Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
ganze Zeit über das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden, und als sie niemanden sah, wandte sie sich schulterzuckend ab und marschierte weiter, die Pflanze sowie das Bündel Teigfiguren unter dem Arm.
Das Cottage war noch immer verlassen. Kein Wagen. Weder Alan noch Wynne waren zu Hause. Meredith betrat das Cottage durch die Vordertür und trug ihre Trophäen in die Küche, wo die vernagelte Hintertür sie an den ungebetenen Eindringling der vorgestrigen Nacht erinnerte. Sie schaltete den elektrischen Wasserkocher ein, und während das Wasser darin langsam heiß wurde, ging sie ins Wohnzimmer und trat zu dem massiven edwardianischen Bücherregal, wo sie eine Reihe von Büchern über die einheimische Tier- und Pflanzenwelt gesehen hatte. Sie fand das Bestimmungsbuch und trug es zurück in die Küche. Der elektrische Wasserkocher hatte sich unterdessen abgeschaltet. Meredith bereitete sich einen Becher Tee zu und setzte sich an den Küchentisch, um in dem Bestimmungsbuch zu blättern. Sie hatte die Pflanze neben sich liegen und verglich sie von Zeit zu Zeit prüfend mit einer Abbildung im Buch. Als sie zu drei Vierteln durch war, wurde sie endlich belohnt.
»Da ist es!«, murmelte sie. Tap-tap-tap. Meredith schrak zusammen. Jemand hatte an der Vordertür geklopft. Sie hatte weder Wynnes noch Alans Wagen gehört, und Alan besaß einen Schlüssel. Meredith stand auf und ging leise ins Wohnzimmer, um durch die Gardine nach draußen zu spähen. Vielleicht war einer der Zeitungsleute zurückgekehrt. Oder es war einer der Einheimischen. In diesem Dorf schien alles möglich.
Nun reiß dich aber zusammen! , schalt sie sich. Es war ganz bestimmt nicht der ungebetene Besucher. Er arbeitete nur nachts. Nichtsdestotrotz öffnete sie die Tür ganz vorsichtig. Draußen stand Inspector Crane.
»Tut mir Leid, aber Superintendent Markby ist noch nicht wieder zu Hause. Er ist weggefahren, um Sir Basil Newton zu besuchen.«
Meredith hatte noch mehr Wasser aufgesetzt und brühte einen Tee für ihre Besucherin auf, die ihr gegenüber am Küchentisch Platz genommen hatte.
Sie stellte genau wie Alan fest, dass Crane sich nach ihrer Ankunft in Parsloe St. John rasch an die Umstände auf dem Land angepasst hatte. Das modische Kostüm war einem robusten Strickpullover über einem karierten Rock gewichen, und ihre Haare wurden von einem Aliceband hinter dem Kopf gehalten, genau wie vorhin bei Sadie Warren. Der Vergleich amüsierte Meredith, doch sie wurde rasch wieder ernst. Trotz des Unbehagens, das die Vernehmungen durch die Polizei bei Sadie zweifelsohne hervorgerufen hatten, war ihr Amanda Cranes Haarschmuck nicht entgangen, und sie hatte die junge Inspektorin imitiert.
»Danke sehr.« Amanda Crane nahm den angebotenen Becher entgegen und spielte mit dem Bändchen.
»Ich bin eigentlich nur vorbeigekommen, um ihm – um Ihnen beiden mitzuteilen, dass wir die Tatwaffe gefunden haben. Das ist zumindest einer der Gründe meines Besuchs.«
Meredith bemerkte einen triumphierenden Unterton in ihrer Stimme. Sie gratulierte der Inspektorin.
»Ich dachte, es würde Sie interessieren. Das Messer war im Küchengarten von Rookery House versteckt, zwischen der Koppel und dem Haus. Das Labor hat die Blutflecken darauf analysiert, und sie stimmen mit dem Blut des Getöteten überein. Der Täter hat versucht, die Klinge abzuwischen, doch es ist nicht so einfach, Spuren zu beseitigen, wie manche Leute glauben!« Crane ließ sich zu einem knappen Lächeln hinreißen.
»Fingerabdrücke?«, fragte Meredith hoffnungsvoll. Sofort war Crane wieder angespannt. Sie schüttelte wortlos den Kopf und gestand zögernd:
»Nein, leider hatten wir kein Glück. Das Messer ist eines von diesen selbst gemachten Dingern, und der Griff war mit Schnur umwickelt. Wir waren nicht imstande, davon Fingerabdrücke zu nehmen. Trotzdem, es ist ein entscheidender Schritt nach vorn. Das Messer ist ein charakteristischer Gegenstand, und möglicherweise ist jemand aus dem Dorf in der Lage, es zu identifizieren.«
»Sogar sehr wahrscheinlich, würde ich sagen.« Andererseits war Meredith gar nicht sicher, ob einer der Dorfbewohner der Polizei die Information gab, falls er den Besitzer des Messers kannte. Crane sah Meredith verlegen an.
»Ich wollte mich außerdem nach Ihnen erkundigen. Ich meine, fragen, wie es Ihnen geht. Ich meine, Sie haben immerhin den Leichnam entdeckt.«
»Den größten Teil, würde ich sagen.« Meredith hatte es nicht vergessen. Galgenhumor
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