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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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vertraut war. Es war die Art Haus, in die sich Ninjas im Dunkeln schlichen, um eine schlafende Heldin zu wecken und ihr zu erzählen, daß alles ganz anders war, als sie dachte, daß ihr Onkel mit dem bösen Kriegsherrn verbündet war. Sie überprüfte ihr Erscheinungsbild in einem kleinen Fenster am Rand ihres Blickfelds; gab ihren Lippen einen Hauch mehr Tiefe.
    Als sie sich dem Haus näherte, sah sie, daß alles aus dem Club-Archiv entwickelt worden war, so daß die gesamte Umgebung tatsächlich aus Lo/Rez-Material bestand. Man merkte es zuerst an den Wandpaneelen aus Holz und Papier, auf denen hauchzarte, überlebensgroße Bildfragmente mit der organischen Zufälligkeit von blättergetüpfeltem Sonnenlicht und Schatten kamen und gingen: Rez’ Wangenknochen und eine halbe Sonnenbrille, Los Hand am Hals seiner Gitarre.
    Aber diese Bilder änderten sich, wurden wie mit dem Flügelschlag eines Nachtfalters ausgetauscht, und es würde noch mehr davon geben, bis in die höchste Auflösung des Sites, sein digitales Gewebe hinein. Sie war nicht sicher, ob man das mit der ausreichenden Menge der richtigen fraktalen Pakete hinkriegen konnte, oder ob man dazu einen speziellen -116—
    Computer brauchte. Ihr Sandbenders hatte auch ein paar solche Effekte parat, aber hauptsächlich in seiner Präsentation der Sandbenders-Software.
    Wandschirme glitten beiseite, als sie und Mitsuko im Schneidersitz ins Haus glitten. Sie stoppten sauber nebeneinander, immer noch sitzend, und schwebten ungefähr sieben Zentimeter über der Tatami (Chia vermied es, sich auf diese zu konzentrieren, nachdem sie gesehen hatte, daß sie aus Konzertbildern gewebt war; zu ablenkend). Es war ein hübscher Auftritt. Mitsuko trug den Kimono und das weite Gürtelding, das ganze traditionelle Outfit, außer daß im Gewebe des Stoffes eine dezente Animation lief. Chia selbst hatte sich das schwarze Blouson-und Strumpfhosenset von Silke-Marie Kolb runtergeladen, obwohl es ihr gegen den Strich ging, für virtuelles Designerzeug zu bezahlen, das man nicht mal behalten oder kopieren durfte. Da sie jedoch die Nummer von Kelseys Cashcard dafür benutzt hatte, kam sie ein bißchen besser damit zurecht.
    Sieben Mädchen warteten bereits, alle in Kimonos, alle knapp über der Tatami schwebend. Nur die eine, die ganz für sich am Kopfende des imaginären Tisches saß, war ein Roboter. Kein richtiger Roboter, sondern ein schlankes Ding mit einer Chromhaut, wie in die Gestalt eines Mädchens gezwungenes Quecksilber. Das Gesicht war glatt, nur teilweise ausgeformt, ohne Augen, mit zwei geraden Reihen kleiner Löcher, wo ein Mund hätte sein sollen. Das mußte Hiromi Ogawa sein, und Chia beschloß sofort zu glauben, daß sie Übergewicht hatte.
    Über Hiromis Kimono flimmerten animierte, sepiafarbene Bilder von Interviews mit der Band.
    Die Vorstellungsprozedur dauerte eine Weile, und tatsächlich hatte jede von ihnen einen Titel, aber nach Hiromis Vorstellung hörte Chia nicht mehr so genau zu; sie verbeugte sich nur noch, wenn sie dachte, daß es von ihr erwartet wurde. Es gefiel ihr -117—
    nicht, daß Hiromi so zu einem ersten Treffen erschien. Es war unhöflich, dachte sie, und es mußte Absicht sein, und die Arbeit, die sie sich mit dem Raum gemacht hatten, schien das noch zu betonen.
    »Es ist uns eine Ehre, dich bei uns begrüßen zu dürfen, Chia McKenzie. Unsere Ortsgruppe möchte dir gern jede erdenkliche Hilfe zuteil werden lassen. Wir sind stolz, zu denen zu gehören, die Lo/Rez, ihrer Musik und ihrer Kunst in aller Welt beständige Wertschätzung zuteil werden lassen.«
    »Vielen Dank«, sagte Chia und saß da, während sich das Schweigen in die Länge zog. Mitsuko räusperte sich leise. Oha, dachte Chia. Zeit für eine Rede. »Danke, daß ihr mir eure Hilfe anbietet«, sagte sie. »Danke für eure Gastfreundschaft. Falls eine von euch mal nach Seattle kommt, finden wir bestimmt eine Möglichkeit, euch unterzubringen. Aber vor allem danke für eure Hilfe, denn meine Ortsgruppe macht sich wirklich Sorgen wegen dieser Geschichte, daß Rez behauptet, er will irgendeinen Software-Agenten heiraten, und da er’s angeblich gesagt haben soll, als er hier war, dachten wir …« Chia hatte schon das Gefühl gehabt, daß sie ein bißchen zu schnell vorging, und das wurde von Mitsuko mit einem weiteren leisen Räuspersignal bestätigt.
    »Ja«, sagte Hiromi Ogawa, »keine Ursache, und jetzt wird Tomo Oshima, die Historikerin unserer Ortsgruppe, uns mit einer

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