If you leave – Niemals getrennt
schon«, antworte ich vorsichtig. »Aber ich will nicht. Es soll eine Woche lang pure Hölle sein. Ich hatte schon genug Hölle.«
»Okay«, antwortet Maddy unsicher, »aber weißt du noch, was du mir gestern gesagt hast? Du hast gesagt, du könntest sehen, dass ich Angst habe, mich meinen Dämonen zu stellen, und solange ich es nicht tue, werde ich immer in der Vergangenheit gefangen sein. Das waren ziemlich kluge Worte, Gabe. Und ich denke, sie könnten auch auf dich zutreffen.«
Ich schüttle den Kopf. »Deine Vergangenheit ist anders als meine, Maddy. Menschen sind meinetwegen gestorben. Das ist nicht dasselbe.«
Sie sieht mich zweifelnd an, drängt aber nicht weiter in mich.
»Ich bin sicher, du weißt, was du tust.«
Ich nicht
.
Aber das sage ich nicht.
Stattdessen sehe ich sie wieder an. »Hältst du mich jetzt für ein durchgeknalltes Arschloch?«
Sie starrt mich an, als sei ich tatsächlich verrückt.
»Gabe, ich habe gesehen, wie du in Chicago zusammengebrochen bist. Glaub mir, das, was ich mir vorgestellt habe, war um einiges schlimmer als die Wirklichkeit. Als du nichts darüber gesagt hast, dachte ich, du bist vielleicht wirklich verrückt. Aber das bist du nicht.«
Ich stehe auf und strecke ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Hasst du mich jetzt?«
»Wofür denn?« Sie ist fassungslos. »Dafür, dass du deinen Job gemacht hast? Dass du am Boden zerstört heimgekommen bist? Dass du deinen Freund verloren hast? Ähm, nein. Wegen dem, was du durchgemacht hast, habe ich eher noch mehr Respekt vor dir.«
»Vielleicht bist du hier die Verrückte«, brumme ich, als wir den Pier entlanggehen.
»Das sollten wir nicht ausschließen«, stimmt sie zu. Ich muss lachen, ein tiefer Laut in der stillen Nacht, bevor ich sie in ihr Auto verfrachte. »Komm zu mir nach Hause«, schlägt sie vor. »Bleib heute Nacht bei mir.«
Ich erstarre aus reiner Gewohnheit. »Ich denke, eher nicht«, sage ich. »Ich denke nicht, dass ich das tun sollte.«
»Aber wir wissen, was wir zu erwarten haben, richtig?«, antwortet sie. »Alpträume, hin- und herwälzen? Glaube mir, das habe ich schon gesehen. Ich habe es in dieser ersten Nacht gesehen, und ich habe es gestern Nacht gesehen. Es hat mich aufgeweckt. Das ist keine so große Sache.«
Ich denke an dieses Mädchen in Kabul. An das Blut, das ihr am Gesicht herunterlief. Sie wäre anderer Ansicht, da bin ich sicher.
Aber das war vor fast einem Jahr. Seitdem bin ich doch bestimmt weiter gekommen.
Bestimmt
.
Schließlich nicke ich. »In Ordnung. Ich komme zu dir nach Hause.«
Maddy grinst glückselig. »Perfekt. Bis gleich.«
Ich steige in mein Auto und bleibe noch einen Moment lang sitzen. Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade getan habe. Ich habe ihr vielleicht nicht alles erzählt, aber ein wenig davon – und sie hat nicht die Flucht ergriffen.
Ich atme zittrig ein. Dann wieder aus.
Ist es denn möglich, dass wirklich alles in Ordnung kommt?
Ist es möglich, dass ich, so wie Maddy, mich dem, was geschehen ist, stellen und dann mein Leben weiterleben kann?
Es erscheint mir fast zu viel, um darauf zu hoffen.
Aber genau das empfinde ich jetzt.
Hoffnung
.
Ich lasse den Wagen an und fahre hinter Madison her zu ihrem Haus. In der Dunkelheit sehen ihre Rücklichter wie leuchtend rote Augen aus, die mich beobachten.
Das böse Ding hat dich erwischt
.
Scheiß auf das böse Ding.
Kapitel 15
Madison
A uf der Fahrt nach Hause denke ich darüber nach, was Gabriel gesagt hat. Und das alles ergibt Sinn.
Kein Wunder, dass er in Chicago ausgeflippt ist, als unser Taxi explodierte. Es war eine Explosion, um Himmels willen. Es muss ihm vorgekommen sein wie die Bombe in Kabul.
Ich schlucke schwer.
Ihn so reden zu hören, so verwundbar und verletzt, berührt etwas in mir, das noch nie jemand berührt hat. Eine Stelle tief im Inneren, wo bei Ehefrauen und Müttern der Beschützerinstinkt sitzt.
Es weckt in mir den Wunsch, ihn in die Arme zu nehmen und festzuhalten, um ihn zu beschützen, als könnte ich das. Ich weiß, dass ich es nicht kann, ebenso wie ich weiß, dass er es nie zulassen würde. Er ist ein Alpha-Kerl, wie er im Buche steht.
Ich biege in meine Auffahrt ein, steige aus dem Wagen und treffe auf Gabe, der gerade aus seinem Camaro steigt. Ich ziehe seinen Kopf zu mir herab und küsse ihn innig. Er ist überrascht, aber er legt seine Arme um meine Taille, zieht mich an sich und erwidert meinen Kuss.
Schließlich löst er sich wieder von mir.
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