If you leave – Niemals getrennt
mir und Mila. Ich schlucke schwer und schenke Tony ein Lächeln, während ich gleichzeitig die hässlichen Gedanken aus meinem Kopf verdränge. Meine Eltern sind tot. Es gibt keinen Grund, an die Vergangenheit zu denken.
»Ich bin in einer Minute da«, sage ich. »Versprochen.«
Er zieht eine buschige schwarze Augenbraue hoch. »Besser wär’s. Jacey hat gerade eingecheckt, und ich habe ihr die Kirschtörtchen zum Geburtstag gemacht, die sie so liebt. So weit es sie betrifft, war das deine Idee. Du musst zumindest kommen und eines mit ihr essen.«
»Mist«, brumme ich. Dann schaue ich auf und begegne Tonys vorwurfsvollem Blick. »Zu meiner Verteidigung: Ich wollte ihr auf dem Weg zur Arbeit Törtchen holen, aber dann habe ich mein Auto beinahe in den See gefahren. Deshalb, denke ich, bin ich entschuldigt. Urteile nicht zu hart.«
Ich ziehe die Nase kraus, und er muss beinahe grinsen, tut es aber nicht, denn schließlich hat er sein Image zu pflegen.
Er dreht sich um, schlendert davon und brummelt dabei etwas über Frauen am Steuer vor sich hin und dass er mich noch halbtot schlägt, wenn ich nicht tue, was man mir sagt. Ich kann nichts tun, als ihm lachend zu folgen. Er würde mir nie auch nur ein Haar krümmen, und wehe dem Menschen, der das je wagen würde, denn dem würde er die Kniescheiben zertrümmern (hauptsächlich deshalb, weil er glaubt, dass ein Italiener das tun sollte).
Er führt mich zur Außenterrasse, direkt hinter dem Haus am Strand. Schnüre mit Lichtern und Laternen daran verlaufen kreuz und quer über unseren Köpfen, und bald werden auch die Heckenkirschen an den Gittern zu blühen anfangen. Nachts ist es hier draußen magisch romantisch, besonders mit dem majestätischen Anblick des Lake Michigan und dem süßen Duft der Heckenkirschen. Die Touristen lieben es, und ich auch.
Im Moment steht auf einem Tisch ein Tablett mit Tonys berühmten Törtchen, dazu eine Geburtstagskarte mit Jaceys Name darauf, zusammen mit drei Salaten.
Ich drehe mich dankbar zu ihm um. »Danke dir, Tony. Du weißt, dass ich dich liebe.«
Jetzt grinst er und legt mir seine Pranke auf die Schulter.
»Ich weiß doch, dass du viel zu tun hast«, meint er grummelig. »Ist keine große Sache.«
Ist es doch. Er ist vor Jahren als Barkeeper eingestellt worden, aber seit dem Tod meiner Eltern hilft er mir immer wieder auf so viele verschiedene Arten. Er kümmert sich immer noch um die Bar, aber er hilft mir auch dabei, alles andere in Ordnung zu halten. Er beaufsichtigt sogar die Köche und macht von Zeit zu Zeit besondere Desserts. Ohne ihn wäre ich verloren, und das wissen wir beide.
Die abendliche Brise bläst mir das Haar aus dem Gesicht, als Jacey durch die Tür stürmt, die braunen Augen funkelnd vor Vorfreude.
»Es ist ein perfekter Tag, um Geburtstag zu haben«, verkündet sie, und wie immer muss ich sie bewundern.
Jacey betrachtet das Leben mit der Verwunderung eines Kindes, etwas, das ich immer an ihr geliebt habe. Sie kann allem Spaß abgewinnen, und wenn etwas noch so langweilig ist.
Wir sind Freundinnen, seit wir Teenager waren. Sie hat hier immer ihre Ferien mit ihren Großeltern verbracht, und eines Tages kam sie mit ihnen zum Mittagessen ins
The Hill
hereingeschneit, und als sie wieder hinausfegte, hatte sie einen Job für die Sommerferien. Seitdem war sie jeden Sommer bei uns. Sie ist fröhlich und unbekümmert, und auch wenn sie das hin und wieder in Schwierigkeiten bringt, ist sie eine erfrischende Abwechslung vom banalen Alltag.
Seit ich die Königin des banalen Alltags bin, liebe ich das umso mehr an ihr.
»Alles Gute zum Geburtstag«, sage ich, und Tony gibt ihr die Karte. Sie grinst und macht sie auf, und darin ist ein Geschenkgutschein über hundert Dollar von Tony und mir für eine Massage in der Stadt. Ich forme lautlos mit den Lippen ein
Dankeschön
an Tony, als Jacey mir um den Hals fällt.
»Danke euch«, kreischt sie. »Ihr habt ja keine Ahnung, wie stressgeplagt ich derzeit bin. Das brauche ich.«
Sie lässt mich los und umarmt Tony, dann stürzt sie sich auf ihre Törtchen und schlingt drei von ihnen hinunter, bevor sie auf ihre Uhr schaut.
»Wir müssen uns beeilen«, sagt sie. »Wir sind ausgebucht heute Abend. Du wirst wahrscheinlich beim Bedienen helfen müssen, Maddy. Das ist gut, denn du bist definitiv bequem genug dafür angezogen. Du verleihst dem Begriff Business Casual eine völlig neue Bedeutung.« Jacey mustert neugierig meine Klamotten, und ich seufze.
»Wann
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