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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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überhaupt nicht imstande war, ein Auto zu fahren. Ich glaube, Olivia fuhr den Wagen in jenem fatalen Augenblick, und Violet war die Beifahrerin. Der Wagen war völlig zerstört, die Fahrerin ums Leben gekommen, und es herrschte beträchtliche Verwirrung. Das war lange vor der Zeit der Sicherheitsgurte. Vielleicht wurde Olivia aus dem Wagen geschleudert. Vielleicht hat die Beifahrerin, Violet also, ihre Freundin aus dem Wrack gezerrt, um erste Hilfe zu leisten, oder weil sie befürchtete, der Wagen könnte in Brand geraten oder gar explodieren, ohne anfänglich zu begreifen, dass Olivia bereits tot war. Die französische Polizei traf am Unfallort ein und fand die beiden Frauen neben der Straße, eine tot, die andere hysterisch. Sobald die Überlebende sich weit genug gefasst hatte, wurde sie gebeten, sich und die Tote zu identifizieren, und die Beamten wollten wissen, wer am Steuer gesessen hatte. Violet Dawson stand immer noch unter Schock, doch sie hatte genügend Zeit gehabt, um sich bewusst zu machen, dass Olivias Tod für sie die Rückkehr in die Armut bedeutete. Vielleicht hatte Olivia beabsichtigt, gleich nach ihrer Rückkehr nach England ein Testament zu verfassen. Wir wissen es nicht. Doch Violet wusste, dass das einzige damals existierende Testament jenes aus Kriegszeiten war, in dem Marcus als Alleinerbe aufgeführt wurde und das längst veraltet war. Unter diesen Umständen, wenn jemand stirbt, ohne ein gültiges Testament zu hinterlassen, und wenn er allein stehend war, nicht verheiratet und kinderlos, unternimmt der Staat jede nur denkbare Anstrengung, um Blutsverwandte aufzuspüren. Das Vermögen wird dann gemäß den geltenden Vorschriften unter ihnen aufgeteilt. Falls die Suche nach Verwandten ergebnislos bleibt, fällt das Vermögen an die Krone. Violet war keine Blutsverwandte und glaubte, dass sie keinen Anspruch auf Olivias Vermögen hatte. Sie wusste auch, dass Olivia keine Blutsverwandten besaß, also würde sie niemanden um sein Erbe betrügen, wie sie es sah, wenn sie der französischen Polizei erzählte, dass sie Olivia Smeaton wäre – und die Tote Violet Dawson. Vergessen Sie nicht, inzwischen waren Jahre ins Land gezogen. Die beiden Frauen waren älter geworden und beide in jüngeren Jahren sehr attraktiv gewesen. Nachdem sie so lange zusammengelebt hatten, waren sie sich wahrscheinlich auch äußerlich ähnlicher geworden, hatten sich gleich gekleidet, die gleichen Haarschnitte, die gleichen Eigenarten, das gleiche Benehmen – ein unbeteiligter Betrachter hätte sie wahrscheinlich eher für Schwestern als für Freundinnen gehalten. Die tote Fahrerin – Olivia – hatte mit ziemlicher Sicherheit schwere Gesichtsverletzungen. Es war nicht weiter schwierig für Violet, die Identität zu vertauschen. Bei ihrer Rückkehr nach England wagte sie allerdings nicht, in London zu leben, wo sie zufällig alten Bekannten begegnen konnte – genauso wenig, wie sie in ihre Geburtsstadt zurückkehren durfte, wo die älteren Menschen sich vielleicht an die junge Violet Dawson erinnern würden. Sie suchte also neutrales Territorium, und das abgeschiedene Dorf Parsloe St. John war gerade richtig. Dieses Dorf besaß eine zusätzliche Attraktion, denn das schöne alte Herrenhaus, das sie dort kaufte, erinnerte sie an das Haus ihrer Kindheit. Violet war, vergessen Sie das nicht, die Tochter eines Pfarrers. Das Bild, das sie verbrannte, als Janine hinzukam, zeigte ein großes Haus neben einer Kirche. Zweifelsohne das Vikariat ihrer Heimatgemeinde, die einzige Erinnerung an ihr früheres Leben, die sie bei sich behielt. Diese letzte Verbindung wurde brutal zerstört, wie alles andere in Violets Leben vorher zerstört worden war, als sie viele Jahre später einen unerwarteten Brief von Lawrence Smeaton erhielt, Olivias früherem Schwager. Wir können nur spekulieren, wie Violets Reaktion auf diesen Brief ausgesehen hat. Unglauben, Staunen, Panik, Wut – ein Augenblick allergrößten Entsetzens für sie. Da sie wusste, wie sehr Lawrence und Olivia sich zerstritten hatten, hätte sich Violet niemals träumen lassen, dass er sie jemals wiedersehen wollte. Lawrence Smeaton jedenfalls schrieb einen Brief und unterbreitete ihr darin den Vorschlag, sich zu treffen und den alten Streit zu begraben. Auch er wurde – bitte verzeihen Sie, Brigadier! – älter und wollte sein Haus bestellen, wie man so schön sagt.« Markby legte eine weitere Kunstpause in seiner Erzählung ein und trank einen Schluck von seinem

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