Ihre Beiden Väter
immer noch gehen. Srikkanth hatte ihn nicht gefragt, jeden Abend, an dem er nicht arbeitete, hier zu bleiben. Doch die Clubszene hatte ganz plötzlich ihre Anziehung auf ihn verloren. Er wollte genau hier sein, wo er war: Zu Hause und Srikkanth beim Schlafen zusehen.
Und wenn das nicht eine heftige Erkenntnis war, dann wusste er auch nicht. Als sie zusammengezogen waren, hatten sie einen Pakt geschlossen, nicht miteinander auszugehen oder auch mit anderen Mitbewohnern, sodass sie dieses Drama nicht im Haus hatten. Damals schien es keine große Sache zu sein. Sicher, Srikkanth war attraktiv. Es gab aber genügend attraktive schwule Männer ohne die zusätzliche Spannung des Zusammenlebens. Drei Jahre lang war es einfach, so zu tun, als hätte er Srikkanth nicht bemerkt. Vielleicht hätte er für immer so weiter gemacht, wenn Sophie nicht in ihr Leben gekommen wäre. Er konnte so tun, als würde er Srikkanth nicht bemerken, das konnte er bei Sophie aber nicht.
Am nächsten Tag gingen sie mit Sophies Decke zu Home Depot und fanden einen Verkäufer, der ihnen half, den richtigen Farbton zu mischen. Außerdem versorgte er die beiden mit Pinsel, Farbroller, Tiegel und Löschtücher. Das war alles, was sie brauchen würden, sagte er, um das Kinderzimmer für ihr Baby zu streichen.
Wieder einmal war Srikkanth von dieser Bezeichnung überrumpelt. Er wollte Jaime vor dem Verkäufer jedoch nicht in Verlegenheit bringen. Und es später noch mal anzusprechen, das war zu heikel, selbst zwischen Freunden. Es einfach so stehen zu lassen war einfacher, beschloss er. Immerhin spielte es keine Rolle, ob nun Tricia oder der Home Depot Verkäufer dachten, sie wären ein Paar. Das war ihm mehrere Male passiert, wenn er mit Jill zusammen gewesen war, selbst bevor sie schwanger wurde. Als man es dann sah, passierte es immer häufiger. Mehr als einmal hatten sie herzhaft darüber gelacht. Dieses Mal jedoch wollte Srikkanth nicht darüber lachen, stellte er fest, als sie zahlten und nach Hause fuhren. Er wollte, dass es wahr wäre. Das würde aber leider nicht passieren. Also schob er diesen Gedanken zur Seite und konzentrierte sich auf den belebten Verkehr. Das Letzte, was er wollte, war einen Unfall zu bauen, weil ihn Gedanken an Jaime ablenkten, und ihn und Sophie zu verletzen.
Sophie gluckste und strampelte mit den Füßen in ihrer Wippe, während Srikkanth und Jaime ihr Zimmer strichen. Sie lachten und neckten sich bei der Arbeit, Musik spielte und ab und an kitzelten sie das Baby. In Momenten wie diesem konnte Srikkanth fast glauben, sie wären eine richtige Familie. Dass Jaime nicht so dachte, wusste er. Sein Freund hat schon immer Verwicklungen vermieden und es vorgezogen, keine Versprechungen zu machen, von denen er nicht wusste, ob er sie auch halten konnte. Srikkanth respektierte diese offene, unverblümte Einstellung. Daher wusste er, dass er von Jaime nicht mehr erwarten konnte, als er es ohnehin schon getan hatte. Ein bester Freund und Hilfe mit dem Baby war bereits ein ziemlich guter Deal. Es wäre sehr gierig, nach mehr zu fragen.
Sie arbeiteten gerade eine Stunde, das Zimmer war fast fertig, als Sophie unruhig wurde. „Wenn du willst, nehme ich sie“, bot Jaime an. „Ich bin fertig mit den Wänden. Es fehlen nur noch die Kanten.“
„Danke.“ Srikkanth versuchte seine Hand ruhig zu halten, um entlang der Fußbodenleisten zu malen. „Lass den Farbroller hier. Wenn ich hier fertig bin, wasch ich ihn aus. Ich denke nicht, dass wir einen zweiten Anstrich brauchen.“
„Du könntest recht haben“, bestätigte Jaime, der sich seine Hände an einem feuchten Lappen abwischte, damit er Sophies Kleidung nicht beschmutzte. Da blickte er an sich herunter und bemerkte einige Farbspritzer auf seinem Sweatshirt. Er zog es aus und warf es zur Seite, ehe er Sophie aus ihrer Wippe nahm, leise mit ihr sprach und das Zimmer verließ.
„Verdammt“, murmelte Srikkanth atemlos, während er Jaime und Sophie hinterher sah. „Hab dich im Griff, Bhattacharya“, schalt er sich. „Jaime ist nicht an dir interessiert.“
Das machte Jaime allerdings für ihn nicht weniger interessant. Die Reaktion seines Körpers beim Anblick des goldschimmernden Rückens war unmissverständlich. Er rückte seine Jeans zurecht, damit die Naht nicht zu sehr einschnitt. „Einen guten Mitbewohner zu finden ist schwieriger, als jemand Gutes fürs Bett“, ermahnte er sich selbst ernst. „Vermassle nicht das Beste, was dir bisher
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