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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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langen, verwirrten Augenblick auf die kunstvolle Arbeit. Nichts ergab einen Sinn. Warum hatten die Wachen voller Entsetzen aufgeschrien, als sie das Brandmal gesehen hatten? Es war nichts weiter als ein Quadrat voller bedeutungsloser Schnörkel. Das brillanteste von allen? Es war symmetrisch, zugegeben, doch brillant? Langdon drehte es in der Hand, doch es blieb unleserliches Kauderwelsch.
    Er spürte eine Hand auf der Schulter und blickte auf in der Erwartung, Vittoria zu sehen. Doch die Hand war blutverschmiert. Sie gehörte Maximilian Kohler, der sich in seinem Rollstuhl regte.
    Langdon ließ das Brandeisen fallen und rappelte sich auf. Kohler lebt noch!
    Der sterbende Generaldirektor von CERN saß zusammengesunken in seinem Rollstuhl und atmete nur noch schwach und mühsam. Sein Blick begegnete Langdons – der gleiche steinerne Blick, der Langdon bereits in CERN früher am Tag begrüßt hatte. Im Sterben sahen die Augen noch härter aus, alle Verachtung und Feindseligkeit wurde offenbar.
    Der Körper des Wissenschaftlers bebte, und Langdon spürte, dass er sich bewegen wollte. Alle anderen im Raum konzentrierten sich auf den Camerlengo. Langdon wollte sie alarmieren, brachte aber keinen Laut hervor. Mit unsäglicher Anstrengung hob Kohler die Hand und zerrte ein kleines elektronisches Gerät aus der Armlehne seines Rollstuhls. Es war nicht größer als eine Streichholzschachtel. Er hielt es Langdon zitternd hin. Einen Augenblick lang fürchtete Robert, es könnte eine weitere Waffe sein, doch es war etwas anderes.
    »Geben Sie…«, Kohlers letzte Worte waren ein gurgelndes Röcheln. »Geben Sie das hier… den Medien.« Er brach zusammen, und das Gerät landete in seinem Schoß.
    Schockiert betrachtete Langdon das Gerät. Es war elektronisch, und auf der Vorderseite stand SONY RUVI. Langdon erkannte es als einen jener neuen, ultrakleinen Camcorder. Zur Hölle mit diesem Mistkerl, dachte Langdon. Offensichtlich hatte Kohler eine Art Abschiedsbotschaft aufgenommen, die von den Medien ausgestrahlt werden sollte… ohne Zweifel irgendein Sermon über die Bedeutung der Wissenschaft und die Übel der Religion. Langdon kam zu dem Entschluss, dass er in dieser Nacht bereits zur Genüge von diesem Mann manipuliert worden war. Bevor Chartrand den Camcorder sah, schob er ihn in seine tiefste Jackentasche. Kohlers letzte Botschaft soll in der Hölle verrotten!
    Es war die Stimme des Camerlengos, die schließlich die Stille durchbrach. Er versuchte sich aufzurichten. »Die Kardinale!«, ächzte er.
    »Sind noch immer in der Sixtinischen Kapelle eingeschlossen, Monsignore!«, rief Chartrand erschrocken. »Hauptmann Rocher hat befohlen…«
    »Evakuieren… augenblicklich! Jeden!«
    Chartrand sandte einen seiner Hellebardiere zur Kapelle, um die Kardinale zu befreien. Der Mann rannte davon, so schnell er konnte.
    Der Camerlengo verzog das Gesicht vor Schmerz. »Helikopter… vor dem Eingang… bringt mich in ein Krankenhaus!«
     

115.
     
    Der Pilot der Schweizergarde im Cockpit des Hubschraubers vor dem Petersdom rieb sich die Schläfen. Das Chaos auf dem Platz draußen war so laut, dass es selbst das Geräusch der im Leerlauf drehenden Rotoren übertönte. Das dort war keine ernste Nachtwache im Schein brennender Kerzen. Der Pilot war erstaunt, dass es noch keinen Aufruhr gegeben hatte.
    Weniger als fünfundzwanzig Minuten vor Mitternacht standen die Menschen dichter gedrängt als je zuvor. Einige beteten, andere weinten, wieder andere riefen Obszönitäten und verkündeten, dass die Kirche nichts anderes verdient habe. Manche rezitierten monoton apokalyptische Bibelverse.
    Die Kopfschmerzen des Piloten wurden zu einem hämmernden Pochen, als die Scheinwerfer der Übertragungswagen über die Windschutzscheibe des Helikopters glitten. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er auf die Menschenmassen. Transparente wurden über den Köpfen geschwenkt:
     
    ANTIMATERIE IST DER ANTICHRIST! 
    WISSENSCHAFTLER = SATANSANBETER! 
    WO IST UNSER GOTT JETZT?
     
    Der Pilot stöhnte, und seine Kopfschmerzen wurden unerträglich. Er überlegte bereits, ob er die Schutzplane für die Kanzelscheibe herausnehmen und auflegen sollte, um das Treiben nicht mit ansehen zu müssen, doch er wusste, dass es nur eine Frage weniger Minuten war, bis er wieder starten würde. Leutnant Chartrand hatte soeben die schrecklichen Neuigkeiten per Funk durchgegeben. Der Camerlengo war von Maximilian Kohler angegriffen und schwer verletzt worden. Leutnant

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