Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
Elster. Dieses Cottage kommt einem vor wie der Bau eines Tiers, nicht wie eine menschliche Behausung, obwohl man es sich dort bestimmt sehr gemütlich machen könnte. Ich schätze, Ernie hat irgendwann mal einen Versuch unternommen, das Haus zu renovieren. Er hat ein paar Wände rausgeschlagen und dann wieder aufgehört. Er hat ein paar schöne alte Möbelstücke, aber sie sind total verdreckt, genau wie alles andere. Überrascht mich gar nicht, dass keine seiner Freundinnen länger bei ihm bleiben wollte. Aber wenn man sich ein wenig Mühe gibt, kann man durchaus etwas aus dem Haus machen.«
»Wenn man bereit ist, überdies ein kleines Vermögen auszugeben, meinst du wohl.« Sie beendeten ihre Runde um das Cottage. Markby runzelte die Stirn und starrte in den Himmel hinauf, wo sich dunkle Wolken zusammenzogen. Es würde bald regnen.
»Kevin kommt bestimmt zurück, sobald es dunkel wird.«
»Und wenn nicht? Er war sehr verängstigt. Wir sollten vielleicht Amanda Crane informieren.«
»Und was soll sie um diese Zeit noch unternehmen? Du oder Wynne könnt morgen noch mal nachsehen. Wenn dann immer noch keine Spur von ihm zu sehen ist, kannst du Crane informieren. Jetzt ist es noch zu früh für voreilige Schlüsse. Das Wetter schlägt um, und wenn schon nichts anderes, dann wird ihn der Regen ins Haus treiben. Er wartet wahrscheinlich irgendwo, bis es dunkel ist, um sicher zu sein, dass niemand mehr kommt und ihn überraschend besucht, wie du es getan hast.« Sie scharrte frustriert mit den Füßen im Dreck.
»Ich fühle mich verantwortlich.« Sie seufzte und schob sich eine Strähne aus der Stirn.
»Ich habe mich eingemischt, nicht wahr? Ich hätte tun sollen, was du gesagt hast – keine schlafenden Hunde aufwecken.«
»Komm schon.« Er schob seinen Arm unter ihrem hindurch und drückte sie an sich.
»Du hast doch nur versucht, dem Jungen zu helfen. Er kennt sich hier aus und weiß wahrscheinlich ein halbes Dutzend Stellen, wo er unterschlüpfen kann, wenn er vom Regen erwischt wird. Er ist ein Junge vom Land. Ihm wird schon nichts geschehen, keine Sorge.« Sie wandten sich ab und passierten auf dem Rückweg über den Hof den alten Einspänner. Plötzlich fiel Meredith etwas ein.
»Wynne hat den Wagen übrigens erkannt, es ist Olivia Smeatons alter Einspänner. Ich finde den Anblick in seinem jetzigen Zustand traurig. Ernie Berry war ein Scheusal, so viel steht fest!«
»Hast du dieses Kraut hier gefunden?« Markby bückte sich und riss ein Büschel aus.
»Ja, das ist es. Aber warum um alles in der Welt hat der unglückselige Junge das getan? Falls er es getan hat – und all die anderen Dinge. Ich halte es für sehr wahrscheinlich.«
»Ich habe meine Probe auf dem Feldweg gepflückt, ein Stück weiter in Richtung Dorf. Aber hier wächst überall mehr als genug davon.« Meredith zögerte.
»Es war eine niederträchtige Gemeinheit von ihm!«, sagte sie entschieden.
»Kevin ist krank, Alan. Er muss krank sein. Wir sollten versuchen, ihn zu finden.«
»Krank? Vielleicht, aber das muss nicht unbedingt so sein. Ich würde sagen, er hat eine gestörte Persönlichkeit und neigt zu boshaften und unangenehmen Handlungen.« Markby betrachtete das Kreuzkraut in seiner Hand. Er sagte nicht, dass Kevin nach seiner Erfahrung eine tickende Zeitbombe war. Er hatte bereits das Pony vergiftet, was weit über gewöhnlichen Vandalismus hinausging. Mit der Zeit würde er weitere kriminelle Handlungen begehen, beispielsweise Brandstiftung – und früher oder später noch schlimmere Dinge. Jeder, der mit jungen Gesetzesbrechern zu tun hatte, kannte dieses Schema nur zu gut. Markby warf die Pflanze achtlos zur Seite.
»Komm, gehen wir zu Mervyn und essen zu Abend.« Beim King’s Head angekommen, stellten sie fest, dass ihr Plan einen Haken hatte. Das Pub war gut besucht, und die abendliche Geschäftigkeit war im Gange. Stimmengewirr und Lachen drang durch die geschlossene Tür hindurch auf die Straße. In dem Augenblick jedoch, als Markby und Meredith die Tür öffneten und das Pub betraten, verstummte jegliche Unterhaltung. Gesichter wandten sich zu ihnen um und dann hastig wieder ab. Niemand sprach ein Wort. Die feindselige Atmosphäre war greifbar.
»U-oh …«, murmelte Meredith, und ihre Stimmung sank. Mervyn Pollard kam hinter dem Tresen hervor und rumpelte ihnen entgegen. Der Gastwirt blickte gleichzeitig verlegen und entschlossen drein.
»Guten Abend, Sir.« Er nickte Meredith zu.
»Guten Abend, Ma’am. Ich
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