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Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Titel: Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nowotny
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waren schräg an die Felswand gelehnt. Wissenschaftler der Universität Innsbruck hatten versucht, das Jägerlager andeutungsweise zu rekonstruieren. Berger warf einen flüchtigen Blick darauf, dann bog er um die nächste Felsenecke.
    Zwei Kolkraben flogen mit lautem Gekrächze vor ihm auf und knapp über ihn hinweg. Erschrocken hatte der Polizist seinen Kopf eingezogen, und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Ein unbestimmtes Gefühl beschlich ihn, als er weiterging und sich dann über den Mann beugte, der vor ihm im Gras lag. Er sah übel zugerichtet aus. Entsetzt bemerkte Berger, dass die Augen fehlten. Und ihm fielen die beiden Raben ein, die hier wohl ganze Arbeit geleistet hatten.
    Der Arzt begann mit seiner Untersuchung. Berger hatte inzwischen Zeit, sich den Toten näher anzuschauen. Er mochte um die vierzig sein, war hager, und die mittellangen Haare hingen ihm völlig blutverschmiert ins Gesicht. In dem grünen Pullover war auf Brusthöhe ein blutiges Loch zu sehen. Er hatte Wanderschuhe an, aber keinen Rucksack dabei.
    Bergers Gedanken wurden unterbrochen, als Dr. Fritz sich an ihn wandte. »Auf die Schnelle: Tod vermutlich durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf, oder durch einen Stich ins Herz. Todeszeit ist jetzt nicht feststellbar. Genaues kann erst die Obduktion bringen. Mehr ist hier für mich im Augenblick nicht zu finden. Von mir aus kann man den Toten abtransportieren, und wir können wieder die Höllenfahrt ins Tal antreten.«
    Er schien immer noch verschnupft zu sein und wischte sich den Schmutz von der Hose ab.
    »Wir brauchen die Spurensicherung hier oben, hilft alles nix. Vielleicht finden wir ja die Stelle, wo der Mörder g’standen hat oder sonst an Hinweis. Aber i schau erst mal in seine Taschen, ob da was zu finden ist.«
    Florian Berger beugte sich über den Toten und durchsuchte gewissenhaft alle Taschen. Er zog plötzlich eine kleine Steinfigur hervor, drehte sie nach allen Seiten und meinte dann: »Komisch! Was isch den des? Eine menschliche Figur, oder soll’s was andres sein? Wenn die au siebentausend Jahre alt isch, dann isch es sicher a wertvoller Fund, den i erst mal als Beweisstück konfisziere. Später kann man sie ja den archäologischen Freunden im Kleinwalsertal, dem Museum oder der Ifenbahn schenken.«
    Er holte sein Taschentuch heraus und wickelte die kleine Figur sorgfältig ein. Dann schob er sie in seine Brusttasche.
    Er wollte sich gerade abwenden, um eine Plane aus der Satteltasche des Motorrades zu holen, als er sich plötzlich an die Stirn schlug. »Herrgott aber auch, des war’s«, rief er dann zu Dr. Fritz gewandt und kehrte nochmals zu dem Toten zurück.
    »Was war’s?«, fragte dieser unwirsch zurück.
    »Ich hab die ganze Zeit gedacht, irgendwas stimmt mit dem Bericht von dem Jansen ned überein. Jetzt is mir die Erleuchtung kommen: Der Jansen hat ja gesagt, dass er den Toten ned umdreht hat, sondern liegen lassen, wie er ihn g’funden hat. Und da sei er auf dem Bauch gelegen. Und jetzt«, er deutete auf den Mann, »liegt er auf dem Rücken, sonst hätten ihm die Raben doch ned die Augen aushacken können. Wer hat ihn dann umdreht?«
    Dr. Fritz blickte ihn überrascht an. »Da sieht man halt den Polizisten. Mir wäre das nicht aufgefallen. Es muss also nach dem Jansen noch jemand hier gewesen sein. Vielleicht ein weiterer Tourist, vielleicht aber auch …«, er blickte sich erschrocken um.
    »Ja, genau, vielleicht aber auch der Mörder, der sich vergewissern wollte, ob der Mann auch wirklich tot war. Mit anderen Worten: Möglicherweise versteckt er sich hier in der Nähe und beobachtet uns. Ich muss schnell die Dienststelle anrufen und einen Kollegen bitten hierherzukommen, um den Toten zu bewachen. Ned, dass hier noch was geschieht, was Spuren verwischen könnt.«
    Er holte sein Handy heraus, aber er hatte kein Netz. Fluchend steckte er es wieder ein und murmelte: »Komisch, in der Gegend hat ma doch allat telefonieren können.« Er sah Dr. Fritz von der Seite an und fragte freundlich: »Sie können ned zufällig Motorrad fahren …?«
    »Ich? Da hinunter durch den Kürenwald? Ich bin doch nicht lebensmüde! Es reicht schon, wenn ich mit geschlossenen Augen hinter Ihnen sitzen muss. Nein, niemals!« Er schüttelte heftig den Kopf.
    Berger zuckte mit den Schultern. »Mitnehmen können wir ihn auch ned, ich hol also meine Plane und deck ihn wegen der Vögel zu. Helfen S’ mir bitte, Steine zu sammeln, mit denen wir sie

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