Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Subletts Mutter zu ihr, »dieser Lowell.«
»Was ist mit ihm?«
»Hat er ’ne Nummer, unter der wir ihn erreichen könnten? «
Sie schüttete Milch auf ihre Cornflakes – Milch, die man aus Pulver zubereitete und die dieses dünne, kalkige Aussehen hatte. Die einzige Art von Milch, die es bei Subletts Mutter gab. Sublett war allergisch gegen Milch. »Warum?«
»Ich glaube, ich würde gern mal mit ihm über was sprechen. «
» Worüber? «
»Über etwas, wobei er mir vielleicht helfen könnte, denke ich.«
»Lowell? Lowell wird dir nicht helfen. Lowell schert sich ’nen Scheißdreck um andere Leute.«
»Hör mal«, sagte Rydell, »warum lässt du mich nicht einfach mit ihm reden.«
»Wenn du ihm sagst, wo wir sind, oder wenn er’s übers Telefonnetz zurückverfolgen lässt, verpfeift er uns. Er würd’s
jedenfalls tun, wenn er wüsste, dass jemand hinter uns her ist.«
»Warum?«
»Er ist nun mal so.« Aber dann gab sie Rydell das Telefon und die Nummer.
»Hallo, Lowell.«
»Wer, zum Teufel, ist da?«
»Wie geht’s?«
»Wer hat dir …«
»Nicht auflegen.«
»Hör zu, du Arschl…«
»Die Mordkommission vom SEPD.«
Er konnte hören, wie Lowell an einer Zigarette zog. »Was hast du gesagt?«, fragte Lowell.
»Orlowsky. Von der Mordkommission der Polizei von San Francisco, Lowell. Der große Wichser mit dieser riesigen Knarre, der in die Bar reingekommen ist. Das weißt du doch noch. Kurz bevor das Licht ausgegangen ist. Ich war drüben am Tresen und hab mit Eddie Scheißdreck geredet. «
Lowell nahm noch einen Zug, flacher diesmal, wie es sich anhörte. »Hör mal, ich weiß nicht, was du …«
»Brauchst du auch nicht. Du kannst jetzt einfach auf der Stelle auflegen, Lowell. Aber wenn du das tust, mein Junge, dann gibst du deinem Arsch am besten gleich ’nen Abschiedskuss. Du hast nämlich gesehen, wie Orlowsky da reinkam, um das Mädchen zu holen, Lowell, stimmt’s? Du hast ihn gesehen. Das wollte er nicht. Er war nicht im Auftrag des SEPD da drin, Lowell. Er war auf eigene Faust da. Und das ist ein richtig übler Bulle, Lowell. So übel wie Krebs.«
Stille. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Dann hör einfach zu, Lowell. Hör gut zu. Wenn du nicht zuhörst, sag ich Orlowsky, dass du ihn gesehen hast. Ich geb
ihm diese Nummer. Ich geb ihm eine Beschreibung von dir und von diesem Skinhead. Ich erzähl ihm, dass du über ihn geredet hast. Und weißt du, was er dann tun wird, Lowell? Er wird rauskommen und dir den Arsch wegpusten, das wird er tun. Und niemand kann ihn aufhalten. Er ’s von der Mordkommission, Lowell. Und hinterher kann er die Sache selbst untersuchen, wenn er will. Mit dem Mann ist nicht zu Spaßen, Lowell, das kann ich dir sagen.«
Lowell hustete ein paarmal. Er räusperte sich. »Das ist ’n Scherz, oder?«
»Ich hör dich nicht lachen.«
»Okay«, sagte Lowell, »nehmen wir mal an, es ist wahr. Was dann? Was willst du?«
»Wie ich höre, kennst du Leute, die so einiges deichseln können. Mit Computern und so.« Er hörte, wie Lowell sich eine neue Zigarette anzündete.
»Na ja«, sagte Lowell, »so in der Art.«
»Die Republik der Sehnsucht«, sagte Rydell. »Ich möchte, dass du sie dazu bringst, mir ’nen Gefallen zu tun.«
»Keine Namen«, sagte Lowell rasch. »Die haben Scanner, die drauf eingestellt sind, bestimmte Sachen aus dem Fernsprechverkehr rauszupicken …«
»›Sie‹. ›Sie‹, okay? Ich möchte von dir , dass du sie dazu bringst, was für mich zu tun.«
»Das wird dich was kosten«, sagte Lowell, »und es wird nicht billig sein.«
»Nein«, sagte Rydell, »es wird dich was kosten.«
Er drückte auf die Taste, mit der die Verbindung unterbrochen wurde. Gib dem alten Lowell ein bisschen Zeit, um drüber nachzudenken; und um vielleicht Orlowsky auf der Beamtenliste zu suchen und festzustellen, dass er draufsteht und bei der Mordkommission ist. Er klappte das kleine Telefon zu und ging in den Caravan zurück. Subletts Mutter hatte die Klimaanlage ständig ungefähr zwei Grad zu hoch eingestellt.
Sublett saß auf dem kleinen Sofa. Mit seinen weißen Klamotten sah er aus wie ein Maler, ein Stukkateur oder so, nur dass er zu sauber war. »Weißt du, Berry, ich glaube, ich fahr lieber nach Los Angeles zurück.«
»Und was ist mit deiner Mutter?«
»Mrs Baker aus Galveston ist jetzt hier. Sie waren jahrelang Nachbarn. Mrs Baker kann auf sie aufpassen. «
»Geht dir dieser Apostatenquatsch allmählich auf die Nerven?«
»Na klar.«
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