Ilias
Kerker,
Und er verschmachtete schier, der unersättliche Krieger,
Wenn nicht der Brut Stiefmutter, die reizende Eeriböa,
Solches dem Hermes gesagt; der stahl von dannen den Ares,
Kraftlos schon und ermattet, denn hart bezwang ihn die Fessel.
Here auch trug’s, als einst Amphitryons mächtiger Sohn ihr
Mit dreischneidigem Pfeil an der rechten Seit in den Busen
Traf; da hätte sie fast unheilbare Schmerzen empfangen.
Selbst auch Aides trug’s, der gewaltige Schattenbeherrscher,
Als ihn eben der Mann, der Sohn des Ägiserschüttrers,
Unten am Tor der Toten mit schmerzendem Pfeile verwundet.
Aber er stieg zum Hause des Zeus und dem hohen Olympos,
Trauernd das Herz, durchdrungen von wütender Pein; denn geheftet
War in der mächtigen Schulter der Pfeil und quält’ ihm die Seele.
Doch ihm legt’ auf die Wunde Päeon lindernden Balsam,
Und er genas; denn nicht war sterbliches Los ihm beschieden.
Kühner, entsetzlicher Mann, der frech, nicht achtend des Frevels,
Sein Geschoß auf Götter gespannt, des Olympos Bewohner!
Jenen erregte dir Zeus’ blauäugige Tochter Athene.
Tor! er erwog nicht solches, der Sohn des mutigen Tydeus,
Daß nicht lange besteht, wer wider Unsterbliche kämpfet,
Daß nicht Kinder ihm einst an den Knien: mein Väterchen! stammeln,
Ihm, der gekehrt aus Krieg und schreckenvoller Entscheidung.
Darum hüte sich jetzt, wie tapfer er sei, Diomedes,
Daß nicht stärker denn du ein anderer gegen ihn kämpfe;
Daß nicht Ägialeia, die sinnige Tochter Adrastos’,
Einst aus dem Schlaf aufschluchzend die Hausgenossen erwecke,
Schwermutsvoll um den Jugendgemahl, den besten Achaier,
Sie, das erhabene Weib von Tydeus’ Sohn Diomedes!
Sprach’s und trocknete jener mit beiden Händen die Wunde;
Heil ward jetzo die Hand, und besänftiget ruhten die Schmerzen.
Aber es schauten daher Athen’ und die Herrscherin Here,
Und mit stichelnden Worten erregten sie Zeus Kronion.
Also redete Zeus’ blauäugige Tochter Athene:
Vater Zeus, ob du solches verargen mir wirst, was ich sage?
Sicher bewog nun Kypris ein schönes achaiisches Weiblein,
Mitzugehn zu den Troern, die jetzt unmäßig sie liebet;
Dort vielleicht am Gewande der holden Achaierin streichelnd,
Hat sie mit goldener Spange die zarte Hand sich geritzet.
Lächelnd vernahm’s der Vater des Menschengeschlechts und der Götter,
Rief sie heran und sprach zur goldenen Aphrodite:
Töchterchen, dein Geschäft sind nicht die Werke des Krieges.
Ordne du lieber hinfort anmutige Werke der Hochzeit.
Diese besorgt schon Ares, der Stürmende, und Athenäa.
Also redeten jen’ im Wechselgespräch miteinander.
Dort auf Äneias stürzte der Rufer im Streit Diomedes,
Wissend zwar, daß selber Apollons Hand ihn bedeckte.
Doch nicht scheut’ er den Gott, den gewaltigen, sondern begierig
Strebt’ er zu töten den Held und die prangende Rüstung zu rauben.
Dreimal stürzt’ er hinan, voll heißer Begier, zu ermorden,
Dreimal erregte mit Macht den leuchtenden Schild ihm Apollon.
Als er das viertemal drauf anstürmete, stark wie ein Dämon,
Rief mit schrecklichem Drohn der treffende Phöbos Apollon:
Hüte dich, Tydeus’ Sohn, und weiche mir! Nimmer den Göttern
Wage dich gleich zu achten; denn gar nicht ähnlichen Stammes
Sind unsterbliche Götter und erdumwandelnde Menschen!
Jener sprach’s; da entwich mit zauderndem Schritt Diomedes,
Scheuend den furchtbaren Zorn des treffenden Phöbos Apollon.
Doch den Äneias enttrug dem Schlachtgetümmel Apollon,
Wo sein Tempel ihm stand auf Pergamos’ heiliger Höhe.
Sein dort pflegeten Leto und Artemis, froh des Geschosses,
Drinnen im heiligsten Raum, ihm Kraft und Herrlichkeit schenkend.
Jener schuf ein Gebild, der Gott des silbernen Bogens,
Selbst dem Äneias gleich an Gestalt und jeglicher Rüstung;
Und um das Bild die Troer und hochbeherzten AchaierHaueten wild einander umher an den Busen die Stierhaut Schöngeründeter Schild’ und leichtgeschwungener Tartschen. Doch zum tobenden Ares begann nun Phöbos Apollon:
Ares, o Ares voll Mord, Bluttriefender, Mauernzertrümmrer!
Möchtest du nicht den Mann aus der Schlacht hingehend vertreiben,
Tydeus’ Sohn, der anjetzt wohl Zeus, den Vater, bekämpfte?
Kypris traf er zuerst, die Hand am Knöchel verwundend,
Aber darauf mich selber bestürmet’ er, stark wie ein Dämon!
Dieses gesagt, ging jener, auf Pergamos’ Höhe sich setzend.
Aber die Troer durcheilt’ und ermunterte Ares, der Wütrich,
Akamas gleich an
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