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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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das bei ihm wohnte, völlig undurchschaubar; es hatte diese typische, mürrische Art, die Yamasaki mit jungen Amerikanern assoziierte. Aber das lag vielleicht nur daran, dass er, Yamasaki, ein Fremder war, ein Japaner, der außerdem auch noch zu viele Fragen stellte.
    Er ließ den Blick über den Tresen schweifen und nahm die frühmorgendlichen Profile der anderen Gäste in sich auf. Amerikaner. Die Tatsache, dass er wirklich hier war und neben diesen Leuten Kaffee trank, rief immer noch sein Erstaunen hervor. Wie ungewöhnlich. Er schrieb in sein Notebook, wobei der Stift an den Bildschirm tickte.
    Das Apartment ist in einem großen, viktorianischen Haus aus Holz mit einem sehr kunstvollen Anstrich, es liegt in einem Stadtteil, in dem die Straßennamen amerikanische Politiker des 19. Jahrhunderts ehren: Clay, Scott, Pierce, Jackson. Als ich heute morgen – am Dienstag – die Wohnung verließ, fielen mir am obersten Treppenpfosten Spuren eines nicht mehr vorhandenen Scharniers
auf. Hier befand sich wohl früher einmal eine Kindertür. Als ich auf der Suche nach einem Taxi die Scott Street entlangging, stieß ich auf eine patschnasse Postkarte, die mit dem Bild nach oben auf dem Bürgersteig lag. Das schmale Gesicht des Märtyrers Shapely, des AIDS-Heiligen, übersät von Regentropfenblasen. Sehr melancholisch.
    »Das hätten’se nich sagen sollen. Das mit Godzilla, mein ich.«
    Yamasaki merkte, dass er verständnislos in das ernste Gesicht des Mädchens hinter dem Tresen hinaufschaute.
    »Verzeihung?«
    »Das hätten’se nich sagen sollen. Das mit Godzilla. Die hätten nich lachen sollen. Als wir hier unsere Erdbeben hatten, habt ihr nich über uns gelacht.«

7 WAS GUTES TUN
    Hernandez folgte Rydell in die Küche des Hauses in Mar Vista. Er trug einen ärmellosen, taubenblauen Overall und diese schaurigen deutschen Duschsandalen mit tausend kleinen Noppen, die einem die Fußsohlen massierten. Rydell hatte ihn noch nie ohne Uniform gesehen, und es war fast so was wie ein Schock. Er hatte große, alte Tätowierungen an den Oberarmen – römische Ziffern und Bandenembleme. Seine Füße waren braun und kompakt und irgendwie bärenhaft.
    Es war Dienstagmorgen, und Rydell war ganz allein im Haus. Kevin war bei Just Blow Me, und die anderen waren weg und gingen ihren üblichen Beschäftigungen nach. Monica war vielleicht in der Garage, aber von der sah man sowieso nie allzu viel.
    Rydell holte seine Cornflakes-Tüte aus dem Schrank und rollte sie vorsichtig auf. Es reichte so ungefähr für eine Schüssel. Er öffnete den Eisschrank und nahm ein Litergefäß aus Plastik mit Schnappverschluss und einem Streifen Tesakrepp an der Seite heraus. Auf das Kreppband hatte er mit einem dicken Marker MILCHEXPERIMENT geschrieben.
    »Was ’s das denn?«, fragte Hernandez.
    »Milch.«
    »Weshalb steht da ›Experiment‹ drauf?«
    »Damit sie keiner trinkt. Hab ich mir im Wohnheim auf der Akademie ausgedacht.«
    Er schüttete die Cornflakes in eine Schüssel, goß Milch darüber, suchte sich einen Löffel und trug sein Frühstück zum Küchentisch. Da der Tisch ein kaputtes Bein
hatte, durfte man beim Essen nicht die Ellbogen aufstützen.
    »Was macht der Arm?«
    »Dem geht’s gut.« Rydell vergaß, dass er den Ellbogen nicht aufstützen durfte. Milch und Cornflakes schwappten über den zerkratzten weißen Kunststoff der Tischplatte.
    »Hier.« Hernandez ging zur Arbeitsplatte und riss ein dickes Bündel beiger Papiertücher ab.
    »Die gehören Wie-heißt-er-noch-gleich«, sagte Rydell, »und er mag’s absolut nicht, wenn wir sie benutzen.«
    »Tuchexperiment«, sagte Hernandez und warf Rydell das Bündel zu.
    Rydell wischte die Milch und den größten Teil der Cornflakes auf. Er konnte sich nicht vorstellen, was Hernandez hier wollte, aber er hätte sich auch nicht vorstellen können, dass er einen weißen Daihatsu Sneaker mit dem animierten Hologramm eines Wasserfalls auf der Kühlerhaube fuhr.
    »Netter Wagen da draußen«, sagte Rydell, nickte zum Carport hinüber und löffelte sich Cornflakes in den Mund.
    »Ist von meiner Tochter Rosa, der Wagen. Ich war in der Werkstatt, Mann.«
    Rydell kaute und schluckte. »Die Bremsen, oder was?«
    »Der blöde Wasserfall. Sollen irgendwo so kleine Tiere sein, die aus ’m Busch kommen und ihn anschauen , den Wasserfall, verstehst du?« Hernandez lehnte sich an die Arbeitsplatte und bewegte die Zehen in den Noppensandalen. »Tiere aus Costa Rica oder so. Was Ökologisches. Rosa ist

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