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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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zur Schwelle hinan und rief den Mägden des Hauses:
    Auf wohlan, ihr Mägde, verkündiget schnell mir die Wahrheit:
    Wohin ging die schöne Andromache aus dem Palaste?
    Ob sie zu Schwestern des Manns, ob zu stattlichen Frauen der Schwäger
    Oder zum Haus Athenens sie eilete, wo auch die andern
    Lockigen Troerinnen die schreckliche Göttin versöhnen?
    Ihm antwortete drauf die emsige Schaffnerin also:
    Hektor, weil du gebeutst, die Wahrheit dir zu verkünden:
    Nicht zu den Schwestern des Manns, noch zu stattlichen Frauen der Schwäger
    Oder zum Haus Athenens enteilte sie, wo auch die andern
    Lockigen Troerinnen die schreckliche Göttin versöhnen,
    Sondern den Turm erstieg sie von Ilios, weil sie gehöret,
    Daß der Achaier Macht siegreich die Troer bestürme.
    Eben geht sie hinaus mit eilendem Schritte zur Mauer,
    Einer Rasenden gleich, und die Wärterin trägt ihr das Kind nach.
    Also sprach zu Hektor die Schaffnerin, schnell aus der Wohnung
    Eilt’ er den Weg zurück durch die wohlbebaueten Gassen.
    Als er das skäische Tor, die gewaltige Feste durchwandelnd,
    Jetzo erreicht’, wo hinaus sein Weg ihn führt’ ins Gefilde,
    Kam die reiche Gemahlin Andromache eilenden Laufes
    Gegen ihn her, des edlen Eetions blühende Tochter
    (Denn Eetion wohnt’ am waldigen Hange des Plakos,
    In der plakischen Thebe, Kilikiens Männer beherrschend,
    Und er vermählte die Tochter dem erzumschimmerten Hektor).
    Diese begegnet’ ihm jetzt; die Dienerin aber, ihr folgend,
    Trug an der Brust das zarte, noch ganz unmündige Knäblein,
    Hektors einzigen Sohn, dem schimmernden Sterne vergleichbar.
    Hektor nannte den Sohn Skamandrios, aber die andern
    Nannten Astyanax ihn; denn allein schirmt’ Ilios Hektor.
    Siehe, mit Lächeln blickte der Vater still auf das Knäblein;
    Aber neben ihn trat Andromache, Tränen vergießend,
    Drückt’ ihm freundlich die Hand und redete, also beginnend:
    Trautester Mann, dich tötet dein Mut noch! Und du erbarmst dich
    Nicht des stammelnden Kindes noch mein, des elenden Weibes.
    Ach, bald Witwe von dir! Denn dich töten gewiß die Achaier,
    Alle daher dir stürmend! Allein mir wäre das beste,
    Deiner beraubt, in die Erde hinabzusinken; denn weiter
    Ist kein Trost mir übrig, wenn du dein Schicksal vollendest,
    Sondern Weh! Und ich habe nicht Vater mehr noch Mutter!
    Meinen Vater erschlug ja der göttliche Streiter Achilleus
    Und verheerte die Stadt, von kilikischen Männern bevölkert,
    Thebe mit ragendem Tor; den Eetion selber erschlug er,
    Doch nicht nahm er die Waffen, denn graunvoll war der Gedank’ ihm,
    Sondern verbrannte den Held mit dem künstlichen Waffengeschmeide,
    Häufte darauf ihm ein Mal, und rings mit Ulmen umpflanzten’s
    Bergbewohnende Nymphen, des Ägiserschütterers Töchter.
    Sieben waren der Brüder mir dort in unserer Wohnung;
    Diese wandelten all am selbigen Tage zum Ais;
    Denn sie all erlegte der mutige Renner Achilleus
    Bei weißwolligen Schafen und schwerhinwandelnden Rindern.
    Meine Mutter, die Fürstin am waldigen Hange des Plakos,
    Führet’ er zwar hieher mit anderer Beute des Krieges;
    Doch befreit’ er sie wieder und nahm unendliche Lösung;
    Aber sie starb durch Artemis’ Pfeil im Palaste des Vaters.
    Hektor, siehe du bist mir Vater jetzo und Mutter
    Und mein Bruder allein, o du mein blühender Gatte!
    Aber erbarme dich nun und bleib allhier auf dem Turme!
    Mache nicht zur Waise das Kind und zur Witwe die Gattin!
    Stelle das Heer dorthin bei dem Feigenbaume; denn dort ist
    Leichter die Stadt zu ersteigen und frei die Mauer dem Angriff.
    Dreimal haben ja dort es versucht die tapfersten Krieger,
    Kühn um die Ajas beid und den hohen Idomeneus strebend,
    Auch um des Atreus Söhn’ und den starken Held Diomedes,
    Ob nun jenen vielleicht ein kundiger Seher geweissagt
    Oder auch selbst ihr Herz aus eigener Regung sie antreibt.
    Ihr antwortete drauf der helmumflatterte Hektor:
    Mich auch härmt das alles, o Trauteste, aber ich scheue
    Trojas Männer zu sehr und die saumnachschleppenden Weiber,
    Wenn ich hier, wie ein Feiger, entfernt das Treffen vermeide.
    Auch verbeut es mein Herz; denn ich lernete, tapferen Mutes
    Immer zu sein und voran mit Trojas Helden zu kämpfen,
    Schirmend zugleich des Vaters erhabenen Ruhm und den meinen!
    Zwar das erkenn ich gewiß in des Herzens Geist und Empfindung:
    Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt,
    Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs.
    Doch nicht kümmert mich so der Troer künftiges

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