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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Rücken
    Unter des Zepters Gold. Er setzte sich nun und bebte,
    Murrend vor Schmerz, mit entstelltem Gesicht und wischte die Trän ab,
    Rings wie betrübt sie waren, doch lachten sie herzlich um jenen.
    Also redete mancher, gewandt zum anderen Nachbar:
    Traun, gar vieles bereits hat Odysseus Gutes vollendet,
    Heilsamen Rat zu reden berühmt und Schlachten zu ordnen;
    Aber anjetzt vollbracht er das Trefflichste vor den Argeiern,
    Daß er den ungestümen und lästernden Redner geschweiget!
    Schwerlich möcht er hinfort, wie das mutige Herz ihn auch antreibt,
    Wider die Könige sich mit schmähenden Worten empören!
    Also das Volk. Da erhub sich der Städteverwüster Odysseus,
    Haltend den Herrscherstab; und neben ihm Pallas Athene,
    Gleich an Gestalt dem Herold, gebot Stillschweigen den Völkern,
    Daß die Nächsten zugleich und die äußersten Männer Achaias
    Hörten des Redenden Wort und wohl nachdächten dem Rate.
    Jener begann wohlmeinend und redete vor der Versammlung:
    Atreus’ Sohn, nun bereiten die Danaer dir, o Gebieter,
    Hohn und Schmach vor den Völkern des redenden Menschengeschlechtes
    Und vollenden dir nicht die Verheißungen, die man gelobet,
    Als man hieher dir folgt’ aus der rossenährenden Argos:
    Heimzugehn, ein Vertilger der festummauerten Troja.
    Denn wie zarte Kindelein tun und verwitwete Weiber,
    Klagen sie dort einander ihr Leid und jammern um Heimkehr.
    Freilich ringt wohl jeder, wer Trübsal duldet, nach Heimkehr.
    Denn wer auch einen Mond nur entfernt ist seiner Gemahlin,
    Weilet ja schon unmutig am vielgeruderten Schiffe,
    Welches der winternde Sturm aufhält und des Meeres Empörung.
    Doch uns schwand das neunte der rollenden Jahre vorüber,
    Seit wir allhier ausharren. Ich tadele nicht die Achaier,
    Daß man traurt bei den Schiffen und heimstrebt. Aber es wär uns
    Schändlich doch, die so lange geweilt, leer wiederzukehren!
    Duldet, o Freund’, und harrt noch ein weniges, daß wir erkennen,
    Ob uns Wahrheit von Kalchas enthüllt ward oder nicht also.
    Denn wohl denken wir jenes im Geiste noch, und ihr bezeugt es
    Alle, die nicht wegführten die graulichen Keren des Todes.
    Gestern war’s, wie mir deucht, da sich unsere Schiffe bei Aulis
    Sammelten, Böses zu bringen dem Priamos selbst und den Troern.
    Ringsher opferten wir um den Quell den unsterblichen Göttern
    Auf geweihten Altären vollkommene Festhekatomben,
    Unter des Ahorns Grün, dem blinkendes Wasser entsprudelt.
    Sieh, und ein Zeichen geschah. Ein purpurschuppiger Drache,
    Gräßlich zu schaun, den selber ans Licht der Olympier sandte,
    Unten entschlüpft’ dem Altar, fuhr schlängelnd empor an dem Ahorn.
    Dort nun ruhten im Neste des Sperlinges nackende Kindlein
    Oben auf schwankendem Ast und schmiegten sich unter den Blättern,
    Acht; und die neunte war der Vögelchen brütende Mutter.
    Jener nunmehr verschlang die kläglich Zwitschernden alle,
    Nur die Mutter umflog mit jammernder Klage die Kindlein,
    Bis er das Haupt hindreht’ und am Flügel die Schreiende haschte.
    Aber nachdem er die Jungen verzehrt und das Weibchen des Sperlings,
    Stellte zum Wunderzeichen der Gott ihn, der ihn gesendet:
    Denn zum Stein erschuf ihn der Sohn des verborgenen Kronos.
    Wir nun standen umher und stauneten ob der Erscheinung,
    Wie doch solcherlei Graun eindrang in der Himmlischen Opfer.
    Schleunig vor allem Volk weissagete Kalchas der Seher:
    Warum steht ihr verstummt, ihr hauptumlockten Achaier?
    Uns erschuf dies Wunder der Macht Zeus’ waltende Vorsicht,
    Spät von Dauer und spät erfüllt, zu ewigem Nachruhm!
    Gleichwie jener die Jungen verzehrt und das Weibchen des Sperlings,
    Acht, und die neunte war der Vögelchen brütende Mutter:
    Also werden wir dort neun Jahr auch kriegen um Troja,
    Doch im zehnten die Stadt voll prächtiger Gassen erobern.
    So weissagete jener, und nun wird alles vollendet.
    Auf denn, bleibt miteinander, ihr hellumschienten Achaier.
    Hier nun, bis wir gewonnen des Pharaos türmende Feste!
    Jener sprach’s; aufschrien die Danaer laut und umher scholl
    Ungestüm von den Schiffen das Jubelgetön der Achaier,
    Alle das Wort hochpreisend des göttergleichen Odysseus.
    Drauf vor jenen begann der gerenische reisige Nestor:
    Götter! Ja, traun, ihr redet wie Knäbelein hier in Versammlung,
    Die unmündig noch nichts um Taten des Kriegs sich bekümmern!
    Wo sind unsre Verheißungen nun und die heiligen Schwüre?
    Soll denn in Rauch aufgehen der Rat und die Sorge der Männer,
    Opfer des lauteren Weins, und der

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