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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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könnte. Wie die meisten Menschen, die selbst Wein machten, neigte auch sie dazu, weit mehr herzustellen, als sie allein konsumieren konnte. Doch der Ansturm so vieler Besucher hatte ihre Vorräte tatsächlich schwinden lassen.
    Schließlich hatten alle einen Platz gefunden, und erwartungsvolle Gesichter drehten sich den Neuankömmlingen entgegen.
    Lawrence Smeaton räusperte sich und zog einen braunen Briefumschlag aus der Innentasche seines Tweedjacketts. Einigermaßen verlegen, begann er zu sprechen.
    »Ich hoffe, dies erweist sich nicht als Windei. Ich bin genauso sehr wie jeder andere der hier Anwesenden an einer Aufklärung interessiert – mehr noch sogar, da es bei mir um eine Familienangehörige geht.«
    »Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, den ganzen weiten Weg herzukommen, um mit uns zu sprechen«, sagte Meredith.
    Lawrence öffnete den Umschlag.
    »Sie werden verstehen, dass ich keine Fotos von Olivia aufbewahrt habe. Allerdings besitze ich die Bilder, die bei der Hochzeit meines Bruders gemacht wurden. Sie zeigen die gesamte Hochzeitsgesellschaft und natürlich auch Olivia. Vielleicht würden Sie … vielleicht würden Sie einen Blick darauf werfen?«
    Das kleine Bündel Schwarzweißaufnahmen ging im Kreis herum, angefangen bei Rory Armitage, nachdem Sir Basil abgewinkt hatte. Rory betrachtete die Aufnahmen und murmelte leise vor sich hin, während er ein Bild näher untersuchte. Er warf einen zweiten Blick auf die anderen Fotos, die er bereits gesehen hatte, und reichte schließlich den ganzen Stapel kommentarlos an seine Frau Gill weiter. Gill sah ihn mehrmals an, während sie die Bilder studierte, dann reichte sie die Fotos schweigend an Tom Burnett. Er hob die Augenbrauen, während er sie betrachtete, und gab sie schließlich Meredith. Sie nahm sie mit unverhohlener Neugier entgegen.
    Es ist immer ein wenig traurig, sehr alte Fotos zu betrachten. Die Menschen darauf sind entweder alt geworden oder bereits gestorben, und ihre Welt ist längst vergangen. Die Bilder, die Meredith nun vor sich sah, waren typische Aufnahmen aus der Kriegszeit. Alle Männer trugen Uniformen. Das Brautkleid reichte bis knapp unter die Knie der Braut, besaß wuchtig gepolsterte Schultern, und das Oberteil war durch deutlich sichtbare Abnäher in Form gebracht. Das Material sah aus wie Crêpe Georgette. Auf dem Busen haftete ein Ansteckstrauß mit Maiglöckchen. Die modischen offenen Schuhe sahen nach Wildleder aus, und der kleine Hut auf dem Kopf war ein wenig in die Stirn gedrückt und besaß einen Schleier. Die Brautjungfer trug einen streng geschnittenen Anzug, den gleichen Ansteckstrauß und einen Hut, der aussah wie ein umgedrehter Blumentopf. Alle lachten mehr oder weniger gestresst, und die Brautjungfer sah verängstigt aus. Meredith identifizierte einen missmutig dreinblickenden Offizier als den jüngeren, stämmigen Lawrence Smeaton. Sein Gesichtsausdruck konnte auch nichts weiter bedeuten, als dass die Sonne ihn blendete. Marcus, der Bräutigam, war größer als sein Bruder, schlanker und wirkte durchgeistigter als sein bulldoggenartiger Bruder. Er allein lächelte zuversichtlich in die Kamera.
    Zum ersten Mal kam Meredith der Gedanke, dass Marcus im Krieg vielleicht beim Nachrichtendienst gewesen war. Lawrence hingegen schien ein Frontoffizier gewesen zu sein. Im Kindesalter waren ihre traditionellen Rollen, nach denen der ältere Bruder den jüngeren beschützt, möglicherweise vertauscht gewesen. Lawrence, der jüngere, aus sich herausgehende, sportliche Junge hatte möglicherweise den älteren, bücherversessenen, weltfremden Marcus behütet. Falls dem so war, so hatte Lawrence Smeaton diese Rolle nach dem Tod des Bruders wieder eingenommen und wie ein Löwe um seinen guten Ruf gekämpft, koste es, was es wolle.
    Meredith reichte die Bilder Wynne, die als Letzte von allen an der Reihe war und sie nun vor sich auf dem Wohnzimmertisch ausbreitete.
    Sie warteten.
    »Ah, ja«, sagte Wynne nach einer Weile.
    »Das ist Olivia, ganz bestimmt. Meinen Sie nicht auch, Rory? Gill? Tom?«
    Die drei Angesprochenen nickten. Die beiden Männer blickten unbehaglich drein. Gill Armitage errötete, und ihre dunklen Augen funkelten vor mühsam unterdrückter Aufregung.
    Wynne streckte die Hand aus.
    »Dann sind wir alle einer Meinung. Diese Person hier auf dem Bild – wir kannten sie zwar nur als alte Dame, aber wir sind trotzdem sicher –, das ist die Olivia Smeaton, die wir in Parsloe St. John

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