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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Schnappschüsse aufrufen.«
    »Was für Schnappschüsse?«
    Sie nahm eine kleine Fernbedienung zur Hand, schaltete einen der Wandbildschirme ein und begann, Menüs durchzuklicken. Der Fette kam mit zwei großen, groben Bechern voll dampfendem Tee auf einem kleinen Tablett zurück. »Für dich hab ich Grünen gemacht«, sagte er zu Chevette Washington, »und für dich Mormonentee«, wandte er sich an Rydell, »weil du doch Kaffee haben wolltest …«
    »Äh … danke«, sagte Rydell und nahm den Becher, der ihm hingehalten wurde.
    »Jetzt lasst euch ruhig Zeit, ihr beiden«, sagte der Fette, »und wenn ihr was möchtet, ruft mich einfach.« Er ging
hinaus, das Tablett unter den Arm geklemmt, und machte die Tür hinter sich zu.
    »Mormonentee?« Rydell schnüffelte daran. Er roch eigentlich nach gar nichts.
    »Die dürfen doch keinen Kaffee trinken. In dem Tee ist Ephedrin drin.«
    »Da sind Drogen drin?«
    »Er ist aus einer Pflanze gemacht, die was enthält, was einen wach hält. Wie Kaffee.«
    Rydell entschied, dass er jetzt sowieso noch zu heiß war, um ihn zu trinken. Er stellte ihn neben dem Sofa auf den Boden. Das Mädchen auf dem Wandbildschirm hatte einen ähnlichen Drachen wie sein Onkel, aber auf der linken Hüfte. Und einen winzig kleinen silbernen Ring im oberen Rand des Bauchnabels. Chevette Washington klickte zu einem dicken, verschwitzten Biker-Arm, von dem ihnen das Gesicht von Präsidentin Millbank in mehreren Grauschattierungen entgegenblickte.
    Rydell schlüpfte aus seiner feuchten Jacke und bemerkte dabei die aufgerissene Schulter, aus der die billige weiße Füllung hervorquoll. Er warf sie hinter das Sofa. »Hast du irgendwelche Tätowierungen?«, fragte er.
    »Nein«, sagte sie.
    »Wie kommt’s dann, dass du dich hier so gut auskennst? «
    »Lowell«, sagte sie, während sie ein halbes Dutzend weiterer Bilder durchlaufen ließ. »Der hat ’nen Giger.«
    »’nen ›Gigger‹?« Rydell machte seinen Samsonite auf, holte ein paar Socken heraus und begann, seine Kampfstiefel aufzubinden.
    »’n Maler. 19. Jahrhundert oder so. Echt klassisch. Biomechanik. Lowell hat ein Giger-Bild auf dem Rücken, nach ’nem Gemälde mit dem Titel ›N.Y.C. XXIV‹.« Sie sprach es x, x, i, v aus. »Ist so wie diese Stadt. Abgestufte Schwarztöne. Aber er wollte auch was für die Arme, deshalb sind wir hergekommen,
um nach weiteren Gigern zu schauen, die zu seinem passen würden.«
    »Warum setzt du dich nicht hin«, sagte Rydell. »Sonst krieg ich noch Nackenschmerzen.« Sie wanderte vor den Bildschirmen auf und ab. Er zog seine nassen Strümpfe aus, steckte sie in die Container-City-Tüte und schlüpfte in die trockenen. Er dachte daran, seine Schuhe eine Weile ausgezogen zu lassen, aber was war, wenn er schnell wegmusste? Also zog er sie wieder an. Er war gerade dabei, sie zuzuschnüren, als sie sich neben ihn setzte.
    Sie machte den Reißverschluss ihrer Jacke auf und schüttelte sie ab, wobei die freie Beretta-Handschelle rasselte. Die Ärmel ihres schlichten schwarzen T-Shirts waren mit der Schere abgeschnitten, und ihre Oberarme waren glatt und weiß. Sie langte über das Ende des Sofas hinweg und legte die Jacke weg, stellte sie gewissermaßen an die Wand; das Leder war steif genug, dass sie einfach so stehen blieb, mit herunterhängenden Ärmeln, als ob sie schliefe. Das hätte Rydell auch gern getan. Jetzt hatte Chevette die Fernbedienung in der Hand.
    »He«, sagte Rydell, »der Kerl im Regenmantel vorhin, der den anderen erschossen hat, diesen …« Er wollte gerade sagen, diesen großen Langhaarigen auf dem Fahrrad, aber sie packte sein Handgelenk. Die Handschelle rasselte.
    »Sammy. Er hat Sammy erschossen, oben bei Skinner. Er … Er war hinter der Brille her, und Sammy hatte sie, und …«
    »Moment. Wart mal ’ne Sekunde. Die Brille. Alle wollen die Brille haben. Dieser Typ will sie, Warbaby will sie …«
    »Wer ist Warbaby?«
    »Der große Schwarze, der die Heckscheibe von seinem Wagen rausgeschossen hat, als ich ihm den geklaut habe. Das war Warbaby.«
    »Glaubst du, ich weiß, was das für ’ne Brille ist?«
    »Du weißt nicht, warum die Leute hinter ihr her sind?«

    Sie sah ihn an wie jemanden, der einem gerade erklärt hat, heute sei ein guter Tag, um sein ganzes Geld in Lotterielosen anzulegen.
    »Lass uns nochmal von vorn anfangen«, schlug Rydell vor. »Erzähl mir, woher du die Brille hast.«
    »Warum sollte ich?«
    Er dachte darüber nach. »Weil du inzwischen tot wärst, wenn ich

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