If you leave – Niemals getrennt
Rücken zu und suche in dem Gedränge auf der Tanzfläche weiter. Ich will echt nur nach Hause.
Wie ich mich von Jacey dazu überreden lassen konnte, heute Abend mit in die Stadt zu kommen, um ihren Geburtstag zu feiern, ist mir in diesem Moment absolut schleierhaft. Heute sollte ich endlich ihren Bruder kennenlernen, aber Jacey ist schon vor über einer Stunde mit ihrem Freund verschwunden, und seitdem habe ich die beiden nicht mehr gesehen. Mir tun die Füße weh, ich bin fix und fertig von einer Sechzig-Stunden-Arbeitswoche, und ich brauche was zu essen, bevor ich jemandem die Augen auskratze.
Ich kenne meine Grenzen, also schlage ich mich durch bis an die Bar und nach draußen auf den Gehweg. Ich muss hier raus. Ich bin zwar die, die heute gefahren ist, aber ich bin sicher, Jacey kann auch mit Peter nach Hause fahren, wenn nötig. Ihr Freund ist nicht in der Lage, einen Job zu behalten, aber wenigstens kann er Auto fahren.
Ich hole mein Handy heraus.
Ich verschwinde. Kannst du mit Peter heimfahren?
Ich schicke die Nachricht ab, und im selben Moment wird mir klar, dass sie sie nicht lesen wird. Und wer weiß, wann sie sie sieht? Mit einem Seufzer beschließe ich, dass ich weitersuchen muss. Wenigstens ein paar Minuten lang. Es wäre nicht richtig, sie einfach hier zurückzulassen.
»Wenn ich mit meinem Freund Sex in der Öffentlichkeit haben wollte, wo wäre ich dann?«, brumme ich vor mich hin und versuche, so wie Jacey zu denken, während ich um den Club herumgehe. Was öffentliche Liebesbekundungen angeht, ist Jacey richtig schlimm. Sie kümmert sich echt einen Scheiß darum, was die Leute von ihr denken. Das ist etwas, das ich an ihr bewundere und das mich gleichzeitig ärgert.
Je weiter ich mich vom Gehsteig weg in die Schatten wage, umso mehr wirkt das hier wie ein Ort, an dem Jacey und Peter zur Sache kommen würden. Aber gleichzeitig sieht es auch wie der perfekte Ort aus, um überfallen zu werden. Ich werde nervös und schaue mich hastig um.
Ich bin in einer schmalen Gasse, voll mit Müll und Graffiti. Meine Absätze klappern auf dem nass glänzenden Asphalt, und ich atme tief ein und genieße die frische Luft, während mich die tintenschwarze Finsternis verschluckt.
Gott sei Dank bin ich aus diesem Club raus
. Das ist der beherrschende Gedanke, als ich weiter in die Finsternis gehe. Trotzdem greife ich in meine Handtasche nach der kleinen Dose Pfefferspray. Es schadet nicht, wenn man vorbereitet ist.
Es ist niemand hier. So viel ist offensichtlich, als ich das schmutzige Gebäude mustere, die überfüllten Mülltonnen und die leeren Schatten. Na ja, jedenfalls hoffe ich, dass die Schatten leer sind. Es sieht so aus. Ich scheine allein zu sein. Das ist einerseits zwar beruhigend, andererseits aber auch frustrierend.
»Jacey, wo, zum Teufel, steckst du?«, brumme ich vor mich hin.
Gerade als ich aufgeben und zurück in den Club gehen will, fällt mir etwas ins Auge, das meine Aufmerksamkeit weckt, und ich bleibe stehen.
Ein kleines Stück von mir entfernt lehnt ein Typ am Gebäude, halb im Licht, halb im Schatten. Normalerweise würde ich bei so einem Anblick nicht stehen bleiben, schon gar nicht allein in einer finsteren Gasse. Aber irgendwas an seiner Haltung macht mich neugierig, etwas, das ich nicht so recht erklären kann.
Ich sehe ihn mir etwas genauer an.
Er lehnt am Gebäude, die langen Beine elegant vor sich gekreuzt, und, heiliger Strohsack, er ist groß. Der muss ja gut über eins achtzig sein, mit breiten Schultern und kräftigem Brustkorb, der in eine schlanke Taille übergeht.
Es ist kühl hier draußen, aber er hat keine Jacke an, nur ein enganliegendes schwarzes T-Shirt und perfekt sitzende Jeans. Kein Gramm Fett am Körper. Er ist schlank und muskulös und hat kurzes, ziemlich dunkles Haar. Im Profil wirken seine Züge kantig, und soweit ich es ausmachen kann, hat er eine hauchfeine Andeutung von Bartstoppeln auf seinem kräftigen Kinn. Das ist etwas, das mich augenblicklich anmacht. Es hat so etwas Ungezähmtes an sich.
Und dieser Typ … er sieht eindeutig ungezähmt aus. An dem strahlt alles Kraft und Stärke aus. Das ist auch etwas, das mich sofort anmacht, und ich beschließe, dass es das ist, was mich neugierig macht. Er ist ein Kraftpaket auf Beinen und hält sich mit Absicht zurück.
Während ich ihn beobachte, zündet er sich eine Zigarette an, nimmt einen Zug und stößt den Rauch langsam in die Nacht. Seine Lippen sind voll, und er hat ein tiefes Grübchen am
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