If you leave – Niemals getrennt
dunklen Augen sind voller Tränen.
»Das Mädchen hat keine Schuld«, sagt sie sanft zu mir, und ihr dunkles Haar weht im Wind. »Sie trifft schlechte Entscheidungen, aber sie ist eben jung. Daran ist allein Jared Markson schuld – und niemand sonst. Tony wollte dorthin fahren. Das war seine Entscheidung. Du kannst Jacey nicht dafür verantwortlich machen, Madison.«
Kann ich doch. Und tue ich auch.
Ich bin so wütend auf Gott und die Welt, dass ich nicht klar denken kann.
Das ist alles nicht fair.
Und als ich mein Handy wieder in die Tasche stecke, sehe ich etwas, das mir gestern bei allem, was passiert ist, völlig entgangen ist.
Ein verpasster Anruf von Gabriel.
Das war ja verdammt klar.
Und es ist merkwürdig, denn ich empfinde überhaupt nichts deswegen. Mein ganzer Körper ist wie betäubt. Mein Verstand, mein Herz, meine Glieder. Ich kann nichts fühlen, und das ist gut so.
Wenn ich nichts fühlen kann, dann kann mich der Schmerz nicht überwältigen. Ich kann Abstand gewinnen und tun, was ich tun muss. Und Gabriel spielt jetzt gerade keine Rolle.
Das Begräbnis durchstehen – das zählt.
Diesen erbärmlichen Kummer überwinden – das zählt. Herausfinden, was ich mit meinem Leben anfangen soll – das zählt.
Denn als ich mich umblicke und den See, das Restaurant und alles sehe, wofür dieser Ort steht, denke ich, dass ich es satthabe.
Ich habe das alles satt.
Kapitel 29
Gabriel
Ich betrete das Landhaus meiner Großeltern durch die Hintertür und werde beinahe von Jacey umgeworfen, die sich in meine Arme wirft.
»Gott sei Dank, dass du zu Hause bist.« Sie weint und drückt sich an meine Brust. Ich schaue in die Küche und sehe Brand im Türrahmen lehnen. Er sieht müde aus. Wahrscheinlich hat er die ganze Nacht damit verbracht, Jacey zu beruhigen.
»Hey, Leute«, grüße ich die beiden ruhig und lasse meine Tasche zu Boden fallen. »Tut mir leid wegen Tony, Jacey. Ich weiß, dass ihr euch nahegestanden habt.«
Sie klammert sich an mich und wendet mir ihr tränenüberströmtes Gesicht zu. »Ich hatte ihn gern, Gabe. Du weißt das doch, oder? Du weißt, dass ich das nie mit Absicht getan hätte.«
Ich muss gegen den Drang ankämpfen, ihr eine Standpauke zu halten und zu sagen, wie falsch es war, erst Lügen zu erzählen, dass Jared sie belästigen würde, und dann tatsächlich auch noch zu diesem Mistkerl zurückzugehen. Aber im Moment ist sie dafür nicht stark genug, das merke ich. Ihre schmalen Schultern beben, als sie weint, und Brand schüttelt warnend den Kopf.
»Ich weiß, Jacey«, sage ich stattdessen. »Das ist nicht deine Schuld. Es ist Jareds Schuld. Jetzt können wir nichts mehr tun als Tonys Andenken ehren.«
»Aber Maddy will nicht einmal mit mir reden«, schluchzt Jacey. »Sie denkt, es sei meine Schuld. Und wahrscheinlich hat sie recht. Wenn ich doch bloß nicht zu Jared zurückgegangen wäre. Wenn ich doch nur auf die anderen gehört hätte. Morgen früh ist ein Gedenkgottesdienst für Tony, und ich weiß, dass sie ärgerlich sein wird, wenn ich hingehe. Aber ich muss doch hingehen, Gabe. Er war auch mein Freund. Und das ist alles meine Schuld.«
Ich tätschle ihr tröstend den Rücken und beruhige sie, so gut ich kann. In meinem Kopf bin ich wütend auf sie. Aber sie fühlt sich schon schlecht genug, ich muss das jetzt nicht noch schlimmer machen. Was sie getan hat, war dumm, aber Jacey ist kein böser Mensch. Sie wollte nie, dass irgendjemand je verletzt wird.
Ich bringe sie in ihr Zimmer und setze sie aufs Bett.
»Du brauchst Ruhe, Jacey«, sage ich. »Ich weiß, dass du nicht geschlafen hast. Es war nicht deine Schuld, und du wirst zu diesem Gedenkgottesdienst gehen. Ich gehe mit, okay?«
Sie nickt wortlos und rollt sich zusammen. Ich ziehe ihr die Decke bis zum Kinn hoch, gehe hinaus und mache die Tür hinter mir zu.
Brand wartet in der Küche auf mich.
»Sie wird wieder«, sagt er und wirft mir eine Dose Bier zu. »Sie war die ganze Nacht wach. Aber sie wird wieder. Ich weiß, dass Maddy auch wieder zu sich kommen wird. Wenn etwas so unerwartet passiert, ist das immer schwer zu verkraften.«
Ich nicke, stürze das Bier hinunter und zerdrücke die Dose in meiner Hand, bevor ich zur Hintertür hinausgehe.
»Wo gehst du hin?«, ruft Brand mir nach.
»Nach draußen«, antworte ich, ohne stehen zu bleiben. Er kennt mich gut genug, um mir nicht zu folgen, als ich zum Strand hinuntergehe.
Ich laufe bis zu der Stelle, wo die Wellen auf den Strand treffen, gehe
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