Ilium
Griechische, »dass Sie hier nicht in Sicherheit sind. Vor dem Krieg, meine ich. Wenn es schlecht läuft, wird die ganze Erde …«
»Ich weiß. Ich habe zugehört«, sagt Nightenhelser. »Ich bleibe hier.«
Wir stehen beide auf. Ich berühre das QT-Medaillon und lasse die Hand wieder sinken. »Sie haben hier eine Frau«, mutmaße ich.
Nightenhelser zuckt die Achseln. »Ich habe den Leuten ein paar Tricks mit meinem Morpharmband, dem Taser und anderen Spielsachen vorgeführt. Die haben den Stamm beeindruckt. Zumindest haben sie so getan, als wären sie beeindruckt.« Er lächelt auf seine ironische Art. »Es ist eine kleine Gruppe und ein großes, leeres Land, Thomas. Keine anderen Menschen, auf viele Kilometer im Umkreis. Sie brauchen neue DNA in ihrem kleinen Genpool hier.«
»Tja, dann an die Arbeit«, sage ich und klopfe ihm auf die Schulter. Ich berühre erneut das Medaillon, aber dann fällt mir noch etwas ein. »Wo ist Ihr Morpharmband? Der Taserstab?«
»Das hat mir Patroklos alles abgenommen.«
Ich schaue mich um und lege die Hand ans Heft meines Schwerts.
»Keine Angst, der ist längst weg«, sagt Nightenhelser.
»Wohin?«
»Er meinte, er wolle nach Ilium zurück, um sich seinem Freund Achilles anzuschließen. Dann hat er mich gefragt, in welcher Richtung Ilium liege. Ich habe nach Osten gezeigt. Er ist in diese Richtung gegangen … und hat mich am Leben gelassen.«
»Gütiger Himmel«, sage ich leise. »Während wir hier miteinander reden, durchschwimmt er wahrscheinlich gerade den Atlantik.«
»Wäre ihm durchaus zuzutrauen.« Nightenhelser streckt die Hand aus, und ich schüttle sie. Nach diesen intensiven Wochen der Unterarmgriffe ist es sehr seltsam, jemandem die Hand zu geben. »Alles Gute, Hockenberry. Ich glaube nicht, dass wir uns noch mal wiedersehen.«
»Wahrscheinlich nicht«, sage ich. »Alles Gute, Nightenhelser.«
Meine Hand liegt am QT-Medaillon, bereit, die Skalenscheibe zu drehen, als der Scholiker – der ehemalige Scholiker – mir auf die Schulter tippt.
»Hockenberry?« Er nimmt rasch die Hand weg, damit er nicht aus Versehen mit mir teleportiert, wenn ich davonqte. »Steht Ilium noch?«
»O ja. Ilium steht noch.«
»Wir wussten immer, was passieren würde«, sagt Nightenhelser. »Neun Jahre, und wir wussten immer – innerhalb einer kleinen Fehlerspanne –, was als Nächstes passieren würde. Welcher Mensch oder Gott was tun würde. Wer sterben würde und wann. Wer am Leben bleiben würde.«
»Ich weiß.«
»Das ist einer der Gründe, weshalb ich hier bleiben muss, bei ihr«, sagt Nightenhelser und schaut mir in die Augen. »Jede Stunde, jeden Tag, jeden Morgen weiß ich nicht, was als Nächstes passieren wird. Das ist einfach wunderbar.«
»Ich verstehe«, sage ich. Und das stimmt auch.
»Wissen Sie, was dort als Nächstes passieren wird?«, fragt Nightenhelser. »In Ihrer neuen Welt?«
»Keine Ahnung.« Ich merke, dass ich wild, fröhlich und wahrscheinlich Furcht erregend grinse; in mir ist jetzt nichts mehr von einem kultivierten Scholiker oder Gelehrten übrig. »Aber es wird verdammt interessant sein, es herauszufinden.«
Ich drehe das QT-Medaillon und verschwinde.
PERSONENVERZEICHNIS
Achäer (Griechen)
Achilles Sohn des Peleus und der Göttin Thetis, grimmigster der griechischen Helden, dem als Schicksal in die Wiege gelegt wurde, entweder bei Troja von Hektors Hand jung zu sterben und ewigen Ruhm zu erlangen oder ein langes, wenig beachtenswertes Leben zu führen.
Odysseus Sohn des Laertes, Herrscher von Ithaka, Gemahl von Penelope, listenreicher Stratege, ein Günstling der Göttin Athene.
Agamemnon Älterer Sohn des Atreus, Oberbefehlshaber der Achäer, Gemahl von Klytämnestra. Agamemnons Beharren darauf, sich Achilles’ Sklavin Briseis zu nehmen, löst die zentrale Krise der Ilias aus.
Menelaos Jüngerer Sohn des Atreus, Bruder Agamemnons, Gemahl Helenas.
Diomedes Sohn des Tydeus, Anführer der Achäer und ein solch grimmiger Krieger, dass ihm in der Ilias eine Aristie gewährt wird (eine Geschichte innerhalb der Geschichte, in der er seinen persönlichen Heldenmut im Kampf beweisen kann), nur übertroffen von Achilles’ Raserei am Schluss.
Patroklos Sohn des Menoitios, Achilles’ bester Freund, dem es in der Ilias bestimmt ist, von Hektors Hand zu sterben.
Nestor Sohn des Neleus und ältester der achäischen Anführer, »der tönende Redner von Pylos«, neigt im Rat zu weitschweifigen Tiraden.
Phönix Sohn des Amyntor, älterer
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