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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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vorhin nicht so einen total behämmerten Mist gebaut hätte.«
    Sie dachte darüber nach. »Okay«, sagte sie.
     
    Vielleicht war im Mormonentee des fetten Mannes wirklich was drin gewesen, oder vielleicht war Rydell auch gerade in jene Phase der Müdigkeit übergewechselt, in der alles eine Zeit lang ins Tanzen geriet und man sich zu fühlen begann, als ob man in mancherlei Hinsicht wacher wäre, als man es sonst je war. Aber am Ende trank er den Tee mit kleinen Schlucken und hörte ihr zu, und als sie so in ihrer Story aufging, dass sie nicht mehr daran dachte, die Bilder mit den Tätowierungen auf dem Wandbildschirm zu wechseln, tat er es für sie.
    Wenn man alles in die richtige Reihenfolge brachte, dann war sie ein Mädchen aus Oregon ohne Familie, das hierhergekommen und zu dem alten Mann auf die Brücke gezogen war, der nicht ganz dicht war, wie es klang, eine schlimme Hüfte hatte und jemanden um sich brauchte, der ihm half. Dann hatte sie sich einen Job besorgt, bei dem sie mit einem Fahrrad in San Francisco herumfuhr und Kurieraufträge erledigte. Rydell wusste aus seiner Zeit bei der Fußstreife in der Innenstadt von Knoxville über Kuriere Bescheid, weil man ihnen dauernd Strafzettel verpassen musste, weil sie auf dem Gehweg fuhren und die Verkehrsregeln missachteten, und weil sie einem ständig Schwierigkeiten machten. Aber sie verdienten gutes Geld, wenn sie sich richtig ins Zeug legten. Dieser Sammy, der erschossen
worden war, ermordet, wie sie behauptete, war auch ein Kurier gewesen, ein Schwarzer, der ihr den Job bei Allied verschafft hatte, wo sie arbeitete.
    Und ihre Geschichte, wie sie bei der großen, feuchtfröhlichen Party im Morrisey, in die sie sich verirrt hatte, diesem Kerl die Brille aus der Tasche gefischt hatte, ergab für ihn durchaus einen Sinn. Und es war keine dieser Geschichten, die sich die Leute so ausdachten. Kein Wort davon, dass die Brille wie von selbst in ihre Hand gelangt sei oder so, sie hatte sie halt geklaut und basta, ein Impuls, einfach, weil sie dieser Kerl belästigte und ihr auf den Geist ging. Grober Unfug, nur dass sich dann herausgestellt hatte, dass ihre Beute wertvoll war.
    Aus ihrer Beschreibung wusste er jedoch, dass es sich bei ihrem Arschloch im Morrisey um den gleichen handelte, der das kubanische Halstuch verpasst bekommen hatte, diesen in Deutschland geborenen Costa Ricaner, der vielleicht keins von beidem war, den Star von Warbabys nicht jugendfreiem Fax, den Mann, über den Swobodow und Orlowsky Ermittlungen angestellt hatten. Falls sie das getan hatten.
    »Scheiße«, sagte er mitten in etwas hinein, das sie ihm gerade zu erklären versuchte.
    »Was?«
    »Nichts. Red weiter …«
    Die Russen waren korrupt, und er wusste es. Sie waren von der Mordkommission, sie waren korrupt, und er würde Dollars gegen Donuts setzen, dass sie nicht mal für den Fall zuständig waren. Sie konnten Warbaby die Türen zum Schauplatz des Verbrechens öffnen und den Computer ihrer Abteilung anzapfen, aber alles andere war nur Show gewesen, für ihn, Rydell, die angeheuerte Hilfskraft. Und was hatte Freddie noch gleich über DatAmerica und IntenSecure gesagt – dass die im Grunde ein und dasselbe waren?

    Chevette Washington war jedoch mittlerweile ganz und gar vom Schwung ihrer eigenen Erzählung mitgerissen worden, wie Leute ja manchmal einfach alles rauslassen, wenn sie erst mal zu reden anfangen, und sie erzählte gerade, dass Lowell — der mit den Haaren, nicht der Skinhead, und der war eine Zeit lang tatsächlich so was wie ihr Lover gewesen –, ein Typ sei, der mit Computern allerlei hinkriegen könne (du weißt schon), wenn man Geld hätte, und dass ihr das irgendwie Angst mache, weil er immer über die Cops redete und damit prahlte, dass er sich wegen denen keine Sorgen zu machen bräuchte.
    Rydell nickte und blätterte automatisch ein paar weitere Tätowierungsbilder durch – eine Frau mit pinkfarbenen Nelken, die irgendwie ihrer Bikini-Linie folgten –, aber in Wirklichkeit horchte er auf etwas, das ihm im Kopf herumging. Hernandez war IntenSecure, das Morrisey war IntenSecure, Warbaby war IntenSecure, Freddie hatte gesagt, DatAmerica und IntenSecure seien praktisch dasselbe …
    »… Sehnsucht …«
    Rydell zwinkerte. Ein dürrer Knabe mit einem traurigen J. D. Shapely auf der Brust. Aber wer würde nicht traurig dreinschauen, wenn ihm Brusthaare aus den Augen wüchsen. »Was?«
    »Die Republik. Republik der Sehnsucht.«
    »Und das wäre?«
    »Der Grund,

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