Signor Peretti nachts um halb zwölf allein auf die Straßen von Rom wagte?
    FILIPPO: Erstens, Signor Bargello, war er nicht allein. Ich war bei ihm. Ich ging ihm mit einer Fackel voran.
    BARGELLO: Aber du warst nicht bewaffnet.
    FILIPPO: Nein, Signor Bargello, außerdem hätte ich gar keine Waffe führen können, da ich die Fackel trug.
    BARGELLO: Wie war Signor Peretti bewaffnet?
    FILIPPO: Er hatte nur seinen Degen.
    BARGELLO: Warum sagst du: »er hatte nur seinen Degen«?
    FILIPPO: Weil es mich sehr verwunderte, daß er nicht auch seine Pistolen mitnahm, wo er doch sonst immer so vorsichtig war.
    BARGELLO: Wo verwahrte er seine Pistolen?
    FILIPPO: Auf seinem Nachttisch. Sie waren immer scharf geladen, und niemand durfte sie anrühren, nicht einmal zum Staubwischen.
     Wie gesagt, er war sehr vorsichtig.
    BARGELLO: Es war jedoch alles andere als vorsichtig, nachts in den Straßen von Rom herumzuwandern, so unzureichend bewaffnet
     und mit nur einem Mann Begleitung.
    FILIPPO: Das habe ich mir auch gesagt, Signor Bargello, als er mir befahl, ihm mit einer Fackel voranzugehen. Um die Wahrheit
     zu sagen, ich fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut.
    BARGELLO: Kennst du den Grund dieses nächtlichen Ausflugs?
    FILIPPO: Nein, Signor Bargello. Doch ich weiß, wohin wir gehen wollten. Signor Peretti hatte es mir gesagt.
    BARGELLO: Und wohin?
    FILIPPO: Zum Palazzo

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