If you leave – Niemals getrennt
ihr Make-up in schwarzen Streifen verschwimmen. Fuck. Ich hasse diesen Scheiß. Da weiß ich nie, was ich tun soll. Hilflos tätschle ich ihr den Rücken.
»Annie, nicht weinen. Es ist alles in Ordnung. Alles in Ordnung. Es ist nur ein Missverständnis.«
Sie weint immer noch; dann streckt sie die Hände nach mir aus und vergräbt ihren Kopf an meiner Brust.
»Es tut mir leid«, schnieft sie. »Es tut mir leid, dass ich alles falsch verstanden und kaputt gemacht habe. Es tut mir leid.«
Ich klopfe ihr wieder leicht auf den Rücken. »Du hast gar nichts kaputt gemacht, Annie. Es ist nur ein Missverständnis. Hier drin kochen bei jedem einmal die Emotionen hoch. Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest.«
Sie nickt schniefend, steht vom Bett auf und geht zur Tür.
»Es tut mir leid, Gabe.« Sie schnieft noch einmal, bevor sie geht.
Immer noch kopfschüttelnd, sehe ich zu, wie sie geht.
Was, zum Teufel, war das denn?
Während ich mich langsam wieder beruhige und meine Gedanken sammle, wird mir klar, das die Situation eben, so unangenehm sie auch war, etwas Gutes für mich hatte.
Denn als Annie mich ansah, all meine Fehler akzeptierte und ignorierte, weil sie mit mir schlafen wollte, wurde mir klar, warum ich seit jenem Vorfall wahllos mit Frauen im Bett gewesen bin.
Ihre Anerkennung gibt mir Trost.
Aber das ist nur ein flüchtiges Gefühl.
Vorübergehend.
Einen Augenblick lang lindert es meine Schuldgefühle. Ich treibe ins Vergessen, an einen Ort, an dem ich nicht verurteilt werde. Diese Frauen akzeptieren mich als das, was ich bin. Deshalb war ich bei der Prostituierten in Kabul, deshalb hätte ich beinahe mit Alex geschlafen.
Aber ich kann das nicht mehr. Ich habe akzeptiert, was ich Ara Sahar angetan habe. Ich habe akzeptiert, warum ich es getan habe. Und deshalb brauche ich jetzt keinen Ersatz mehr dafür.
Ich brauche das Wahre.
Etwas Dauerhaftes.
Das ist ja ein Ding.
Fassungslos sitze ich da, mit hängenden Schultern, Hände im Schoß, und denke einfach darüber nach. Ich wollte mit Maddy aus genau demselben Grund schlafen, aber stattdessen habe ich mich in sie verliebt.
Und jetzt ist sie alles, was ich will.
Ich greife zum Telefon.
Kapitel 27
Madison
W ährend ich noch versuche zu verstehen, was Jacey schreit, kommt ein weiterer Anruf bei mir an, aber ich achte nicht darauf. Ich bin nur damit beschäftigt, aus dem, was sie sagt, irgendeinen Sinn herauszuhören.
»Jacey, mach langsamer. Ich kann dich nicht verstehen«, sage ich schnell. »Hol erst mal Luft.«
»O mein Gott, Madison«, kreischt sie. »O mein Gott … o mein Gott!«
Sie ist außer sich und hört gar nicht zu. Meine Hand wird kalt, als ich das Handy fester packe.
»Was ist los?«,
brülle ich schließlich. »Jacey, was ist da los?«
»Es ist Tony«, bringt sie schließlich heraus. »Du lieber Gott. Maddy, du musst herkommen. Wir sind bei dieser Kurve in deiner Straße. Diese bestimmte … die fiese Kurve.«
Die Kurve, an der meine Eltern starben
. Mir bleibt das Herz stehen.
»Beeil dich«, heult Jacey. »Komm einfach her.«
Ich höre eine Sirene, und dann nichts mehr.
Ich kann nicht mal meine Finger spüren oder überhaupt denken, als ich meine Tasche schnappe und zur Tür hinausrenne. Ich nehme die Autofahrt gar nicht wahr. Ich registriere weder Ampeln noch Stoppschilder oder sonst irgendwas. Ich fahre wie auf Autopilot, während ich auf Abstand zu meinem eigenen Herzen gehe, damit ich nicht so sehr spüre, was los ist.
Es ist nichts Schlimmes
, sage ich mir,
es ist nichts Schlimmes
. Er hat eine Reifenpanne. Er hat einen Unfall mit Blechschaden. Er ist über die Böschung gerutscht, so wie ich vor ein paar Wochen. Es ist nichts Schlimmes. Es geht ihm gut.
Es geht ihm gut.
Es geht ihm gut.
Es muss ihm gutgehen.
Es kann nichts mit Tony passiert sein, denn es muss ihm einfach gutgehen. Er hält mein Leben zusammen. Er hält meine Familie zusammen und auch noch das Restaurant. Er springt für mich ein. Er ist jahrelang für meinen Vater eingesprungen. In gewisser Weise ist er zu meinem Vater geworden.
Es geht ihm gut
.
Aber das stimmt nicht.
Es geht ihm nicht gut. Ich weiß es, noch bevor ich dort ankomme. Ich weiß es, weil sich mein Herz wie tot anfühlt. Ich weiß es, als ich ankomme und seinen Laster sehe, der völlig zerdrückt am Straßenrand liegt. Ich weiß es, als ich den Rettungswagen sehe, die Feuerwehrautos und die ernsten Gesichter der Leute. Ich weiß es, als ich die Trage sehe, mit
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