Ihr schafft mich
â und andere Tiere eklig. So gibt es die Theorie, dass Kühe in Indien besonders viel Nutzen bringen, wenn sie als Milchlieferanten und als Zugtiere beim Ackerbau verwendet werden. Denn die Rinderarten, die in Indien leben, sind bei dem dortigen Klima und den dortigen Böden für diese Aufgaben optimal geeignet. Rinder zu schlachten, wäre sozusagen Verschwendung. Also hat es die Gesellschaft durch ein Tabu verboten, Rinder zu töten. Ãhnlich wird erklärt, warum für Pferdefleisch in weiten Teilen Europas und Nordamerikas die Regel gilt: »Das isst man nicht.« Pferde seien in früheren Zeiten zu wertvoll gewesen, um sie zu verspeisen, heiÃt es.
Für die Erklärung des Schweinefleisch-Verbots im Islam und Judentum wird gern das Klima herangezogen. Die Gegenden, in denen heute Israel und die arabischen Länder liegen, seien für die Schweinezucht eigentlich zu heiÃ. Wenn aber Schweine trotzdem in heiÃen, trockenen Gegenden gehalten werden, drehen sie immer wieder komplett durch. Dann fressen sie auch mal ihren eigenen Kot, kann man in entsprechenden Untersuchungen lesen. Um ein solches (durchaus ekliges) Ausrasten von Schweinen nicht mitansehen zu müssen, sei das Verbot, Schweinefleisch zu essen, fest in den Islam und das Judentum eingebaut worden.
Es gibt auch Wissenschaftler, die das Schweinefleischverbot auf bestimmte Schädlinge zurückführen, die früher immer wieder in diesem Fleisch zu finden waren: Trichinen können für Menschen ausgesprochen gesundheitsschädlich sein. Ein religiöses Schweinefleischverbot garantierte also einen hervorragenden Schutz gegen die Erkrankungen, die Trichinen beim Menschen auslösen.
Sorry, aber kannst du kurz erklären, warumâs dir nicht schmeckt?
Bei allen diesen Erklärungen gibt es Argumente für und wider â und entsprechende Debatten unter Fachleuten. Allerdings gibt es eines, was bei allen Nahrungstabus sicher ist. Mit Vernunft haben sie nicht viel zu tun. Heute zumindest nicht mehr. In Indien haben sich die Bedingungen, unter denen Landwirtschaft betrieben wird, in letzter Zeit radikal geändert. Ebenso in Israel oder Arabien. Mag sein, dass das Verbot, Kühe oder auch Schweine zu schlachten, früher einmal etwas mit sinnvoller Nutzung des Landes zu tun hatte. Doch heute sind die Umstände völlig anders.
Trotzdem schüttelt es einen gläubigen Hindu, wenn man ihm ein Rindersteak vorsetzt â während einem deutschen oder amerikanischen Steakhouse-Besucher das Wasser im Munde zusammenläuft. Und ein katholischer Italiener oder ein evangelischer Schwede freut sich, wenn ein Schweinekotelett auf dem Grill dampft. Einem gläubigen Moslem oder Juden wird bei dem Gedanken daran möglicherweise übel.
Gleichzeitig wird sich ein Deutscher, der in Frankreich im Supermarkt in die Tiefkühltruhe schaut, vielleicht wundern. Dort könnten tiefgefrorene Froschschenkel zu finden sein. »Iiiih, tote Frösche« , mag dieser Deutsche denken. Wenn er dann aber einen Schritt weitergeht und zu tiefgefrorenen Garnelen greift, die auch in Deutschland als Delikatesse gelten, müsste er sich schon fragen lassen: Warum sagt man bei Krabben, Scampi, Gambas (oder wie immer man sie im jeweiligen Land nennt) nicht »Iiiih« ? Dass die hübscher aussehen als ein Frosch, kann niemand behaupten.
Nahrungstabus sind aber nicht nur von Land zu Land verschieden, sondern ändern sich auch über die Zeiten hinweg. So war früher in einigen Regionen Deutschlands (zumindest manchmal) eine ganz besondere Einlage im Suppentopf zu finden: Maikäfer. Die aus den Käfern gekochte Suppe schmecke wie Krebssuppe, nur intensiver, lässt sich heute nachlesen. Wer entsprechende Rezepte finden will, muss nur das Suchwort im Internet eingeben. Da findet sich einiges.
Etwas Warmes braucht der Mensch: Wie wärâs mit Maikäfersuppe?
Zutaten für eine Portion:
30 Stück Maikäfer
1 Esslöffel Butter
125 Milliliter Hühnerbrühe (alternativ Kalbsbrühe)
Zur Zubereitung werden die Maikäfer ohne Flügel und Beine in heiÃer Butter angeröstet und in Brühe gegart. Je nach Rezept wird die Suppe gesiebt und als Brühe genossen oder die Käfer werden anfangs im Mörser zerstoÃen, die Suppe wird passiert und mit etwas Mehlschwitze und Eigelb gebunden. Die Maikäfersuppe kann zum Beispiel mit Scheiben von Kalbsleber oder Taubenbrust
Weitere Kostenlose Bücher