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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Bauarbeitermuskeln. Mehrere Schichten Rydells Ansicht nach künstlicher Bräune verschlissen sich über einer natürlichen Blässe. Gebleichte Haare mit dunklen Wurzeln waren mit einem Produkt, das ihnen ein permanent duschfrisches Aussehen verlieh, nach hinten geklatscht. Er kam jedoch nicht aus der Dusche, und er schwitzte trotz der Klimaanlage.
    »Na ja«, sagte Rydell, »ich dachte, wenn sie’s so will …«
    »Was ist das denn für ’n scheißblöder liberaler Stuss?«, fragte Creedmore. Er zog die Flasche aus seinem Hosenbund und musterte den restlichen Schnaps mit schmalen Augen, als wäre er ein Zimmermann, der eine Wasserwaage überprüfte. Der Schnaps schien seinen Maßstäben diesmal nicht gerecht zu werden, darum steckte er ihn wieder an seinen Platz hinter der Erinnerungsplakette. »Was bist du überhaupt für ’n Mann?«
    Rydell trug sich kurz mit dem Gedanken, am Straßenrand zu halten, Creedmore bewusstlos zu prügeln und ihn neben der Five liegen zu lassen. Sollte er doch sehen, wie er nach San Francisco kam. Aber er tat es nicht und sagte auch nichts.
    »Dieses Schlappschwanzgetue, das isses doch, was Amerika heutzutage kaputtmacht.«
    Rydell dachte an verbotene Würgegriffe, an eine kurze, gezielte Abschnürung der Halsschlagader. Vielleicht würde Creedmore sich nicht mal dran erinnern, dass Rydell das getan hatte. Aber die Narkose würde nur von begrenzter Dauer sein oder jedenfalls nicht lange genug anhalten, und in Knoxville hatten sie Rydell beigebracht, dass man nie wissen konnte, wie ein Säufer reagierte.
    »He, Buell«, fragte Rydell, »wem gehört die Karre hier eigentlich?«
    Creedmore verstummte. Rydell spürte, dass er nervös wurde. Rydell hatte sich von Anfang an gefragt, ob der
Wagen nicht gestohlen sein könnte. Aber eigentlich hatte er nicht darüber nachdenken wollen, weil er irgendwie nach Nordkalifornien kommen musste. Ein Flugticket hätte er von seiner Abfindung vom Lucky Dragon bezahlen müssen, und damit musste er besonders sparsam umgehen, bis er festgestellt hatte, ob an dieser Geschichte von Yamasaki, dass er in San Francisco Geld verdienen könnte, was dran war.
    Yamasaki war unergründlich, sagte sich Rydell. Er hatte nie kapiert, was der Mann eigentlich machte. Soweit er wusste, war er so was wie ein freiberuflicher japanischer Anthropologe, der Amerikaner studierte. Vielleicht das japanische Gegenstück der von Lucky Dragon angeheuerten Amerikaner, die ihnen den Floh mit dem Gehweg-Check ins Ohr gesetzt hatten. Guter Mann, dieser Yamasaki, aber schwer zu sagen, was für ein Typ er war. Bei seinem letzten telefonischen Kontakt mit Yamasaki hatte der ihn gebeten, ihm einen Netzläufer zu besorgen, und Rydell hatte ihm diesen Laney geschickt, einen quantitativen Rechercheur, der gerade bei Slitscan aufgehört und im Chateau rumgehockt, Trübsal geblasen und eine gepfefferte Rechnung angehäuft hatte. Laney hatte den Job angenommen und war nach Tokio gegangen, und Rydell war daraufhin gefeuert worden, wegen »Fraternisierens« mit den Gästen, wie sie es nannten. So kam es, dass Rydell als Nachtwächter in einem Gemischtwarenladen gelandet war – weil er versucht hatte, Yamasaki zu helfen.
    Jetzt fuhr er mit diesem Hawker-Aichi-Roadster die Five entlang, wobei sein Platz ganz eindeutig hinterm Lenkrad war, hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, und fragte sich halb, ob er nicht im Begriff stand, ein gestohlenes Fahrzeug über eine Staatsgrenze zu befördern. Und alles, weil Yamasaki sagte, dass eben jener Laney drüben in Tokio ihn für irgendeine Feldarbeit engagieren wollte. So hatte Yamasaki es genannt, »Feldarbeit«.

    Und das hatte Rydell genügt – nach einem Gespräch mit Durius.
    Rydell hatte den Lucky Dragon sowieso langsam satt. Mit Mr Park war er nie besonders klargekommen, und in seinen Hinterhofpausen nach dem allmorgendlichen Gehweg-Check hatte er sich allmählich richtig elend gefühlt. Das Grundstück, auf das der Lucky Dragon gestellt worden war, grub sich sozusagen in den Fuß des dortigen Hangs hinein, und irgendwann hatte man die nackte, beinahe senkrechte Schnittfläche mit irgendeinem merkwürdigen, grauen, gummiartigen Polymerisat erdbebensicher gemacht, einem zähflüssigen, niemals ganz aushärtenden Material, das die Erde dahinter verklebte und alles, was man dagegenwarf oder darandrückte, wie sommerwarmer Teer festhielt. Das Polymerisat war mit Radkappen übersät, weil hier früher Autos gestanden hatten. Mit Radkappen, Flaschen und

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