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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Mystik‹ geben, wo die Chinesen und Kelten doch überhaupt keine gemeinsame Geschichte haben?«
    »Weil Rez selbst halb Chinese und halb Ire ist. Und wenn es eins gibt, womit es ihm ernst ist …«
    »Ja?«
    »Dann ist das Rez.«
    Laney schaute verdrießlich auf den Bildschirm, als der Sänger von einer Großaufnahme von Los flinken Händen an der Gitarre mit dem schwarzen Korpus ersetzt wurde. Zuvor hatte ein ehrwürdiger britischer Gitarrist in grandiosen Tweedklamotten die Meinung geäußert, man habe wirklich nicht erwartet, daß der nächste Hendrix aus dem taiwanesischen Canto-Pop hervorgehen würde, aber andererseits habe man den ersten ja auch nicht direkt erwartet.
    »Yamasaki hat mir die Geschichte erzählt. Was Ihnen zugestoßen ist«, sagte Arleigh McCrae. »Bis zu einem gewissen Punkt.« Laney schloß die Augen.
    »Die Sendung ist nicht ausgestrahlt worden, Laney. Außer Kontrolle hat die Sache fallenlassen. Was ist passiert?«
     
    Er war dazu übergegangen, das Frühstück neben dem kleinen, ovalen Swimmingpool des Chateau einzunehmen, jenseits der schlichten Holzbungalows, die Rydell zufolge später hinzugekommen waren. Es war die einzige Tageszeit, die ganz ihm zu gehören schien, zumindest bis Rice Daniels kam – normalerweise dann, wenn er bis zum Boden einer drei Tassen fassenden Kaffeekanne vorgedrungen war, kurz vor seinen Eiern mit Schinken.
    Daniels pflegte das Terrakotta auf dem Weg zu Laneys Tisch -155—mit einem Gang zu überqueren, den man nur als federnd bezeichnen konnte. Im stillen hätte Laney das gern der Tatsache zugeschrieben, daß Daniels Drogen nahm, aber er hatte nicht das geringste Anzeichen dafür gesehen, und in der Tat schien Daniels’ schlimmstes öffentlich zur Schau gestelltes Laster darin zu bestehen, viele Tassen koffeinfreien Espresso mit geraspelter Zitronenschale zu trinken. Er hatte ein Faible für grobmaschige beige Anzüge und kragenlose Hemden.
    An diesem Morgen war Daniels jedoch nicht allein gewesen, und Laney hatte bemerkt, daß sein gewohnter federnder Schritt nicht mehr so temperamentvoll war; statt dessen strahlte er eine gewisse genervte Sprödigkeit aus, und die schmerzhaft aussehende Brille schien seinen Kopf noch fester zu umschließen als sonst. Begleitet wurde er von einem grauhaarigen Mann mit windgegerbtem Adlergesicht in einem dunkelbraunen Cowboy-Anzug, dessen scharfe, eindrucksvolle Nase zwischen den riesigen schwarzen Gläsern einer Sonnenbrille hervorragte. Er trug schwarze Cowboystiefel aus Krokodilleder und hatte eine staubig aussehende Aktentasche aus altersdunklem braunem Rindsleder dabei, deren Griff mit etwas geflickt war, was Laney für Packdraht hielt.
    »Laney«, hatte Rice Daniels gesagt, als er an den Tisch kam, »das ist Aaron Pursley.«
    »Bleiben Sie sitzen, mein Junge«, sagte Pursley, obwohl Laney gar nicht hatte aufstehen wollen. »Da kommt gerade Ihr Frühstück.« Einer der mongolischen Kellner kam mit einem Tablett aus der Richtung der Bungalows herüber. Pursley stellte seine ramponierte Aktentasche ab und nahm sich einen der weißlackierten Metallstühle. Der Kellner servierte Laneys Eier. Laney unterschrieb und legte dabei fünfzehn Prozent Trinkgeld drauf. Pursley blätterte den Inhalt seiner Tasche durch. Er trug ein halbes Dutzend silberne Ringe an den Fingern beider Hände, manche mit einem Türkis. Laney konnte sich nicht erinnern, wann er das letztemal jemanden gesehen -156—hatte, der so viel Papier mit sich rumschleppte.
    »Sie sind der Anwalt«, sagte er. »Aus dem Fernsehen.«
    »Und auch in Fleisch und Blut, mein Junge.« Pursley war bei Cops in Schwierigkeiten dabei, und davor war er als Prominentenanwalt berühmt gewesen. Daniels hatte nicht Platz genommen; er stand in ganz untypischer, zusammengesunkener Haltung hinter Pursley, die Hände in den Hosentaschen. »Da haben wir’s ja.« Pursley zog ein Bündel blauer Papiere hervor. »Lassen Sie Ihre Eier nicht kalt werden.«
    »Setzen Sie sich«, sagte Laney zu Daniels. Daniels zuckte hinter seiner Brille zusammen.
    »Also«, sagte Pursley, »Sie waren in einem staatlichen Waisenhaus in Gainesville, steht hier, vom zwölften bis zum siebzehnten Lebensjahr.«
    Laney schaute auf seine Eier. »Das ist richtig.«
    »Während dieser Zeit haben Sie an einer Reihe von Medikamententests teilgenommen? Sie waren eine Testperson?«
    »Ja«, sagte Laney. Seine Eier sahen aus, als wären sie irgendwie weiter entfernt oder ein Bild in einer Illustrierten.
    »Haben Sie

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