Ihr letzter Tanz
großen Unterschied aus.“
„Interessant“, bemerkte Ben.
„Was?“ wollte Christie wissen.
„Es ist ziemlich teuer, wenn man als Amateur Coachingstunden bezahlt. Dabei ist Doug nur ein einfacher Polizist. Da fragt man sich doch, woher er das Geld dafür hat“, gab Ben zu bedenken.
„Bestechungsgelder?“ überlegte Gabriel.
„Hey!“ protestierte Shannon.
„Du kannst nicht leugnen, dass er eine Menge Geld im Studio gelassen hat“, sagte Ben.
„Vielleicht kommt er aus einer reichen Familie“, erwiderte sie.
„Kann schon sein. Und jetzt ist sein Bruder auch noch hier. Behauptet, er sei kein Cop, sondern habe einen Charterservice für Fischerboote oder so etwas“, erklärte Ben.
„Er könnte auch ein Drogenbaron sein, der die perfekte Tarnung gefunden hat“, warf Gabriel ein.
„Wer ist ein Drogenbaron?“
Laras letzter Partner Jim Burke setzte sich zu ihnen an den Tisch. Er sah elend aus, als hätte er die ganze letzte Woche nur geweint. Seine nussbraunen Augen waren rot gerändert, und in seinem eleganten Anzug und dem dezenten blauen Hemd sah er abgezehrt aus, obwohl alles wie angegossen saß.
„Shannons neuer Schüler“, sagte Christie. „Stimmt aber nicht, wir haben nur spekuliert.“
„Er betreibt einen Charterservice“, erklärte Shannon an Jim gewandt, dann lächelte sie ihn an. „Geht’s dir gut?“
„Ja, ja, mir geht’s gut. Ich komme mir ein bisschen verloren vor, aber … ich sollte mich auf den Wettbewerb in Asheville vorbereiten. Lara und ich hatten uns zusammen eingeschrieben. Und jetzt …“
„Lass dir noch etwas Zeit“, empfahl Shannon.
„Ich kann es mir nicht leisten, mir zu viel Zeit zu lassen“, sagte er leise. „Meine Finanzen reichen nicht so lange wie die von Lara. Die meiste Zeit über habe ich meinen Lebensunterhalt von den Preisgeldern bestritten.“
„Du findest schon eine neue Partnerin“, versicherte Christie ihm.
„Ja, ganz bestimmt“, pflichtete Ben ihr bei.
Christie wandte sich wieder Shannon zu. „Jemand sollte sich Doug noch stärker annehmen. Ich weiß, er arbeitet bei der Polizei. Aber der junge Mann hat das Zeug zum Profitänzer.“
„Vielleicht gefällt es ihm ja, neben seinem Beruf auch noch ein Privatleben zu haben“, murmelte Jim.
„Außerdem müsste er seinen Job und damit sein festes Gehalt aufgeben, damit er Zeit für das notwendige Training aufwenden könnte“, unterstrich Gabriel.
„Sein Bruder könnte ihm doch etwas von seinen Drogengeldern abgeben“, schlug Ben vor.
Shannon stöhnte auf. „Oh bitte! Vielleicht ist ja jeder auch das, was er zu sein scheint. Meine Güte, die Zeitungen werden uns morgen sowieso in der Luft zerreißen, da müssen wir das heute nicht schon selbst erledigen.“ Sie stand auf. „Entschuldigt mich, aber ich habe das Gefühl, als wäre heute der längste Tag meines Lebens. Christie, du kommst doch sicher eine Woche vor der Gator Gala her, richtig? Wir sehen uns dann, um einiges zu Besprechen, ok?“ Am liebsten hätte sie sich selbst getreten für ihre letzte Bemerkung. Dies hier war der letzte Tribut an Lara, und sie musste Geschäftliches erwähnen!
„Hey, was ist mit mir?“ rief Ben.
„Du bist nicht vergessen, Ben. Wir hätten dich gern zum Coaching dabei“, versicherte Shannon ihm.
Gabriel stand auf. „Du bist in der Limousine hergekommen?“ fragte er.
„Ja.“
„Ich kann dich nach Hause fahren, ich muss zurück zur Arbeit.“
„Ja, danke“, sagte sie. Sie ging von Tisch zu Tisch und verabschiedete sich von jedem mit einem Kuss auf die Wange und einer Umarmung. Abschiede brauchten immer ihre Zeit, da es in dieser Gruppe so zuging wie in einer italienischen Familie.
„Tut mir Leid, dass es ein wenig gedauert hat“, sagte sie zu Gabriel, als sie endlich das Lokal verließen.
„Das ist schon okay. Ich folge dir gern“, erwiderte er. „Auf die Weise küsst mich wenigstens jeder.“
Sie musste lachen. „Du machst mir Spaß. Jeder, der in deinen Club kommt, küsst dich doch auch.“
„Das Leben ist eben gut zu mir“, meinte er schulterzuckend. „Ich arbeite hart, aber dafür ist das Leben gut zu mir. Ist es bei dir nicht genauso?“
„Doch, natürlich. Ich liebe meine Arbeit.“
„Aber es bleibt kaum Zeit für anderes. Wenigstens“, sagte er mit einem ironischen Grinsen, „komme ich mit anderen Menschen zusammen.“
„Ach, jetzt hör auf. Kommt man beim Tanzen etwa nicht mit anderen Menschen zusammen?“
„Doch, aber du errichtest um dich herum
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