Ilias
Handschlag, dem wir vertrauet?
Denn mit eiteler Rede ja zanken wir; aber vergebens
Spähen wir heilsamen Rat, wie lange wir hier auch verweilen!
Atreus’ Sohn, du künftig wie vor unerschütterten Herzens
Führe der Danaer Volk in wütendes Waffengetümmel.
Aber dahin laß schwinden die einzelnen, welche gesondert
Etwa von uns ratschlagen (denn nie wird solchen Erfüllung),
Heim gen Argos zu kehren, bevor vom Ägiserschüttrer
Wir erkannt, ob er Täuschung gelobete oder nicht also.
Denn ich sag, uns winkte der hocherhabene Kronion
Jenes Tags, da wir stiegen in meerdurchgleitende Schiffe,
Argos’ Volk, die Troer mit Mord und Verderben bedrohend:
Rechtshin zuckte sein Blitz, ein heilweissagendes Zeichen!
Drum daß keiner zuvor wegdräng und strebe zur Heimkehr,
Eh er allhier mit einer der troischen Frauen geruhet,
Eh er gerächt der Helena Angst und einsame Seufzer!
Sehnt sich einer indes so gar unbändig nach Heimkehr,
Wag er mir’s, sein schwarzes gebogenes Schiff zu berühren:
Daß er zuerst vor allen den Tod und das Schicksal erreiche!
Sinne denn selbst, o König, auf Rat und hör ihn von andern.
Nicht wird dir verwerflich das Wort sein, welches ich rede.
Sondere rings die Männer nach Stamm und Geschlecht, Agamemnon,
Daß ein Geschlecht dem Geschlecht beisteh und Stämme den Stämmen.
Tust du das und gehorchen die Danaer dir, dann erkennst du,
Wer von den Führern des Heers der Feigere, wer von den Völkern,
Und wer tapferer sei, denn es kämpft nun jeder das Seine.
Auch erkennst du, ob Göttergewalt die Eroberung hindert
Oder des Heers Feigheit und mangelnde Kriegeserfahrung.
Ihm antwortete drauf der Völkerfürst Agamemnon:
Wahrlich, im Rat besiegst du, o Greis, die Männer Achaias.
Wenn doch, o Vater Zeus und Pallas Athen und Apollon,
Noch zehn andere Räte wie du mir wären im Volke!
Bald dann neigte sich uns des herrschenden Priamos Feste,
Unter unseren Händen besiegt und zu Boden getrümmert!
Aber Zeus Kronion, der Donnerer, sandte mir Unheil,
Der in ein eitles Gewirr von Hader und Zank mich verwickelt.
Denn ich selbst und Achilleus entzweiten uns wegen des Mägdleins
Mit feindseligen Worten; ich aber begann die Entrüstung.
Wenn wir je uns wieder vereinigen, traun, nicht länger
Säumt dann noch das Verderben von Ilios, auch nicht ein kleines!
Doch nun geht zum Mahle, damit wir rüsten den Angriff.
Wohl bereite sich jeder den Schild, wohl schärf er die Lanze;
Wohl auch reich er die Kost den leichtgeschenkelten Rossen;
Wohl auch späh er den Wagen umher und gedenke der Feldschlacht,
Daß wir den ganzen Tag im schrecklichen Kampf uns versuchen.
Denn nicht wenden wir uns zum Ausruhn, auch nicht ein kleines,
Ehe die Nacht herkommend den Mut der Männer gesondert.
Triefen von Schweiß wird manchem das Riemengehenk um den Busen
Am ringsdeckenden Schild und starren die Hand an der Lanze;
Triefen auch manchem das Roß, vor den zierlichen Wagen gespannet.
Aber wofern mir einer, der Schlacht mit Fleiß sich enthaltend,
Bei den geschnäbelten Schiffen zurückbleibt: wahrlich, umsonst wird
Dieser umher dann schaun, zu entfliehen den Hunden und Vögeln!
Jener sprach’s; aufschrien die Danaer laut: wie die Meerflut
Brüllt um den hohen Strand, wann kommend der Süd sie emporwühlt
Am vorragenden Fels, der nie von Wogen verschont ist
Aller Wind’ umher, ob sie dorthin wehen, ob dorthin.
Schnell nun sprangen sie auf und liefen umher durch die Schiffe;
Rings entstieg den Gezelten der Rauch, und sie nahmen das Frühmahl.
Andere opferten andern der ewigwährenden Götter,
Flehend, dem Tode der Schlacht zu entgehn und dem Toben des Ares.
Jener selbst auch weihte, der Völkerfürst Agamemnon,
Einen Stier, fünfjährig und feist, dem starken Kronion.
Und er berief die ältsten, die edleren aller Achaier:
Nestor zuerst vor allen, Idomeneus dann, den Beherrscher,
Auch die Ajas beid und Tydeus’ Sohn Diomedes;
Auch den sechsten Odysseus, an Ratschluß gleich dem Kronion.
Aber es kam freiwillig der Rufer im Streit Menelaos;
Denn er erkannt im Herzen, wie viel dem Bruder zu tun war.
Und sie umstanden den Stier und nahmen sich heilige Gerste;
Betend erhub die Stimme der Völkerfürst Agamemnon:
Zeus, ruhmwürdig und hehr, schwarzwolkiger, Herrscher des Äthers!
Nicht bevor laß sinken die Sonn und das Dunkel heraufziehn,
Eh ich hinab von der Höhe gestürzt des Priamos Wohnung,
Dunkel von Rauch und die Tore mit feindlicher Flamme verwüstet;
Eh ich vor
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