Idol
Konkubine.«
»Eine Konkubine?« fragte ich verblüfft. »Nur eine?«
»Manchmal haben sie auch mehrere, aber nie gleichzeitig.«
Der Gedanke, mein Herr könnte dereinst meiner überdrüssig sein und sich dann meiner entledigen, stimmte mich traurig. Ich
gestand Folletto meine Befürchtungen.
»Nein«, sagte er, »dich wird er behalten.«
»Warum?«
»Weil du ihm gehörst, ohne ihn als dir gehörig anzusehen. Er braucht von dir also keine Schreie, keine Tränen, keine Launen,
Eifersuchtsszenen und ständigen Geldforderungen zu befürchten. Du wirst für ihn immer der Hafen bleiben, wo er nach überstandenen
Stürmen einlaufen und Anker werfen kann.«
Waren Follettos Worte eine Prophezeiung oder ein Rat? Ich weiß es nicht. Obwohl es mir manchmal schwergefallen ist, habe ich
seinen Rat befolgt, so daß sich die Prophezeiung erfüllte.
Einen Monat nach diesem Gespräch bekam ich meine erste Regel, und als sie vorbei war, nahm mich mein Herr während der Siesta.
Er bereitete mich so zärtlich vor, ging so behutsam und schonend zu Werke, daß ich dabei kaum Schmerzen verspürte, sondern
nur die Freude und den Stolz, Frau zu sein, als endlich sein mächtiges Glied in mich eingedrungen war.
Die Flotte unserer Galeeren durchfurchte unablässig das Adriatische Meer auf der Suche nach berberischen Piraten, doch immer
seltener mit Erfolg, denn der Ruf der Unbesiegbarkeit, der dem Fürsten vorauseilte, hatte alle in Angst und Schrecken versetzt.
Als ich hinreichend Italienisch sprechen und verstehen konnte, fand mein Herr es an der Zeit, mich zu seinem Glauben zu bekehren.
Bei unserem Zwischenaufenthalt in Venedig ließ er einen Priester an Bord kommen, der mich unterweisen sollte.
Ehe der Priester den Mund aufmachte, hegte ich etliche Befürchtungen hinsichtlich dessen, was der
roumi
mich lehren würde. Aber als er mir erklärte, daß Gott Himmel und Erde und |84| den Menschen erschaffen habe, daß er Herr über das Schicksal der Menschen sei, daß Gehorsam gottgefällig, Ungehorsam dagegen
sündhaft sei, daß die Guten nach dem Tode ins Paradies kämen, die Bösewichte aber in der Hölle dem Teufel überantwortet würden,
begriff ich, daß der Gott der Christen und Allah ein und derselbe Gott waren, angerufen mit verschiedenen Namen, je nachdem
ob man in Tunis oder Rom geboren war. Ich hatte keine Gewissensbisse mehr, mich taufen zu lassen. Doch in der Nacht erwachte
ich manchmal und sagte mir: ›Ach ja, arme Aziza, nun bist du also eine
roumia
und die Konkubine eines
roumi
! Was würde man in der Medina von dir denken, was würden deine armen Eltern denken, wenn sie es wüßten!‹ Und ich mußte lachen
und weinen: lachen, wenn ich an mich, weinen, wenn ich an meine Eltern dachte.
Seit unserer Rückkehr nach Rom hat es andere Frauen im Leben des Fürsten gegeben, doch wie Folletto gesagt hatte: nicht gleichzeitig,
sondern nacheinander (denn so verstehen die
roumis
den Harem); mich hat er behalten und zu seiner Vertrauten und Freundin gemacht, der er keine seiner Liebschaften verheimlicht.
Trotzdem begehrt er nach wie vor meine Zärtlichkeiten, so wie auch ich ihn begehre. Von Zeit zu Zeit läßt er mich durch Folletto
rufen, der mit einem neidvollen Seufzer sagt: »Geh, er verlangt nach dir.« Bei meinem Eintritt liegt der Fürst nicht auf seinem
Bett, sondern sitzt, den Rücken mit Kissen gestützt. Schweigend strecke ich mich zwischen seinen Schenkeln aus. Mit beiden
Händen liebkost er meinen Lockenkopf, während seine Beine allmählich steif werden und meinen Körper gleichsam wie in einen
Schraubstock gespannt halten. Mir gefällt seine gebieterische Art, mich wie eine Stute unter seine Schenkel zu pressen. Mir
gefällt auch, wie seine Hände sich immer fester auf meinen Kopf stützen und mir den Rhythmus seine Galopps aufzwingen, bis
ein rauhes Röcheln aus seinem tiefsten Innern hervorbricht. Es erfüllt mich mit Stolz, ihm diesen Moment höchsten Glücks,
in dem er ganz mir gehört, zu schenken. Mühsam kommt er wieder zu Atem und sagt: »Komm, steig wieder auf.« Ich schmiege mich
an ihn, den Kopf auf seinem Herzen, und sage:
»Oh, wie mächtig es schlägt! Wie kräftig es ist! Es wird niemals aufhören zu schlagen!«
|85| »Doch, eines Tages wird es stehenbleiben.«
An seiner veränderten Stimme spüre ich: er denkt an seine Schenkelwunde, und sage ihm zu wiederholtem Male, daß ihn die christlichen
Ärzte schlecht behandelt haben. In Tunis gibt es
Weitere Kostenlose Bücher