Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
den unachtsamen Umgang mit einer ätzenden Substanz zugezogen – beispielsweise Abbeizer?«
»Der Wagen des Tierarztes?«
»Richtig. Er wurde mit Abbeizer beschädigt, der so gut wie sicher vom Bauhof Max Crombies entwendet wurde. Crombies Hunde haben nicht angeschlagen, als dort eingebrochen wurde. Max war klar, dass das nur eines bedeuten konnte: Die Hunde kannten den Eindringling, und er schloss vorschnell, dass der Übeltäter jemand von seinen Leuten war, der ihm schon früher Ärger bereitet hatte. Doch die Berrys hatten immer wieder für Crombie gearbeitet, und die Hunde kannten Kevin ebenfalls.«
»Durchaus möglich.« Die Augen von Inspector Crane funkelten genauso hart, wie Meredith dies bei Sadie Warren beobachtet hatte.
»Noch eine Sache«, fuhr Meredith fort.
»Als Wynne und ich Kevin in seinem Cottage besucht haben, war er bei Wynnes Anblick zu Tode verängstigt. Er kennt Wynne gut, sie ist keine Fremde für ihn, und als wir ihm zuvor im Garten von Rookery House begegnet sind, hat er ständig sie angesehen, wenn er etwas gesagt hat. Er hatte keine Angst vor ihr. Er betrachtete sie als eine Art Autorität. In seinem Cottage jedoch hatte sich sein Verhalten völlig verändert. Er hatte nicht nur höllische Angst vor ihr, sondern schrie auch noch ›Ich war es nicht!‹. Ich dachte zu dem Zeitpunkt, er meinte den Mord an Ernie, weil die Polizei ihn deswegen vernommen hatte und er Angst verspürte, man könnte ihm die Schuld anhängen. Heute denke ich, er meinte das zerstörte Beet vor Wynnes Wohnzimmer. Er glaubte offensichtlich, dass sie es herausgefunden hatte und nun gekommen war, um ihn zur Rede zu stellen.« Crane trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch.
»Vielleicht. Aber wenn er geglaubt hat, durchschaut worden zu sein, warum kam er danach noch hierher und hat Ihr Haus verwüstet?«
»Weil Wynne ihn nicht zur Rede gestellt und er demzufolge erkannt hat, dass sie ihm nicht auf die Schliche gekommen war. Niemand wusste, dass er dahinter steckte. Ich hätte eigentlich sofort darauf kommen müssen, als ich das ungelenk hingekrakelte Wort an der Wand im Wohnzimmer sah. Es lag nicht daran, dass es dunkel war oder dass er es eilig hatte. Es lag daran, dass er kein geübter Schreiber ist und kaum lesen kann. Ernie war ein Analphabet. Kevin kann lesen und schreiben, allerdings nur mit Mühe.«
»Ich stimme Ihnen zu«, sagte Inspector Crane langsam.
»Alles passt sehr gut zusammen. Doch wir haben noch keine Beweise. Ich brauche Beweise. Die Teigmännchen reichen nicht. Ich brauche Beweise dafür, dass Kevin Berry diese Dinge getan hat.« Meredith setzte zum coup de grâce an.
»Was halten Sie hiervon?« Sie drehte das aufgeschlagene Pflanzenbestimmungsbuch zu ihrer Besucherin herum, dann nahm sie die grüne Pflanze und legte sie auf die betreffende Seite.
»Das ist Oxforder Kreuzkraut. Die Pflanze, mit der Olivia Smeatons Pony vergiftet wurde. Sie ist in unserer Gegend nicht verbreitet, was den Tierarzt Rory Armitage hat stutzen lassen. Doch der Hof vor dem Cottage der Berrys und der Feldweg dorthin sind voll davon.« Denn Dinge, die lange genug aus den Gedanken eines Menschen oder seiner Sicht verschwunden bleiben, geraten nur allzu schnell in Vergessenheit … Sir John Maundeville
KAPITEL 20
»UND DAHER wer
den Sir Basil und ich morgen nach Keswick fahren, wo wir uns mit Lawrence Smeaton treffen«, berichtete Markby.
»Bitte entschuldige, wenn ich ohne dich fahre, aber es ist Sir Basils Show. Es wird eine weite Fahrt, und ich weiß nicht, wie lange wir bei den Smeatons bleiben werden. Falls es zu spät wird, suchen wir uns ein Hotel Garni und fahren erst am nächsten Morgen zurück.«
Es war kurz nach sechs Uhr abends. Amanda Crane war gegangen, bevor Markby zurückgekehrt war. Sie hatte die Teigfiguren mitgenommen. Meredith sah zum Fenster hinaus. Am Abendhimmel zeigten sich aufziehende Wolken, die von herannahendem Regen kündeten. Sie drückte ihre Bedenken wegen des Wetters aus.
»Es ist alles verabredet; ich kann jetzt nicht mehr zurück. Moira hat gefragt, ob du nicht Lust hast mitzukommen und über Mittag zum Essen bei ihr zu bleiben. Wir dachten, da wir beide nur mit einem Wagen hier sind und du bestimmt nicht in diesem Dorf feststecken möchtest, bis ich zurückkomme, könntest du mich morgen früh zu Sir Basil fahren. Basil und ich fahren dann in seinem Wagen weiter, und du kannst hierher zurückfahren, wann immer du möchtest.«
»Einverstanden«, sagte
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