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If you leave – Niemals getrennt

If you leave – Niemals getrennt

Titel: If you leave – Niemals getrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Cole
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gebrauchen. Nicht, solange er im Walter Reed ist.
    Ich habe Tony noch nie so wütend gesehen. Er steht neben mir, ballt seine großen Hände zu Fäusten und hat den Mund zu einer Grimasse verzogen.
    »Schick ihr eine SMS, dass sie sich nicht von der Stelle rühren soll. Ich fahre hin und rede mit ihr. Sie braucht einen kräftigen Tritt in den Hintern, und dafür bin ich genau der Richtige«, erklärt er und marschiert zur Bürotür hinaus.
    »Gib dich nicht mit Jared ab«, rufe ich Tony nach. »Er ist es nicht wert.«
    Ich springe auf und laufe ihm nach.
    Er dreht sich um und sieht mich an. »Keine Sorge. Ich will nur mit Jacey reden. Und den kleinen Scheißer aus ihrem Haus werfen.«
    Ich seufze. Genau das, was ich befürchtet habe.
    Aber ich kann nichts anderes tun, als mit anzusehen, wie Tony zur Tür hinauspoltert.
    Gabe
    N ach dem, was Sie mir beschrieben haben, haben Sie eine unschuldige Person getötet, die ausgesandt worden war, um Sie zu töten, in einer koordinierten Aktion, deren Ziel es war, hundert weitere Menschen umzubringen. Sagen Sie mir, Gabe: Haben Sie wirklich das Gefühl, Sie hätten dieses Mädchen ermordet – oder all die anderen Mädchen und Frauen? SIE. Nicht das US-Militär, nicht Ihre Einheit, auch nicht der Onkel dieses Mädchens … sondern SIE?
    Ich will meinem Therapeuten die verdammten Zähne in den Hals schlagen. Diese Einzelsitzung heute hat drei Stunden gedauert, drei aufreibende Stunden.
    Während der letzten drei Tage musste ich darüber schreiben, was passiert ist, darüber reden, was passiert ist, und darüber nachdenken, was passiert ist. Ausführlich. Und auf eine Art und Weise, in der ich mich nie damit beschäftigt habe.
    Aber heute Morgen hatte ich einen Durchbruch.
    Ich habe erkannt, dass eine Sache die Wurzel meines Problems ist. Ich kann mit der Tatsache umgehen, dass Mad Dog umgekommen ist, selbst wenn ich denke, dass ich es hätte verhindern müssen. Ich habe schon zuvor Männer sterben sehen und musste damit klarkommen.
    Was mich am meisten quält, ist die eine Sache, die mir Alpträume beschert.
    Das Mädchen.
    Sie brauchte meinen Schutz, und ich habe sie im Stich gelassen. Anstatt ihr zu helfen, habe ich sie getötet. Weil ich in dem Bruchteil einer Sekunde, in dem ich eine Entscheidung treffen musste, nicht herausfinden konnte,
wie
ich ihr helfen sollte.
    Ich habe versagt
.
    Das ist der Knackpunkt des Ganzen. Ich wurde nicht dazu ausgebildet zu versagen. Aber weil ich versagt habe, sind Menschen umgekommen, und diese Schuld kann ich nicht überwinden. Das Mädchen ist für mich das Symbol meines Versagens.
    Als wir das herausfinden, verlangt Dr. Hart, mein Therapeut, dass ich alles erzähle, was ich über sie weiß.
    Ihr Name war Ara Sahar. Hat man mir in der Army gesagt.
    Sie war zehn Jahre alt. Hat man mir auch in der Army gesagt.
    Ihr Onkel war ein Talibanrebell, der sie entführt und losgeschickt hat, um meinen Humvee zu vernichten. Noch etwas, das man mir in der Army gesagt hat.
    Sie war verängstigt und brauchte meine Hilfe. Das musste mir niemand sagen, das konnte ich in ihren Augen sehen. Und das ist es, was ich mir nicht verzeihen kann. Die anderen Mädchen und Frauen habe ich nicht gesehen, als sie noch am Leben waren. Aber ich sah Ara Sahar.
    »Solange Sie sich selbst nicht verzeihen, werden Sie darüber nicht hinwegkommen«, erklärt mir Dr. Hart ernst. »Ich habe so etwas schon tausend Mal erlebt.«
    Ich starre ihn an, eine zentnerschwere Last auf dem Herzen.
    »Wie soll ich mir verzeihen, dass ich ein Kind im Stich gelassen habe?«, frage ich ihn gequält. »Dass ich
hundert
Kinder im Stich gelassen habe? Wenn Sie ich wären, könnten Sie das? Wenn Sie gerochen hätten, wie alle verbrannten, könnten Sie das vergessen?«
    Dr. Hart sieht mich nachdenklich an.
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich versuchen, an etwas zu denken, irgendwas, das ich tun könnte, um Frieden zu finden. Manchmal müssen wir einfach unseren Verstand mit einem Trick dazu bringen, das zu glauben, was wir ihm sagen. Haben Sie mal darüber nachgedacht, Aras Eltern einen Brief zu schreiben? Erklären Sie, was passiert ist, und bitten Sie sie um Vergebung. Ich bin sicher, die Army kann uns helfen, die Adresse herauszufinden, oder uns sagen, ob ihre Eltern noch am Leben sind.«
    Herr im Himmel. Allein bei dem Gedanken daran, mit den Eltern des Mädchens zu reden, wird mir übel. Ich bin mir sicher, dass ich der letzte Mensch bin, von dem sie etwas hören wollen.
    Aber vielleicht

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