If you stay – Füreinander bestimmt
Weichei. Entgegen der landläufigen Meinung vermag ich mich nämlich durchaus zu beherrschen, sofern ich will.
Ich richte mich wankend auf, strecke mich vorsichtig und mache mich auf den Weg ins Badezimmer, um zu duschen.
Die Dusche ist eines von den Dingen in diesem Haus, die ich ganz besonders liebe. Es ist eine riesige, geflieste Fläche, vollkommen in Stein verborgen, und es gibt vier Duschköpfe, aus denen mich das Wasser aus verschiedenen Richtungen trifft. Es ist eine Sonderanfertigung, da ich groß bin und es hasse, mich ducken zu müssen, um sauber zu werden. Hier ist so viel Platz, dass ich eine Party veranstalten könnte. Und ich hatte schon viele Partys in dieser Dusche mit Scharen williger Frauen gefeiert.
Bei der Erinnerung an all die nackten, feuchten Brüste und langen Schenkel, die sich in dieser Dusche drängten, bekomme ich sofort einen Ständer. Ich schmiere mir Seife auf die Hände, bevor ich die Sache in die Hand nehme.
Während ich dies tue, sehe ich Milas Gesicht vor mir. Das ist unerwartet, aber während ich mich selbst befriedige, konzentriere ich mich auf ihre sanfte Stimme und ihre vollen Brüste. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, meine Hand sei die ihre. Stelle mir vor, wie ihre weiche Haut an der meinen entlanggleitet. Stelle mir vor, wie ich sie, während sie ihre Beine um meine Taille geschlungen hat, gegen die feuchte Duschwand presse und sie vögele, bis sie meinen Namen schreit.
Es dauert nicht lange, bis ich fertig bin.
Ich wasche mich mit einem zufriedenen Seufzer, schnappe mir ein weiches Handtuch und trockne mich vorsichtig ab. Und muss dabei immer noch an Mila Hill denken. Was, zum Teufel, ist bloß mit mir los?
Irgendwie ist dies vermutlich normal. Schließlich hat sie mir das Leben gerettet. Und ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, ob ich mich dafür bei ihr bedankt habe. Normalerweise wäre mir das egal, aber sie hat etwas an sich, das mich an Sachen denken lässt, an die ich für gewöhnlich nicht denke. An etwas, das sanft ist und süß, ehrlich und unverfälscht.
Und jetzt benehme ich mich wirklich wie ein verdammtes Weichei.
Ich schnappe mir eine Jeans und ein T-Shirt und ziehe mich an.
Ich werde dem ganzen Spuk schnell ein Ende bereiten, mich umhören, herausfinden, wo sie arbeitet, mich brav bedanken und mit meinem Leben weitermachen. Sie ist definitiv nicht die Sorte Mensch, in die ich Zeit investieren sollte. Sie würde auf Dauer keinen Gefallen an meiner Art, zu leben, und an meiner Persönlichkeit finden. Und ich habe nicht vor, mich für irgendjemanden zu verbiegen.
Als ich den Schlüssel in das Zündschloss des Wagens stecke, denke ich schon wieder an sie und wie sich das dunkelrote T-Shirt neulich über ihre kecken vollen Brüste gespannt hat. Wie sie wohl nackt aussehen? Ihre Nippel sind wahrscheinlich rosa und recken sich Richtung Himmel. Ich kriege schon wieder einen Ständer.
Scheiße.
Mila
W ieso machst du mir deshalb das Leben so schwer?«, will ich von meiner Schwester wissen.
Madison, die an einem kleinen Tisch in meinem Laden sitzt und meine neuesten Schwarzweiß-Drucke vom See durchsieht, blickt auf.
Ihr blondes Haar fällt über ihre schmale Schulter, sie hat sich in den Sessel gekuschelt. Ich habe das dunkle Haar meiner Mutter geerbt, Maddy das blonde unseres Vaters. Sie ist größer als ich – hat Modelgröße –, ist gertenschlank und wunderschön. Ich bin die kleine Dunkelhaarige. Die kleine Schwester. Wir haben jetzt nur noch einander. Wir beide sind die Einzigen, die von der Familie Hill übrig sind.
Maddy reagiert überrascht auf meine Frage.
»Warum? Weil du schon seit mindestens zwei Jahren nichts mehr von irgendeinem Mann erzählt hast, deshalb. Da bin ich natürlich neugierig.«
Ich verdrehe die Augen, wische mir die Hände an meinem Arbeitskittel ab, schmiere graue und schwarze Farbe über meine Hüften. Ich male den Vollmond und die Landschaft von neulich Nacht. Das Ganze sollte in unterschiedlichen Schwarzschattierungen dargestellt werden. Eine dunkle Landschaft, eine gefährliche Nacht. Ich hoffe nur, dass ich ihr auf der Leinwand gerecht werden kann.
»Ist doch logisch, dass ich es erwähne. Du hättest es mir bestimmt auch erzählt, wenn du einem Menschen das Leben gerettet hättest«, erwidere ich nüchtern. »Jeder hätte das. Das hat doch nichts zu bedeuten.«
»Ach nein?« Maddy zieht eine perfekt in Form gezupfte Augenbraue in die Höhe und durchbohrt mich dabei mit ihrem
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