Ihr letzter Tanz
und der Bauarbeiter Tito Suarez, der für die Hochzeit seiner Tochter übte.
Letzteren hörte sie auf einmal verwirrt fragen: „Tut mir Leid, aber wer ist jetzt der Mann?“
„Ich bin jetzt der Mann“, erklärte Rhianna. „Nennen Sie mich einfach Reggie. So heiße ich immer, wenn ich den Mann spiele. Jane heißt als Mann Jason. Sie werden sich schon daran gewöhnen. Sie müssten mal sehen, wenn Justin Garcia die Judy gibt, sobald Ben führt. Die beiden sind traumhaft.“
Einen Moment lang lehnte sich Shannon gegen die Wand und empfand eine sonderbare Erleichterung. Sie konnte sich nicht erinnern, nach Laras Tod jemanden im Studio von Herzen lachen gehört zu haben. Heute Abend dagegen schien sich endlich alles zu normalisieren.
Aber vielleicht würde nichts je wieder
wirklich
normal sein.
Sie sah, dass Quinn in ihre Richtung schaute.
Du bist die Nächste.
Warum hatte sie ihm nichts von dieser Bemerkung des Mannes gesagt? Weil … weil es nichts bewies? Vielleicht war die ständige Erinnerung an diese Worte genauso albern und verrückt wie ihre Angst, sobald im Garten ein Busch raschelte.
Vielleicht aber auch nicht.
„Kleine Gruppe, nicht?“
Fast hätte sie einen Satz bis an die Decke gemacht, als Gordon wie aus dem Nichts hinter ihr auftauchte und sie mit leiser, fast mürrischer Stimme ansprach.
„Das wird schon wieder“, versicherte sie ihm.
„Ich will’s hoffen.“
„Für den Fortgeschrittenen-Kurs hat sich bereits eine große Gruppe versammelt“, sagte sie.
„Ich schätze, du hast Recht. Gab es für die Gator Gala irgendwelche Absagen?“
„Nicht eine“, antwortete sie voller Stolz.
„Ach, Quinn hat uns übrigens das Boot beschafft.“
Abrupt drehte sie sich um und sah, wie Gordon zufrieden nickte. „Einfaches Büfett, die Fahrt geht bis zur Biscayne Bay. Er hat sogar eine Band für uns, und der Preis ist perfekt. Denk bitte dran, das heute Abend zu verkünden, wenn die Fortgeschrittenen fertig sind. Um acht legen wir von Coconut Grove ab, alle sollen gegen sieben Uhr am Pier sein. Kleiderordnung ist lässiger Miami-Chic.“
„Was zum Teufel soll denn das sein?“ fragte sie verwundert.
Gordon zuckte kurz mit den Schultern. „Das heißt, jeder darf anziehen, was ihm gefällt.“
Damit ging er zurück in sein Büro. Rhianna erklärte den Unterricht für beendet und forderte ihre Schüler auf, ihren Partnern und sich selbst Beifall zu spenden. Belinda begann ein Gespräch mit Tito, während Quinn freundlich lächelnd zu Jane und Rhianna schlenderte.
Shannon bemerkte zu ihrem Erstaunen, dass sie sich auf die Zähne biss, als sie sich fragte, welche Methode er nun wohl bei ihrem Personal anwenden würde, um etwas in Erfahrung zu bringen.
„Ich habe gehört, es gibt heute Abend für die Leute von der Gator Gala ein Treffen“, sagte Quinn, als er Gordons Büro betrat.
Gordon sah auf und lehnte sich in seinem Sessel nach hinten. „Es ist kein richtiges Treffen. Shannon unterrichtet heute Abend die Fortgeschrittenen als Gruppe, und da werden viele kommen, die auch an der Gala teilnehmen. Sie wird ihnen ein paar Ratschläge geben, sie auf den Wettbewerb heiß machen, Tipps geben zur Kleidung, zu den Schuhen, zur Frisur, zum Make-up – eben alles, was man wissen sollte. Ihr Bruder wird vermutlich bleiben, auch wenn er das meiste davon schon weiß.“
„Kann man als Anfänger auch an der Gator Gala teilnehmen?“
„Natürlich.“ Gordons Miene hellte sich auf, als hätte er einen Schatz entdeckt. „Sind Sie interessiert?“
Gott behüte! dachte Quinn, sagte aber: „Vielleicht. Hätten Sie was dagegen, wenn ich bis nachher bleibe?“
„Selbstverständlich nicht. Ich weiß, Sie glauben, dass Sie fürs Tanzen nicht sonderlich begabt sind. Aber ich kann Ihnen versichern, die meisten kommen sich zu Beginn tollpatschig vor.“
„Verstehe.“
„Ihr Bruder wirkte am Anfang wie ein Eisklotz“, erklärte Gordon, wobei er vielleicht eine Spur zu ehrlich war. „Und sehen Sie sich an, was er heute kann.“
„Tja, ich bleibe bis nachher und denke noch mal darüber nach.“
„Sie werden noch viel arbeiten müssen.“ Viel Arbeit entsprach vielen Unterrichtsstunden. Und das bedeutete viele Einnahmen fürs Studio. So lief es hier, und so lief es im Grunde überall.
„Wie gesagt, ich werde darüber nachdenken“, versicherte Quinn ihm. „Erst mal will ich mir das ansehen.“
„Kein Problem, machen Sie das.“
Quinn verließ das Büro und stellte sich so, dass er die
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