Ihr letzter Tanz
paar von euch haben schon an Wettkämpfen teilgenommen, andere noch nicht“, erklärte Shannon zur Gruppe gewandt. „Manches wird sich albern anhören, manches witzig. Über die Jahre hinweg hatte ich zum Beispiel Schüler, die nur tanzten, weil ihnen die Kostüme so gut gefielen. Also, für die Anfänger: Etwas Elegantes ist alles, was ihr braucht. Schüler, die in anderen Kategorien starten, können sich für schlichte Kleidung entscheiden. Hauptsache, sie ist bequem und behindert euch nicht bei dem Tanz, den ihr ausgesucht habt. Wir haben Kataloge hier mit allen nur erdenklichen Schuhen und Kostümen. Außerdem sitzt Katarina gleich nebenan, und ich kann dafür garantieren, dass ihre Entwürfe wirklich wunderschön sind. Es wird auch jemand kommen, der uns bei den Frisuren und dem Make-up hilft. Lange Haare werden am besten hochgesteckt. Es gibt kaum etwas Schlimmeres, als wenn man dem Partner seine Haare ins Gesicht schleudert. Das Make-up sollte immer dunkel und intensiv ausfallen, das wirkt auf Fotos und Videoaufnahmen am besten. Der nächste Punkt ist besonders wichtig: Der Ablauf bei einem Wettbewerb ist äußerst straff geplant. Achtet immer genau darauf, wann ihr wo sein müsst. Wenn ihr – im übertragenen Sinne – aus der Reihe tanzt, seid ihr disqualifiziert. Eure Lehrer sind zwar auch für euch verantwortlich, aber quält sie bitte nicht zu sehr. Jeder von euch bekommt Gelegenheit, vor eurem Auftritt die Tanzfläche zu begutachten. Außerdem wird es beim anschließenden Essen eine professionelle Tanzvorführung geben.“
Mina Long meldete sich zu Wort. „Was ist mit den Schuhen?“ wollte sie wissen. „Beim letzten Mal hatte sich Lara Trudeau aufgeregt, weil ich schwarze Schuhe trug. Es war wie Joan Crawford in diesem Film, die ihren Kindern sagte, es gebe keine Drahtbügel in ihrem Haus.“
Alle lachten, aber es klang nicht wirklich heiter.
„Fleischfarbene Schuhe sind am besten“, antwortete Shannon, ohne auf Minas Bemerkung einzugehen. „Es sei denn, Sie haben eine Cabaret-Nummer geplant und brauchen einen bestimmten Typ Schuh zu einem speziellen Kostüm.“
„Passen denn schwarze Schuhe nicht besser zu einem schwarzen Kleid?“ wunderte sich Giselle, die sich mit Bobby auf den Boden gesetzt hatte.
„Es mag zwar allen Modegewohnheiten zuwiderlaufen“, erwiderte Rhianna, „aber die richtigen Schuhe sind sehr wichtig, weil die Preisrichter auf Ihre Füße achten werden. Wenn Sie abends ausgehen, sind schwarze Schuhe zu einem schwarzen Kleid okay. Aber beim Tanzen sollten sie fleischfarben, beige oder hellbraun sein.“
„Aber warum?“ wollte Mina wissen.
„Auf diese Weise entsteht eine Linie“, sagte Shannon. „Das Bein wirkt länger, die Bewegung macht einen fließenderen Eindruck. Sehen Sie sich ein paar von unseren älteren Aufnahmen an, dann werden Sie’s erkennen. Vergleichen Sie die Tänzerinnen, die abgestimmte Schuhe tragen, mit denen, die sich für ein schwarzes Paar entschieden.“
„Sie meinen, wir werden nach unseren Schuhen beurteilt?“ fragte Giselle.
Shannon schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Und es gibt auch keine Vorschrift, die Ihnen verbietet, die Tanzschuhe zu tragen, die Ihnen gefallen. Aber sehen Sie sich die Aufnahmen an, dann werden Sie erkennen, was Rhianna gesagt hat. Wenn Sie trotzdem andere Schuhe tragen wollen, steht Ihnen das frei. Es gibt kein Gesetz dagegen.“
Quinn sah sich um und bemerkte, dass alle Lehrer anwesend waren, Ben eingeschlossen. Es war auch logisch, schließlich hatte jeder von ihnen Schüler, die am Wettbewerb teilnahmen. Ben, der Lara geheiratet hatte und sie womöglich gehasst hatte. Jane und Sam, die immer wieder gemeinsam antraten, aber nie den Sieg davontrugen. Rhianna, ebenfalls zum Wettbewerb angemeldet. Justin Lopez. Shannon, die einen guten Grund hatte, die Frau zu hassen. Und Gordon Henson, der Lara die ersten Schritte ermöglicht hatte. Jim, der von Lara ausgenutzt und schlecht behandelt worden war, der sie aber für das gebraucht hatte, was er im Leben am meisten begehrte.
Dann die Schüler. Gabriel Lopez vom Club und die Designerin Katarina. Beide hatten genügend Gründe, um Lara zu verachten, doch beide waren auch auf die eine oder andere Weise von ihr abhängig gewesen. Aber das alles führte zu nichts, weil er nicht sah, warum irgendeiner von ihnen auch Nell Durken gehasst haben sollte. Und welchen Zusammenhang sollte es zu der Frau am Strand geben, die Drogen genommen hatte und gestorben war?
Es
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