Ilias
Gestalt, dem rüstigen Führer der Thraker.
Jetzt des Priamos Söhnen, den gottbeseligten, rief er:
O ihr, Priamos’ Söhne, des gottbeseligten Herrschers,
Bis wie lang erlaubt ihr das Morden des Volks den Achaiern?
Bis vielleicht um der Stadt schönprangende Tore gekämpft wird?
Liegt doch der Mann, den gleich wir geehrt dem göttlichen Hektor,
Dort Äneias, der Sohn des hochgesinnten Anchises!
Aber wohlan, dem Getümmel entreißt den edlen Genossen!
Jener rief’s und erregte den Mut und die Herzen der Männer.
Jetzo begann Sarpedon und schalt den göttlichen Hektor:
Hektor, wohin entflohe der Mut dir, den du zuvor trugst?
Schirmen auch ohne Volk und Verbündete wolltest du Troja,
Du allein mit den Schwägern und deinen leiblichen Brüdern;
Keinen davon nun kann ich umherschaun oder erblicken,
Sondern geschmiegt sind alle wie scheue Hund’ um den Löwen;
Doch wir tragen die Schlacht, die wir als Berufene mitgehn.
Auch ich selbst, ein Bundesgenoß, sehr ferne ja kam ich
Her aus dem Lykierland an Xanthos’ wirbelnden Fluten,
Wo ein geliebtes Weib und ein zarter Sohn mir zurückblieb,
Auch der Habe so viel, als nur ein Darbender wünschet.
Aber auch so ermahn ich die Lykier, eifere selbst auch,
Meinem Mann zu begegnen, wiewohl nichts solches mir hier ist,
Welches hinweg mir trüg ein Danaer oder entführte.
Doch du stehst da selber, und auch nicht andere treibst du,
Auszuharren im Volk und Schutz zu schaffen den Weibern.
Daß nur nicht, wie gefangen im weiteinschließenden Zuggarn,
Ihr feindseligen Männern zu Raub und Beute dahinsinkt,
Welche sie bald austilgten, die Stadt voll prangender Häuser!
Dir ja gebührt’s, das alles bei Tag und Nacht zu besorgen,
Flehend umher den Fürsten der fernberufenen Helfer,
Rastlos hier zu bestehn und nicht zu drohen mit Vorwurf!
Also sprach Sarpedon, das Herz verwundend dem Hektor.
Schnell vom Wagen herab mit den Rüstungen sprang er zur Erde.
Schwenkend die spitzigen Lanzen, durchwandelt’ er alle Geschwader,
Rings ermahnend zum Kampf, und erweckte die tobende Feldschlacht.
Jene nun wandten die Stirn und begegneten kühn den Achaiern;
Argos’ Volk dort harrte, gedrängt in Scharen und furchtlos.
Doch wie der Wind hinträget die Spreu durch heilige Tennen
Unter der Wurfeler Schwung, wann die gelbgelockte Demeter
Sondert die Frucht und die Spreu im Hauch andrängender Winde
(Fern dann häuft das weiße Gestöber sich): also umzog nun
Weiß von oben der Staub die Danaer, den durch die Heerschar
Hoch zum ehernen Himmel emporgeschlagen die Rosse,
Wieder zum Kampf anrennend, da rings umwandten die Lenker.
Rasch mit der Hände Gewalt vorstrebten sie. Aber in Nacht nun
Hüllte der tobende Ares die Schlacht, zum Schirme den Troern,
Wandelnd um jegliche Schar, und richtete aus die Ermahnung,
Was ihn Phöbos Apollon mit goldenem Schwerte geheißen,
Trojas Volke den Mut zu erhöhn, als Pallas Athene
Scheiden er sah, die dort als Helferin ging den Achaiern.
Jener entsandt’ Äneias nunmehr aus des prangenden Tempels
Heiligtum und erfüllte mit Kraft den Hirten der Völker.
Plötzlich trat zu den Seinen der Herrliche; aber mit Freude
Schaueten sie, daß lebend und unverletzt er daherging
Und voll tapferen Mutes; allein ihn fragete keiner;
Denn es verbot das Geschäft, das sonst Apollon erregte,
Ares der Würger zugleich und die rastlos lechzende Eris.
Aber die Ajas beid und Odysseus samt Diomedes
Trieben daher zum Kampfe die Danaer, welche von selbst auch
Weder dem Drang der Troer erzitterten, weder dem Feldruf;
Sondern sie harreten fest, dem Gewölk gleich, welches Kronion
Stellt’ in ruhiger Luft auf hochgescheitelten Bergen,
Unbewegt, weil schlummert des Boreas Wut und der andern
Vollandrängenden Winde, die bald die schattigen Wolken
Mit lautbrausendem Hauche zerstreut auseinander dahinwehn:
Also standen dem Feind die Danaer ruhig und furchtlos.
Atreus’ Sohn durcheilte die Heerschar, vieles ermahnend:
Seid nun Männer, o Freund’, und erhebt euch tapferen Herzens!
Ehret euch selbst einander im Ungestüme der Feldschlacht!
Denn wo sich ehrt ein Volk, stehn mehrere Männer denn fallen.
Doch den Fliehenden wird nicht Ruhm gewährt noch Errettung!
Rief’s und entsandte den Speer mit Gewalt; und im vorderen
Treffen Streckt’ er Deikoon hin, den Freund des edlen Äneias,
Pergasos’ Sohn, den hoch wie Priamos’ Söhne die Troer
Ehrten; denn rasch war jener, im Vorderkampfe zu kämpfen.
Diesem traf mit der
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