If you leave – Niemals getrennt
Kopf fest?
»Mir gefällt es hier auch«, antwortet Ethan und lenkt meine Gedanken wieder auf die Gegenwart. »Ich dachte daran, während meiner Assistenzzeit in der Stadt zu bleiben, aber eigentlich wollte ich nur wieder nach Hause. Es war eine nette Überraschung zu sehen, dass du noch hier bist. Du wirktest immer so, als wärst du für etwas Größeres bestimmt als dazu hierzubleiben, weißt du?«
Er sieht mich lächelnd an, und seine Zähne sind so weiß, dass ein Supermodel neidisch werden könnte. Ich wünschte, wirklich, wirklich, wirklich, mein Herz würde anfangen zu flattern oder meine Hormone würden reagieren. Aber nix da. Nichts. Nada.
Puh. Was Dates angeht, bin ich eine echte Versagerin.
»Nun ja, es fiel mir eindeutig schwer, mich daran zu gewöhnen, dass ich wieder hier bin. Es ist so klein hier.«
Ethan lacht, lässt das Thema aber zum Glück fallen. Dafür bin ich dankbar, denn sein Small Talk ist so nervtötend nichtssagend.
Wir spazieren weiter und plaudern, und ich lasse seinen Arm nicht los.
Er scheint ein aufrichtiges Interesse an allem zu haben, was ich ihm über
The Hill
erzähle, was ich über seine Geschichten aus der Klinik allerdings nicht sagen kann. Wie kann ein so umwerfender Mensch so unglaublich langweilig sein?
»Also, na ja, ich bin echt ausgeflippt, als ich zum ersten Mal jemandem einen Katheter gelegt habe. Ich meine, mal im Ernst. Wer will denn wirklich den Penis eines anderen Mannes in die Hand nehmen und einen Schlauch da reinstecken? Gott sei Dank ist das normalerweise Aufgabe der Krankenschwestern.« Ethan erzählt weiter seine Medizingeschichten, und ich blende sie weiter aus. Denn mal im Ernst. Ich will nicht hören, wie er an dem Ding eines anderen Kerls rumspielt.
Während ich mich also darauf konzentriere, nicht zuzuhören, nimmt in der Ferne ein Jogger, der auf uns zukommt, langsam Gestalt an. Er kommt immer näher, und aus reiner Neugier behalte ich ihn im Auge, und dann keuche ich beinahe laut auf, als ich ihn schließlich erkenne.
Gabriel.
Kann doch verdammt nicht sein.
Es ist, als sei das Universum fest entschlossen, mich ihm in den Weg zu stellen.
Sein dunkler Blick richtet sich auf mein Gesicht, und mir wird augenblicklich der Mund trocken.
Wir müssen beenden, was wir angefangen haben.
Ich merke, wie meine Wangen heiß werden, und genau in dem Moment grinst er … als wüsste er ganz genau, was ich gerade denke.
Er hat kein Hemd an, und seine Muskeln an Brust und Bauch spielen bei jeder Bewegung. Sein dunkles Haar ist zerzaust und feucht, also läuft er offensichtlich schon eine ganze Weile.
Du liebe Jungfrau Maria. Wieso lässt mich ein ganzer Abend mit Ethan kalt, aber ein verdammter flüchtiger Blick von diesem Kerl bringt mein Blut zum Kochen?
Der Mann ist vielleicht gebaut. Seine Arme sind muskelbepackt, sein Waschbrettbauch ist steinhart, und der Oberkörper, der am Bund seiner Shorts endet, hat die perfekte V-Form. Ich versuche so zu tun, als würde ich es nicht bemerken, aber sein Grinsen verrät mir, dass er genau weiß, dass ich es bemerkt habe.
Ich ignoriere ihn. Stattdessen sinniere ich über seinen schlanken Körper. Jede seiner Bewegungen ist geschmeidig und wohl überlegt. Und kraftvoll. Ich habe gehört, dass Spezialeinheiten ihre Soldaten zu Killern ausbilden. Ich weiß nichts darüber, aber, heilige Scheiße, er sieht echt tödlich aus.
Irgendwie kann ich nicht wegsehen, und als er an uns vorbeijoggt, wirft er mir einen Seitenblick zu.
Gleichzeitig platscht er durch eine kleine Wasserpfütze, und ein paar Schlammtröpfchen spritzen auf Ethans Hose.
»Hey, Mann«, protestiert Ethan und dreht sich um, um Gabriel einen finsteren Blick zuzuwerfen, »pass auf, wo du hintrittst.«
Ich bin überrascht, dass Ethan überhaupt etwas dazu sagt, denn das Ganze war eindeutig ein Versehen, aber ich bin genauso sehr überrascht, als Gabriel sich daraufhin umdreht und zu uns zurückkommt. Schweiß glitzert auf seiner Stirn. Verdammt.
»Was hast du gesagt?«, fragt er ungläubig. Offenbar ist er ebenso überrascht.
Nun, von Angesicht zu Angesicht mit Gabe, wirkt Ethan zögerlich.
»Ich sagte, pass auf«, sagt er, jetzt ruhiger. »Du hast meine Hose mit Dreck bespritzt.«
»Tatsächlich?« Gabriel verdreht die Augen. »Ich entschuldige mich. Tut mir leid, dass du ein Schönling bist, der sich nicht gern schmutzig macht.«
Ethan geifert förmlich vor Zorn, als er einen Schritt auf Gabriel zugeht, und ich habe keine Ahnung, was ich tun
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