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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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vernahmen wir, was er geredet.
    Daß nicht entbrenne sein Zorn und wüte durchs Heer der Achaier!
    Furchtbar ist der Eifer des gottbeseligten Königs,
    Seine Ehr ist von Zeus, und ihn schirmt Zeus’ waltende Vorsicht.
    Welchen Mann des Volkes er sah und schreiend wo antraf,
    Diesen schlug sein Zepter, und laut bedroht’ er ihn also:
    Halt du! Rege dich nicht und hör auf anderer Rede,
    Die mehr gelten denn du! Unkriegerisch bist du und kraftlos,
    Nie auch weder im Kampf ein Gerechneter, noch in dem Rate!
    Nicht wir alle zugleich sind Könige hier, wir Achaier!
    Niemals frommt Vielherrschaft im Volk, nur einer sei Herrscher,
    Einer König allein, dem der Sohn des verborgenen Kronos
    Zepter gab und Gesetze, daß ihm die Obergewalt sei.
    Also durchherrscht’ er das Heer, ein Waltender; und zur Versammlung
    Stürzten die Völker zurück, von den Schiffen daher und Gezelten,
    Lärmvoll: wie wenn die Woge des weitaufrauschenden Meeres
    Hoch an das Felsengestad anbrüllt und die stürmende Flut hallt.
    Alles saß nun ruhig umher, auf den Sitzen sich haltend;
    Nur Thersites erhob sein zügelloses Geschrei noch,
    Dessen Herz mit vielen und törichten Worten erfüllt war,
    Immer verkehrt, nicht der Ordnung gemäß, mit den Fürsten zu hadern
    Wo ihm nur etwas erschien, das lächerlich vor den Argeiern,
    Wäre. Der häßlichste Mann vor Ilios, war er gekommen:
    Schielend war er und lahm am anderen Fuß und die Schultern
    Höckerig, gegen die Brust ihm geengt; und oben erhub sich
    Spitz sein Haupt, auf der Scheitel mit dünnlicher Wolle besäet.
    Widerlich war er vor allen des Peleus Sohn und Odysseus;
    Denn sie lästert’ er stets. Doch jetzt Agamemnon dem Herrscher
    Kreischt’ er hell entgegen mit Schmähungen. Rings die Achaier
    Zürnten ihm, heftig empört, und ärgerten sich in der Seele.
    Aber der Lästerer schalt mit lautem Geschrei Agamemnon:
    Atreus’ Sohn, was klagst du denn nun und wessen bedarfst du?
    Voll sind dir von Erz die Gezelt’ und viele der Weiber
    Sind in deinen Gezelten, erlesene, die wir Achaier
    Immer zuerst dir schenken vom Raub eroberter Städte.
    Mangelt dir auch noch Gold, das ein rossebezähmender
    Troer Her aus Ilios bringe, zum Lösungswerte des Sohnes,
    Welchen ich selbst in Banden geführt, auch sonst ein Achaier?
    Oder ein jugendlich Weib, ihr beizuwohnen in Wollust,
    Wann du allein in der Stille sie hegst? Traun, wenig geziemt sich’s,
    Führer zu sein und in Jammer Achaias Söhne zu leiten!
    Weichlinge, zag und verworfen, Achairinnen, nicht mehr Achaier!
    Laßt doch heim in den Schiffen uns gehn und diesen vor Troja
    Hier an Ehrengeschenken sich sättigen, daß er erkenne,
    Ob auch wir mit Taten ihm beistehn oder nicht also!
    Hat er Achilleus doch, den weit erhabneren Krieger,
    Jetzo entehrt und behält sein Geschenk, das er selber geraubet!
    Aber er hat nicht Gall in der Brust, der träge Achilleus!
    Oder du hättest, Atreide, das letztemal heute gefrevelt!
    Also schalt Thersites den Hirten des Volks Agamemnon,
    Atreus’ Sohn. Ihm nahte sofort der edle Odysseus;
    Finster schaut’ er auf jenen und rief die drohenden Worte:
    Törichter Schwätzer Thersites, obgleich ein tönender Redner,
    Schweig und enthalte dich, immer allein mit den Fürsten zu hadern!
    Denn nicht mein ich, daß irgendein schlechterer Mensch wie du selber
    Wandle, so viel herzogen mit Atreus’ Söhnen vor Troja!
    Nie drum nenne dein Mund die Könige vor der Versammlung!
    Schreie sie nicht mit Schmähungen an, noch laur auf die Heimfahrt!
    Denn noch wissen wir nicht, wohin sich wende die Sache,
    Ob wir zum Glück heimkehren, wir Danaer, oder zum Unglück.
    Sitzest du, Atreus’ Sohn, den Hirten des Volks Agamemnon,
    Darum zu schmähn allhier, weil ihm die Helden Achaias
    Schätze so reichlich geschenkt, und lästerst ihn vor der Versammlung?
    Aber ich sage dir an und das wird wahrlich vollendet:
    Find ich noch einmal dich vor Wahnsinn toben wie jetzo,
    Dann soll Odysseus’ Haupt nicht länger stehn auf den Schultern,
    Dann soll keiner hinfort des Telemachos Vater mich nennen,
    Wenn ich nicht dich ergreif und jedes Gewand dir entreiße,
    Deinen Mantel und Rock und was die Scham dir umhüllet,
    Und mit lautem Geheul zu den rüstigen Schiffen dich sende
    Aus der Versammlung, gestäupt mit schmählichen Geißelhieben!
    Also der Held, und zugleich mit dem Zepter ihm Rücken und Schultern
    Schlug er; da wand sich jener, und häufig stürzt’ ihm die Träne.
    Eine Striem erhub sich mit Blut aufschwellend am

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