Idoru
detaillierten und akkuraten Schilderung der Geschichte unserer Ortsgruppe beehren – wie wir von den schlichten, aber ehrlichen Anfängen zur gegenwärtig aktivsten, meistgeschätzten Ortsgruppe in Japan wurden.«
Chia konnte es nicht glauben.
Das Mädchen neben Hiromi, rechts von Chia, verbeugte sich und begann mit ihrem Vortrag. Chia begriff sofort, daß sie nicht das kleinste Detail der Geschichte ihrer Ortsgruppe auslassen würde, selbst wenn es noch so ätzend langweilig war.
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Die beiden Zimmergenossinnen im Internat, die besten Freundinnen und treuesten Kameradinnen, die ein Exemplar des Dog-Soup-Albums in einem Mülleimer in Akihabara entdeckten. Wie sie damit ins Internat zurückkehrten, es abspielten und auf der Stelle bekehrt waren. Wie ihre Schulkameradinnen sie verspotteten, ihnen die wertvolle Aufnahme einmal sogar stahlen und sie versteckten … Und so weiter und so weiter, und Chia hätte jetzt schon am liebsten laut losgeschrien, aber ihr blieb nichts übrig, als sitzenzubleiben. Sie rief eine Uhr auf und klebte sie dem spiegelnden Roboter ins Gesicht, wo die Augen hätten sein sollen. Niemand außer ihr konnte sie sehen, aber es ging ihr gleich ein bißchen besser.
Jetzt waren sie bei der ersten japanischen nationalen Lo/Rez-Konferenz. Auf den weißen Papierwänden blitzten Schnappschüsse auf, kleine Mädchen in Jeans und TShirts, die in einem Veranstaltungsraum eines Flughafenhotels von Osaka Coca-Cola tranken; im Hintergrund standen ein paar Leute herum, bei denen es sich offensichtlich um Eltern handelte.
Eine Dreiviertelstunde später, der roten Anzeige in Hiromi Ogawas leerem Metallgesicht zufolge, schloß Tomo Oshima: »Und damit sind wir in der Gegenwart und beim historischen Besuch von Chia McKenzie angelangt, der Repräsentantin unserer Schwester-Ortsgruppe in Seattle, im Staat Washington.
Nun hoffe ich, daß sie uns mit der Geschichte ihrer eigenen Ortsgruppe beehren wird, wie sie gegründet wurde, die vielen Aktivitäten, die sie unternommen hat, um die Musik von Lo/Rez zu ehren …«
Leiser Applaus brandete auf. Chia fiel nicht darin ein, weil sie nicht recht wußte, ob er ihr oder Tomo Oshima galt.
»Sorry«, sagte Chia. »Unsere Historikerin hat das alles für euch zusammengestellt, aber es ist kaputtgegangen, als sie meinen Computer am Flughafen durch den großen Scanner geschickt haben.«
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»Wir bedauern sehr, das zu hören«, sagte der silberne Roboter. »Was für ein Pech.«
»Ja«, sagte Chia, »aber ich schätze, dadurch haben wir mehr Zeit, über das zu sprechen, weshalb ich gekommen bin, oder?«
»Wir hätten euch gern …«
»Geholfen, bei dieser ganzen Sache mit Rez durchzublicken, ja? Wissen wir. Und wir sind froh darüber. Weil wir uns alle wirklich Sorgen machen wegen diesem Gerücht. Weil es so aussieht, als hätte es hier angefangen, und weil diese Rei Toei ein hiesiges Produkt ist. Also, wenn uns jemand sagen kann, was los ist, dann ihr.«
Der silberne Roboter sagte nichts. Er war ausdruckslos wie immer, aber Chia nahm sicherheitshalber doch die Uhr weg.
»Darum bin ich hier«, sagte Chia. »Um rauszufinden, ob es stimmt, daß er sie heiraten will.«
Sie spürte eine allgemeine Nervosität. Die sechs Mädchen blickten auf die gerenderte Tatami, um ihr nicht in die Augen schauen zu müssen. Sie wollte Mitsuko ansehen, aber das wäre zu offensichtlich gewesen.
»Wir sind eine offizielle Ortsgruppe«, sagte Hiromi. »Wir haben die Ehre, eng mit richtigen Angestellten der Band zusammenzuarbeiten. Ihre Presseagenten sind auch besorgt wegen des Gerüchts, von dem du sprichst, und sie haben uns gebeten, ihnen dabei zu helfen, daß es nicht weiter verbreitet wird.«
»Verbreitet? Es ist seit einer Woche im Netz!«
»Es ist nur ein Gerücht.«
»Dann sollten sie ein Dementi rausgeben.«
»Ein Dementi würde dem Gerücht noch mehr Gewicht verleihen.«
»In dem Posting hieß es, Rez hätte bekanntgegeben, er sei in Rei Toei verliebt und wolle sie heiraten. Da war ein langes -120—
Zitat.« Chia beschlich das deutliche Gefühl, daß hier etwas nicht stimmte. Dafür hatte sie diese weite reale Strecke nicht zurückgelegt; da hätte sie ebensogut in ihrem Zimmer in Seattle sitzen können.
»Wir glauben, daß dieses ursprüngliche Netz-Info eine Ente war. Es wäre nicht die erste.«
»Ihr glaubt? Heißt das nicht, daß ihr es nicht wißt?«
»Unsere Quellen innerhalb der Organisation versichern uns, daß es keinen Grund zur Sorge
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