If you leave – Niemals getrennt
Mila. Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
Sie wirft mir einen Blick zu. »Ich weiß. Pass einfach besser auf. Ich habe beinahe einen Herzinfarkt bekommen.«
Ich auch.
Ich lehne mich in den Sitz zurück, immer noch zittrig von der Rutschpartie den Hügel hinunter. Die Nachwirkungen des Adrenalinschubs sind nicht gerade gnädig zu mir. Mein Herz hämmert, und auch meine Hände und Beine zittern noch. Ich starre von meinem Fenster aus nach unten: Es geht tief runter.
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass Pax dich dazu gebracht hat, dieses Ding hier zu nehmen.« Ich kichere, ein Versuch, die Stimmung aufzulockern. »Es ist so … so gar nicht du.« Mila verdreht die Augen.
»Ich weiß. Sobald er hörte, dass ich schwanger bin, ging er los und kaufte das sicherste Fahrzeug, das er auftreiben konnte. Dieses Ding hier ist praktisch kugelsicher. Ich könnte locker so was wie ein verkappter Panzer sein.«
»Du wirst mit allem so viel besser fertig als ich«, sage ich. »Ich würde es hassen, so gegängelt zu werden.«
Mila lacht wieder und schüttelt den Kopf.
»Er gängelt mich nicht. Wenn man verheiratet ist, muss man manchmal Kompromisse eingehen. Und das mit dem Auto war keine große Affäre. Gut, mein Kleinwagen war besser im Spritverbrauch, aber es macht Pax glücklich, wenn er glaubt, dass ich sicherer bin. Und außerdem kriege ich hier mehr von meinem Künstlerbedarf rein. Es hat also auch Vorteile.«
»Du weißt, dass du keinen Künstlerbedarf mehr herumschleppen musst«, sage ich und ziehe eine Augenbraue hoch. »Du musst deine Kunsthandlung nicht behalten. Da Pax bald die Firma seines Großvaters übernimmt, wirst du nie wieder arbeiten müssen, wenn du nicht willst.«
Mila verdreht die Augen und biegt in eine Stadtstraße ein. Der große SUV ruckelt nicht mal nennenswert, als sie über einen Stein fährt.
»Und
du
weißt, dass ich künstlerisch tätig sein muss. Wenn das nicht möglich ist, drehe ich durch.«
»Du bist schon durchgedreht«, antworte ich, »als du zugestimmt hast, nach Connecticut zu ziehen.«
Sie wirft mir einen Blick zu. »Ich weiß. Ich will ja auch nicht weg. Aber dort ist nun mal der Hauptsitz von Alexander Holdings. Pax kann den Job seines Großvaters nicht von hier aus übernehmen. Und sein Großvater will wirklich in Ruhestand gehen. Also bleibt Pax nichts anderes übrig. Ich muss ihn da unterstützen.«
Ich seufze. »Noch so ein ehelicher Kompromiss?«
Mila nickt.
Ich seufze noch mal. »Ich habe beschlossen, dass mir das mit eurer Ehe nicht wirklich gefällt. Du wirst dich scheiden lassen müssen.«
Mila bricht in Gelächter aus. »Kann ich nicht. Wir haben einen Ehevertrag. Auf die Art kann ich nicht reich werden.«
Das bringt mich zum Lachen. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so weit von geldgeil entfernt ist wie Mila. Und außerdem weiß ich, dass es keinen Ehevertrag gibt.
Ich spüre den Beginn von Spannungskopfschmerzen, die von meinem dämlichen Autounfall und meinem ebenso dämlichen Schlafmangel herrühren. Ich reibe mir über die Stirn, bevor die Fältchen dauerhaft werden können. Und ich schaue mürrisch drein, weil sich heute Morgen alles blöd anfühlt.
Mila bemerkt es.
»Wieso bist du eigentlich so schlecht gelaunt?«, fragt sie neugierig. »Du bist nicht verletzt. Ich bin sicher, dass du einen Abschleppwagen gerufen hast. Dann hast du dein Auto bald wieder. Ende gut, alles gut.«
Ich schalte das Radio ein, lehne mich dann in meinem Sitz zurück und schaue in die Landschaft, als Mila in den Fahrweg am Seeufer einbiegt, an dem sich unser Restaurant befindet.
»Ich weiß nicht«, bekenne ich. »Bin heute wohl einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ich habe nicht gut geschlafen letzte Nacht.« Ich spare es mir, ihr zu erzählen, wieso, weil sie dann sofort wahnsinnig neugierig wäre. Sie will schon seit Monaten, dass ich mal ausgehe, und ich will ihr nicht erzählen, was das für eine Pleite war.
»Na komm, Kopf hoch!«, meint Mila und fährt auf den Parkplatz von
The Hill
. »Es ist ein wunderschöner Tag. Das Leben ist schön.«
»Yep«, antworte ich miesepetrig, »das Leben ist schön.«
»Und du hast Glück«, meint sie aufmunternd. »Du hättest verletzt werden können, aber nichts ist passiert. Du weißt genauso gut wie ich, dass diese Straße gefährlich ist.« Jetzt ist sie ganz ernst, und ich weiß, wieso. Ich kann die Erinnerungen förmlich in ihrem Blick sehen … an das verbeulte Auto unserer Eltern, das Begräbnis, die
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