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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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draußen und gab ihr 50 Beale, die Caféteria im ersten Stock. Sie vermutete, es würde die Handtasche einer Frau sein, eingewickelt in eine Plastiktüte aus der Küche, und sie hatte Recht. Braun, Krokodilleder oder so, mit ein paar grünen Rüschen an den Ecken. Frauen ließen ihre Handtaschen liegen, dann fiel es ihnen wieder ein, sie riefen an und baten den Manager, sie ihnen per Boten bringen zu lassen. Normalerweise gut für ein Trinkgeld. Ringer und ein paar von den anderen würden so eine Tasche aufmachen und nachsehen, was drin war; manchmal fanden sie Drogen. Sie würde das nicht tun. Sie dachte an die Sonnenbrille …
    Sie konnte heute keinen Run kriegen. Bei Allied gab es praktisch keine Routenplanung, aber manchmal bekam man zufällig einen Run; man holte hier was ab, brachte es dorthin und fuhr von da aus gleich weiter zum nächsten Ziel. Aber das war selten. Wenn man bei Allied arbeitete, musste man mehr fahren. Ihr Rekord waren sechzehn Aufträge an einem Tag; genauso viel Arbeit wie vierzig bei einem anderen Unternehmen.
    Sie brachte die Handtasche zur Fulton, Ecke Masonic, und bekam zwei Fünfer, nachdem sich die Eigentümerin vergewissert hatte, dass noch alles da war.
    »Das Restaurant sollte sie eigentlich zu den Cops bringen«, sagte Chevette. » Wir übernehmen nicht so gern die Verantwortung dafür.« Die Handtaschenbesitzerin, eine Sekretärin oder so, sah sie nur groß an. Chevette steckte die Fünfer ein.
    »298 Alabama«, sagte Bunny, als ob er ihr eine teure Perle anbieten würde. »Streng deine Schenkelchen an …«
    Sie würde sich den Arsch abfahren, um dorthin zu kommen, würde die Sendung abholen und sie irgendwo hinbringen. Aber heute war einfach nicht ihr Tag.
    Die Sonnenbrille von diesem Arschloch …
     
    »Aus taktischen Gründen«, sagte die Blondine, »treten wir gegenwärtig nicht dafür ein, Gewalt oder Hexerei gegen Privatpersonen anzuwenden.«
    Chevette war gerade von der Alabama Street zurückgekommen, ihrem letzten Auftrag für heute. Die Frau auf dem kleinen, flachen CNN-Monitor über der Tür zu Bunnys Loch hatte sich was Schwarzes und Elastisches übers Gesicht gezogen und drei dreieckige Löcher reingeschnitten. Am unteren Bildschirmrand stand in blauer Schrift FIONA X — SPRECHERIN — SOUTH ISLAND LIBERATION FRONT.
    In dem zu hell beleuchteten Neonflur, der zu Allied Messengers führte, roch es nach heißem Styrol, Laserdruckern, weggeworfenen Laufschuhen und abgestandenem Schnellimbissfraß. Letzteres rief bei Chevette Erinnerungen an einen ungeheizten Tageskindergarten in einem Keller in Oregon wach, in den durch trübe Fenster unter der Decke farbloses Winterlicht fiel. Aber jetzt wurde die Tür zur Straße hinter ihr aufgerissen, ein Paar dreckige, grellbunte Turnschuhe Größe 44 kamen die Treppe heruntergestampft, und Samuel Saladin DuPree, die Wangen mit verkrusteten grauen Kommata aus Straßendreck gesprenkelt, stand da und grinste sie breit an.
    »Worüber freust du dich denn so, Sammy Sal?«
    DuPree, Allieds konkurrenzlos schönstes Ding auf zwei Rädern, war ein Meter fünfundachtzig schillernder Ebenholzschwärze mit einem Körper von solcher Eleganz und Kraft darunter, dass Chevette sich seine Knochen als ein Quecksilbergerüst aus dreifach verchromtem, poliertem Metall vorstellte. Wie in den alten Filmen mit diesem großen
Kerl, der in die Politik gegangen war, als ihm das ganze Fleisch weggefetzt worden war. Der Gedanke an Sammy Sals Knochen weckte in den meisten Mädchen den Wunsch, er würde auf ihre hüpfen, aber nicht bei Chevette. Er war schwul, sie waren Freunde, und Chevette wusste in letzter Zeit sowieso nicht so recht, wie sie zu all dem stand.
    »Tatsache ist«, sagte Sammy Sal und verschmierte mit dem Rücken einer langen Hand den Dreck auf seiner Wange, »dass ich beschlossen hab, Ringer zu killen. Und die Wahrheit, weißt du, die hat so was Befreiendes …«
    »Oha«, sagte Chevette. »Du musst heute ’nen Run rüber zu 456 gehabt haben.«
    »Stimmt, Süße, und ich hab’s gemacht . Bin mit ’nem dreckigen Lastenaufzug ganz nach oben gefahren. Mit ’nem langsamen dreckigen Lastenaufzug. Und warum?«
    »Weil Ringer sein Zeichen in ihr Blech geschnitzt hat, Sal, und in ihr Rosenholz auch?«
    »Ge-nau, Chevette, mein Schatz.« Sammy Sal nahm sein blauweißes Halstuch ab und wischte sich damit das Gesicht ab. »Dafür reiß ich ihm den Arsch bis zum Stehkragen auf.«
    »… und müssen jetzt mit systematischer Sabotage am Arbeitsplatz

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