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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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erwarten«, gab Blackwell zurück.
    Die Tür in der Fassade mit den Rissen und den braunen, saftartigen Knubbeln öffnete sich zu einem weißen und pastellfarbenen Meer von Küchengeräten. Die Decke war niedrig und von provisorisch wirkenden Röhren und Leitungen überzogen. Laney folgte Blackwell durch einen Mittelgang. In weiteren Gängen zu beiden Seiten standen ein paar Gestalten herum, aber er konnte nicht erkennen, ob es sich um Verkäufer oder potentielle Kunden handelte.
    Am Ende des Mittelgangs knarzte eine altmodische Rolltreppe vor sich hin. Die geraden, abgenutzten Stahlzähne an den Kanten der nach oben fahrenden Stufen waren scharfkantig und glänzten. Blackwell ging weiter. Schwebte -127—vor Laney aufwärts, wobei sich seine Füße kaum zu bewegen schienen. Laney stieg unmittelbar hinter ihm hoch.
    Sie kamen in den ersten Stock hinauf, wo das ausgestellte Angebot weniger einheitlich war: Wandschirme, Heißwasserbereiter, automatische Ruhesessel mit Massagemodulen, die sich wie die Köpfe gigantischer mechanischer Larven durch die Polster drückten.
    Einen Gang entlang, der zwischen Wänden aus
    Wellplastikkartons hindurchführte – Blackwell hatte seine zernarbten Hände tief in den Taschen seines Ninja-Kittels vergraben –, und hinein in ein Labyrinth aus hellblauen Plastikplanen, die über ihnen an Rohren aufgehängt waren.
    Unbekannte Werkzeuge. Die zerbeulte Thermoskanne eines Arbeiters auf einem roten Werkzeugkasten, der zwei Sägeböcke aus Aluminium überspannte. Blackwell hielt eine letzte Plane auf. Laney trat gebückt ein.
    »Wir haben’s die ganze letzte Stunde offengehalten, Blackwell«, sagte jemand. »War gar nicht so einfach.«
    Blackwell ließ die Plane hinter sich zufallen. »Mußte ihn im Hotel abholen.«
    Der Raum, auf drei Seiten mit blauen Planen abgehängt, war doppelt so groß wie Laneys Hotelzimmer, aber erheblich voller. Eine Menge Hardware war dort zusammengetragen: Eine Kollektion schwarzer Konsolen, die in einem weißen Sumpf aus Styroporformstücken, zerrissenem Wellplastik und zerknüllten Luftpolsterfolien miteinander verkabelt waren.
    Zwei Männer und eine Frau warteten auf sie. Es war die Frau gewesen, die gesprochen hatte. Als Laney durch die knöcheltiefen Verpackungsmaterialien watete, knirschte und knackte das glitschige Zeug unter seinen Schuhsohlen.
    Blackwell trat danach. »Ihr hättet mal aufräumen können.«
    »Wir sind keine Bühnenbildner«, sagte die Frau. Für Laney klang es, als käme sie aus Nordkalifornien. Sie hatte kurze -128—braune Haare, die zu einer Ponyfrisur geschnitten waren, und etwas an ihr erinnerte ihn an die Quants, die bei Slitscan arbeiteten. Wie die anderen beiden, ein Japaner und ein Rothaariger, trug sie Jeans und die typische Bomberjacke aus Nylon.
    »Verdammt harter Job, so auf die Schnelle«, sagte der Rotschopf.
    »Auf die ganz Schnelle«, verbesserte der andere, und der kam eindeutig aus Kalifornien. Seine Haare waren straff nach hinten gekämmt und hoch oben zu einem Samuraischwänzchen zusammengebunden.
    »Dafür werdet ihr ja bezahlt«, sagte Blackwell.
    »Wir werden dafür bezahlt, auf Tour zu gehen«, sagte der Rotschopf.
    »Wenn ihr wieder auf Tour gehen wollt, dann hofft bloß, daß die Dinger hier funktionieren.« Blackwell schaute auf die verkabelten Konsolen.
    Laney sah, daß an der hinteren Wand ein leuchtend pinkfarbener Klapptisch aus Plastik mit einem grauen Computer und einem Datenhelm darauf stand. Fremdartige Kabel führten zur nächsten Konsole: flache Bänder mit bunten Streifen auf weißem Grund. Die Wand dahinter war mit alter Reklame tapeziert; direkt hinter dem pinkfarbenen Tisch war das metergroße Auge einer Frau, dessen Laserdruck-Pupille die Größe von Laneys Kopf hatte.
    Laney ging durchs Styropor zu dem Tisch hinüber, ohne die Füße zu heben, eine Bewegung, die gewisse Ähnlichkeit mit Skilanglauf hatte.
    »Dann wollen wir mal«, sagte er. »Zeigt mal, was ihr habt.«
    -129-
    16 Zona Rosa
    Z ona Rosa besaß einen geheimen Ort, ein Land, das sie aus dem ehemaligen Website eines Unternehmens aufgebaut hatte.
    Es war ein von abgewrackten Swimmingpools gesäumtes, von Kakteen und roten Weihnachtssternen überwachsenes Tal.
    Eidechsen posierten wie Hieroglyphen auf
    Fliesenscherbenmosaiken.
    In diesem Tal gab es keine Häuser, aber Mauerreste oder schräg an verwitterte Holzpfosten gelehnte rostige, rechteckige Wellblechplatten, die Schatten spendeten. Manchmal auch die Asche eines

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