Ihr letzter Tanz
schaltet er aus“, murmelte sie, auch wenn in der herrschenden Stille jedes Wort unglaublich laut klang.
Mit einem Mal wollte sie nur noch das Haus verlassen. Sie wollte nicht länger allein sein, was völlig absurd war. Sie liebte ihr Haus, sie genoss die Ruhe. Es gab nichts Schöneres, als am Abend allein zu sein und in ihrem eigenen kleinen Tanzstudio an bestimmten Schritten zu arbeiten. Und so traurig es auch erscheinen mochte, liebte sie die Momente, wenn sie mit einer Tüte Mikrowellen-Popcorn bewaffnet vor dem Fernseher saß und sich einen Film auf DVD ansah, da sie es ohnehin nie ins Kino schaffte.
Heute Abend war das anders.
Aus einer plötzlichen Laune heraus eilte sie ins Schlafzimmer und zog etwas Legeres an. Wohin sie gehen würde, wurde ihr erst bewusst, als sie bereits auf dem Weg zu ihrem Wagen war.
Sie hätte zum Club fahren können. Gabriel fand für sie immer einen Platz, und vielleicht würde sie dort ihre Freunde antreffen. Doch sie wollte nicht in den Club. In den letzten Minuten hatte in ihrem Kopf eine seltsame Idee Gestalt angenommen.
So viele Fragen waren an diesem Tag gestellt, so viele Mutmaßungen geäußert worden …
Was hatte es mit Quinn O’Casey wirklich auf sich?
Er war kein Drogenbaron. Das konnte sie nicht glauben, das war einfach zu weit hergeholt.
Aber er war auch nicht das, wofür er sich ausgab, da war sie sich ganz sicher.
Sie fuhr los, ohne zu wissen, wo genau das Nick’s sich befand. „Niemals. Nie im Leben! Das sieht man auf den ersten Blick!“ sagte Doug nachdrücklich.
Er saß mit Bobby an einem Tisch. Auf den Tellern, die sie weggeschoben hatten, waren noch die Überreste einer Portion Fish’n’Chips zu erkennen. Doug trank einen Eistee, Bobby hatte eine Flasche Bier vor sich stehen.
„Aber warum denn nicht?“ erwiderte Bobby. „Er braucht schließlich eine Partnerin.“ Er sah auf und entdeckte Quinn, der sich ihrem Tisch näherte. „Hey, setz dich zu uns!“
„Gern.“ Quinn nahm Platz, fast gleichzeitig winkte ihm die Kellnerin Mollie zu, die sich an diesem Abend um die Gäste auf dem Patio kümmerte. „Ein Miller bitte“, rief er ihr zu, dann sah er Doug an: „Du bezahlst.“
Doug verzog das Gesicht. „Mit Vergnügen.“
Quinn sah zu Bobby. „Was soll man auf den ersten Blick sehen können?“
„Dass Shannon niemals mit Ben Trudeau tanzen würde.“
„Aber sie tanzt doch mit ihm im Studio oder irre ich mich?“
„Bobby redet hier von professionellen Auftritten“, erklärte Doug seinem Bruder.
„Wenn ich das richtig mitbekommen habe, nimmt sie an Wettkämpfen gar nicht teil“, gab Quinn zurück. Mollie brachte ihm sein Bier, er bedankte sich, dann sah er die beiden eindringlich an.
„Nein, jetzt nicht mehr. Früher allerdings ja. Und nach dem zu urteilen, was ich auf der Totenwache mitbekommen habe, muss sie phantastisch gewesen sein. Vielleicht sogar besser als Lara“, sagte Bobby.
„Ich habe das Band gesehen“, erklärte Quinn. „Sam und Jane habe ich darauf erkannt, aber sonst vom Studio niemanden.“
„Ben hat nicht mehr an Wettkämpfen teilgenommen, seit seine letzte Partnerin heiratete und beschloss, ein Kind zu kriegen“, gab Doug zurück. „Seit gut zwei Jahren sucht er schon nach einer neuen Partnerin.“
„Aber er arbeitet doch schon seit einiger Zeit wieder im Studio?“ fragte Quinn.
„Seit etwa einem Jahr, wenn ich mich nicht irre“, antwortete Bobby.
„Und warum sollte Shannon dann auf einmal mit ihm tanzen wollen? Er war doch auch vorher schon nicht mehr mit Lara zusammen“, wunderte sich Quinn.
Bobby sah zu Doug. „Du hast ihn nie über Shannons Vergangenheit aufgeklärt, stimmt’s?“
„Nein, hat er nicht.“ Quinn sah seinen Bruder gereizt an. Doug hatte ihn in die Sache hineingezogen und sollte ihm besser keine Informationen vorenthalten haben, die von Bedeutung sein konnten.
„Als sie noch jünger war, da war Shannon ganz wild auf Ben“, erklärte Bobby. „Er hat sie entdeckt. Sie arbeitete in der Nähe von Orlando in einem ganz kleinen Laden als Tänzerin und Tanzlehrerin. Er erkannte ihr Potenzial. Allerdings weiß ich nicht, ob die beiden erst ihre Affäre hatten und er sie danach hierher mitbrachte oder es umgekehrt gelaufen war. Wir kennen im Grunde auch nur den Klatsch, den man so mitbekommt. Ich habe das Studio nur sechs Monate lang besucht, um mich auf Randys und meine eigene Hochzeit vorzubereiten, und erst danach habe ich deinen Bruder auf den Geschmack gebracht. Andere
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