If you leave – Niemals getrennt
bin so dämlich. Diese Straße bin ich schon tausendmal gefahren. Ich sollte es besser wissen.
Meine Hände zittern zwar, und ich bekomme keine Luft, aber sonst ist alles in Ordnung. Ich bin in Ordnung. Mein Auto ist in Ordnung. Ich bin nicht meine Eltern. Anders als sie bin ich nicht gestorben. Kein zerbrochenes Glas oder Blut.
Es geht mir gut.
Denke ich.
Ich öffne die Tür und versinke direkt in wadentiefem Schlamm.
Teufel noch mal. Ich zucke zusammen, als ich den schlammigen Fuß wieder hochziehe und meinen ruinierten Schuh mit Keilabsatz, Marke Jimmy Choo, begutachte. Ich habe eine Schwäche für Schuhe, und der hier, praktisch brandneu, ist jetzt hinüber.
Scheiße.
Und als wäre das noch nicht schlimm genug, bin ich umgeben von Schlamm, eine Folge des Gewitters gestern Nacht. Ich kann nicht aussteigen, um meinen Wagen zu inspizieren, aber soviel ich sehen kann, ist der linke Vorderreifen verbogen. Ich habe keine Ahnung, ob das Auto überhaupt noch fahrtüchtig ist.
Mürrisch drücke ich aufs Gaspedal und versuche, die Steigung wieder hinaufzufahren, aber mein Wagen rührt sich nicht vom Fleck, und der verbogene Reifen will sich nicht mal drehen.
Ich stecke fest. Nicht nur fest, sondern absolut und komplett fest.
»Mist.«
Ich lasse den Kopf aufs Lenkrad sinken und taste mit den Fingern nach meinem Handy.
Meine Schwester erscheint zwanzig Minuten später zu meiner Rettung und hastet den nassen Hügel herunter, um zu mir zu kommen. Ihr Abstieg ist kein graziöser Anblick.
»Es geht mir gut, Mila. Geh wieder hoch!«, rufe ich ihr, aus dem Fenster gebeugt, zu. »Sonst fällst du noch und brichst dir was, Mama in spe!«
Sie wirft mir einen finsteren Blick zu, als sie auf das Auto zukommt und am Rand der Schlammpfützen stehen bleibt.
»Himmel. Nicht du auch noch. Pax lässt mich kaum noch irgendwas tun. Du bist doch eine Frau. Du solltest es besser wissen. Ich bin nur schwanger, nicht invalide.«
Ich schüttle den Kopf, während ich meine Schuhe ausziehe und meine Tasche schnappe. So vorsichtig wie möglich steige ich aus dem Auto und sinke augenblicklich knöcheltief im Schlamm ein. Ich knalle die Autotür fest zu.
»Dein Mann will sich einfach nur um dich kümmern«, erinnere ich sie brummig, während ich mich durch den Morast auf sie zukämpfe.
Mila ist im fünften Monat schwanger und hat dieses mystische Leuchten von Schwangeren an sich. Tatsächlich steht ihr die Schwangerschaft wirklich gut. Sie war schon immer wunderschön, aber jetzt leuchtet sie buchstäblich. Ihr langes dunkles Haar ist üppig und glänzt, ihre Wangen sind rosig und leicht gerötet, und ihre Haut ist makellos.
»Ich kann gar nicht glauben, dass du so gut aussiehst«, grummle ich und beäuge ihren kleinen Babybauch. »Das ist ja unerträglich. Du hast noch nicht mal nennenswert an Gewicht zugelegt.«
Sie streckt mir die Hand hin, um mir über einen Felsen zu helfen, und lacht. »Willst du denn, dass ich schrecklich aussehe?«
»Vielleicht«, antworte ich gespielt mürrisch, während wir vorsichtig den Hügel hinaufklettern, wo Milas Auto auf uns wartet. »Das ist nicht fair, dass du hübscher bist als ich, sogar noch in der Schwangerschaft. Große Schwestern sind dazu da, um heißer zu sein. Das ist ein Naturgesetz. Ich habe die Regeln nicht gemacht, Mila, aber wir sollten sie definitiv befolgen. Versuche, ein paar Pfund zuzulegen.«
Sie lacht wieder und verdreht die Augen, als wir uns im Auto anschnallen.
»Du bist verrückt, Maddy. Du bist doch das Model in unserer Familie. Das Einzige, was ich habe und du nicht, sind größere Möpse. Und die kriegst du nicht.«
»Was auch immer«, brumme ich, klappe die Sonnenblende herunter und schaue mich im kleinen Spiegel an. »Ich bin kein Model mehr.«
Ich habe Dreckspritzer auf der Stirn. Und meine Beine sind bis fast zu den Knien mit Schlamm verkrustet, der auf den Boden tropft. Ich seufze.
»Tut mir leid. Jetzt wirst du das Ding reinigen lassen müssen«, sage ich entschuldigend. »Ich bezahle das.«
»Ist schon in Ordnung«, versichert sie mir, inzwischen ernst. »Ich bin einfach nur froh, dass es dir gutgeht. Wie, zur Hölle, ist das überhaupt passiert, Maddy? Du weißt doch, wie gefährlich diese Straße ist.«
Natürlich weiß ich das
.
Ich fühle mich schuldig bei dem besorgten Unterton in ihrer Stimme. Ich fühle mich schuldig, weil sie hierherkommen musste, ausgerechnet zu dieser speziellen Kurve.
»Mir geht es gut«, antworte ich. »Es tut mir leid,
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