Ihr letzter Tanz
Tote am Strand mit Lara zu tun? Sie war keine Schülerin bei uns, das ist sie nie gewesen.“
„Das weiß ich noch nicht“, antwortete er.
„Was hast du am Strand zu suchen gehabt?“
„Ich habe versucht, dahinter zu kommen, warum so viele Frauen sterben müssen.“ Er zögerte kurz. „Ihr hattet mal eine Schülerin, eine Frau namens Nell Durken.“
Sie runzelte die Stirn. Wenigstens schien ihre Anspannung nachzulassen. Im Augenblick sah es nicht so aus, als würde sie ihn jede Sekunde in Stücke reißen wollen. „Nell war sehr gut, aber irgendwann kam sie nicht mehr zum Unterricht. Sie wollte die Zeit darauf verwenden, ihre Ehe zu retten. Und dann hat der Bastard sie getötet.“ Sie schüttelte fassungslos den Kopf. „Wenigstens hat die Polizei ihn geschnappt, und er muss sich jetzt vor Gericht verantworten.“
Quinn nickte. „Nell hatte mich beauftragt. Ich sollte ihn einfach nur beobachten, weil sie davon überzeugt war, dass er eine Affäre hatte. Das war auch der Fall. Und als sie tot aufgefunden wurde, da waren seine Fingerabdrücke auf dem Arzneifläschchen. Wegen seiner Affäre existierte ein Motiv für den Mord.“
„Nell war eine reizende Frau. Sie hätte der Welt so viel geben können“, sagte Shannon bedrückt.
„Das ist wahr.“
„Aber wenn ihr Mann sie umbrachte, dann … dann kann es doch keinen Zusammenhang zwischen diesen Todesfällen geben“, überlegte Shannon. „Andererseits ist es doch sehr seltsam, dass beide Frauen auf die gleiche Weise ums Leben gekommen sind. Das kann eigentlich kein Zufall sein.“
„Eben. Das Ganze
ist
sehr seltsam.“
Plötzlich stand Shannon auf, als sei ihr eben eingefallen, dass sie auf ihn wütend war. „Ich muss zurück zur Arbeit. Was dich angeht, werde ich dir gern helfen, hinter die Wahrheit zu kommen. Ansonsten aber …“
„Ich weiß. Ich soll auf Abstand bleiben, weil ich etwas zu viel über dich weiß, richtig?“ Quinn war erstaunt über den verbitterten Tonfall in seiner Stimme.
„Ja, ganz genau“, erwiderte sie.
Sie wollte sich von ihm wegdrehen, aber er packte ihr Handgelenk. „Da ist noch etwas, was du mir nicht sagst. Es muss einen Grund geben, warum du in deinem eigenen Haus so nervös warst.“ Er war
sicher
, dass es einen Grund gab. Es war ihr anzumerken. Entweder lag es daran, dass sie fürchtete, es könnte irgendetwas Albernes sein oder sie wollte etwas verheimlichen.
Shannon schüttelte den Kopf. „Ich weiß nichts. Ich wünschte, ich wüsste es.“
„Das ist vielleicht gar kein so kluger Wunsch.“
„Wieso?“
„Vielleicht starben diese Menschen,
weil
sie etwas wussten.“
Sie befreite sich aus seinem Griff. „Wir werden uns sicher sehen.“
„Schon bald. Es ist nur noch eine Frage von Stunden.“
Als sie die Augenbrauen fragend zusammenzog, sagte er lächelnd: „Gruppenunterricht.“
Shannon drehte sich auf der Stelle um und ging so wütend davon, dass er das Klappern ihrer Absätze noch immer hören konnte, als sie bereits den Parkplatz erreicht hatte.
Die Anfängerklasse wurde von Rhianna unterrichtet. Shannon, die in ihrem Büro saß, konnte hören, wie sie Anweisungen gab.
„Slow, quick, quick, slow. Slow, quick, quick, slow … ja, genau richtig, Mr. Suarez, Sie haben die Bewegung schon drauf … Mr. O’Casey, denken Sie an den Box Step, einfach nur ein Box Step … Slow … quick, quick, slow. Denken Sie an das, was wir geübt haben, Foxtrott, Rumba. Zwei grundverschiedene Tänze, einer ,Smooth‘, einer ,Rhythm‘, aber trotz allem weiter ein Box Step. Es spielen immer zwei Aspekte zusammen – der Schritt an sich und die Schritttechnik. Belinda, gute Bewegung! Nur weil sie langsam ist, bedeutet das keinen Stillstand. Ein Schritt geht am Ende in den anderen über. Und das Zählen steht nicht für eine Bewegung speziell des Fußes, sondern allgemein für den Körper. Die Bewegung ist markant, geht aber fließend in die nächste über. Fühlen Sie die Musik, Mr. O’Casey. Slow, quick, quick, slow. Slow, quick, quick, slow.“
Shannon kam aus dem Büro, um einen Blick in den Tanzsaal zu werfen. Die Männer – Ben, Justin und Sam – hatten im Moment Einzelunterricht, während Jane frei war und Rhianna darin assistierte, den Männern die korrekte Tanzhaltung zu zeigen, damit sie eines Tages in der Lage sein würden, richtig zu führen.
An diesem Abend war die Gruppe der Anfänger relativ klein. Nur die hübsche, zierliche Schneiderin, die vor zwei Tagen begonnen hatte, Quinn O’Casey
Weitere Kostenlose Bücher