Idol
der Natur, aus Folletto einen Knaben zu machen: nur sein Glied war männlich, alles andere an ihm
war weiblich.
Der Herzog – ich muß ihn jetzt mit seinem italienischen Titel anreden – erklärte mir lachend, er sei ein ebenso ehrenwerter
Mann wie der Seeräuber Abensur und werde mich erst nehmen, wenn ich voll entwickelt bin. Er forderte mich aber auf, während
der Siesta bei ihm zu liegen, und schien zufrieden, in meinen Augen wahnsinnigen Stolz und große Freude über diesen Vorschlag
zu lesen. Es war sehr heiß in der Kabine, er schlief nackt, und ich war wie geblendet von seiner weißen Haut und den Proportionen
seines mächtigen, wie aus Marmor gehauenen Körpers. Ich habe später in Italien eine Statue gesehen, den Farnesischen Herakles;
sie ist ihm sehr ähnlich und vermittelt den gleichen Eindruck von Kraft. Gott ist groß, der mich in das Bett dieses Mannes
geführt hat!
Seine Schenkel hatten den Umfang meines Oberkörpers, und sobald er seine Beine nur ein wenig streckte, wurden seine Muskeln
stahlhart. Ich staunte über seine breiten Schultern und seine mächtige gewölbte Brust mit dem kurzen blonden Fell. Auch im
Schlaf wich die Kraft nicht aus seinem Körper, im Gegenteil. Manchmal bewegten sich kleine Muskeln unter der Haut wie eine
leicht gekräuselte Wasserfläche bei ruhiger See. Auf den Ellenbogen gestützt, betrachtete ich ihn, ganz erfüllt von dem Verlangen,
meine kleine Hand über die weiten Gefilde seines Körpers zu führen, wagte es allerdings nicht, da ich bei aller Anbetung sehr
viel Respekt vor dem Herzog hatte. Nicht nur der Hitze wegen fühlte ich mich schlaff. Die Dünung der Adria hob und senkte
die Galeere, und mir war, als ob mein Herr mich in seinen Armen wiege.
Beim Erwachen schien er zunächst überrascht, mich an seiner Seite zu sehen, dann erkannte er mich und lächelte, und als |82| er in meinen Augen las, was ich fühlte, murmelte er unverständliche italienische Worte, die mir wie süße, einschmeichelnde
Musik in den Ohren klangen. Er zog mich an sich und streichelte mich. Ich war erstaunt, daß er so sanft und geduldig sein
konnte. Schauer überliefen mich, ich zitterte wie Espenlaub und stöhnte im Rhythmus seiner Zärtlichkeiten. Bisher hatte ich
nie gestöhnt oder geschrien, wenn ich mich einmal selbst liebkoste. Die mir von meinem Herrn bereitete Lust war unendlich
viel schöner. Mein Kopf lehnte an seiner breiten Schulter, in seinen großen Händen fühlte ich mich wie eine willenlose Puppe;
ich überließ mich ihm und hatte nur den einen beseligenden Gedanken (den ich mit jedem Stöhnen wiederholte): ›Er ist mein
Herr. Ich gehöre ihm. Er kann machen mit mir, was er will.‹
Als alles vorbei war und ich sah, wie meine Erregung ihn nicht gleichgültig gelassen hatte, streckte ich meine Hand nach seinem
Glied aus. Er hielt mich am Handgelenk zurück, schüttelte lächelnd den Kopf und sagte auf italienisch zu mir: »Erst, wenn
ich dich genommen habe.« Da ich ihn nicht verstand, rief er Folletto, der nebenan in einer Kammer schlummerte oder wenigstens
so tat, und hieß ihn übersetzen. Immer noch lächelnd, fuhr er dann mit seinen großen Fingern durch mein schwarzes Lockengewirr,
drehte mir den Rücken zu und schlief ein.
Später, als mein Herr sich wieder angezogen hatte und auf die Kommandobrücke hinausgetreten war, fragte ich Folletto, warum
er meine Liebkosungen abgewiesen habe. Folletto überlegte. Dank seiner zwitterhaften Veranlagung kannte er die Männer genauso
gut wie die Frauen. Doch er mußte immer erst ein wenig nachdenken, um seine Empfindungen zu entwirren.
»Du fühlst dich ihm durch die bloße Liebkosung schon zugehörig«, sagte er. »Hingegen wird er dich als die Seine erst betrachten,
wenn er in dich eingedrungen ist. Die Männer legen ungeheuren Wert darauf, eine Frau mit ihrem Glied zu erobern. Sie begreifen
nicht, daß die Frauen sich immer schon vorher hingeben.«
»Das stimmt, Folletto. Wieso weißt du das alles so genau?«
»Weil auch ich in den Fürsten verliebt bin, Aziza. Und wenn du in seinen Armen stöhnst, möchte ich an deiner Stelle sein,
nicht an seiner.«
|83| Dieses Geständnis war mir peinlich, und ich wechselte das Thema.
»Was wird er bei unserer Rückkehr nach Rom mit mir machen? Wird er mich verkaufen? Mich in seinen Harem stecken?«
Folletto lachte: »Die
roumis
, Aziza, haben keinen Harem. Sie haben eine Ehefrau. Und manchmal nehmen sie sich eine
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